[Dr. Klaus]

Interessant, dass GB weniger in die Leichtathletik investiert als Deutschland (wenn auch "nur" 2 Mio. Pfund im aktuelle Olympiazyklus) ...


In Frankreich wird zb gar nicht bis kaum in die zweite Garde seit einigen Jahren investiert, wofür sie in Tokio eindrucksvoll die Quittung bekommen haben. In Rio hatten sie immerhin noch 6 Medaillen. 
Von daher ist die Unterstützung in Deutschland schon nicht soooo schlecht in Westeuropa.


Nun ja, dafür investiert man -wenn man die Medaillenausbeute insgesamt betrachtet - mehr in andere Sportarten, die vielleicht medaillenträchtiger sind, weil man nicht wie z.B. in den Laufdisziplinen gegen die ganze Welt antreten muss. ( Einschub: Deshalb ist natürlich ein 8.Platz von Koko viel höher einzuschätzen als eine Goldmedaille im Kanu-Vierer).
Frankreich liegt in der Medaillenwertung vor Deutschland. Die Medaillen"inzidenz" auf 1 Mio Einwohner ist:
Neuseeland: 4,16; Holland: 2,1; Australien: 1,8; England: 0,96; Frankreich: 0,51; Deutschland: 0,44; USA: =,34; China: 0,06! Sagt uns das was und wenn was?

[dominikk85]

GB profitiert vermutlich auch noch immer ein wenig von der Förderung für 2012, das wird in den nächsten Jahren aber auslaufen, viele von den erfolgreichen Rad und schwimm stars sind z. B schon ziemlich alt, die werden 2024 weniger Erfolg haben.

[Oliver]

Insgesamt gab es aus meiner Sicht mehr Enttäuschungen als positive Überraschungen. Daher kann man mit dem Abschneiden nicht ganz zufrieden sein. Sehr viele Athletinnen und Athleten waren aber innerhalb ihres aktuellen Leistungsvermögens. Aus diesem Grund war für mich z.B. Pryzbylko kein Ausfall, da seine Saison kein besseres Abschneiden erwarten ließ.

Besser:
Joshia Abuaku, Luke Campbell, Fabian Heinle, Julian Weber, Niklas Kaul, Alexandra Burghardt, Caterina Granz, Deborah Schöneborn, Marie-Laurence Jungfleisch, Malaike Mihambo, Kristin Pudenz, Carolin Schäfer

Im erwarteten Bereich:
Amos Barteslmeyer, Robert Farken, Mohamed Mohumed, Amanal Petros, Hendrik Pfeiffer, Richard Ringer, Karl Bebendorf, Constantin Preis, Mateusz Pryzbylko, Bo Kanda Lita Baehre, Oleg Zernikel, Tristan Schwanke, Tatjana Pinto, Lisa Maria Kwayie, Jessica-Biance Wessoly, Katharina Trost, Konstanze Klosterhalfen, Melat Kejeta, Katharina Steinruck, Elena Burkard, Gesa Krause, Lea Meyer, Carolina Krafzik, Maryse Luzolo, Sara Gambetta, Mareike Steinacker, Claudine Vita, Vanesa Grimm

Schlechter:
Steven Müller, Marvin Schlegel, Gregor Traber, Torben Blech, Max Heß, Bernhard Seifert, Daniel Jasinski, David Wrobel, Johannes Vetter, Kai Kazmirek, Corinna Schwab, Christina Hering, Hanna Klein, Ricarda Lobe, Imke Onnen, Neele Eckhardt, Kristin Gierisch, Katharina Maisch, Christina Schwanitz, Samantha Borutta, Christin Hussong

[Nanobot]

Anzahl Top 8 Platzierungen einiger ausgewählter Nationen:
Kanada: 15
GB/Australien: 14
Deutschland/Polen: 13
Niederlande: 12
Italien: 10
Frankreich: 8

Beobachtungen:
- Polen nicht mit mehr Top 8 Ergebnissen als Deutschland, aber 3 x so viele Medaillen, da die Medaillengaranten (Hammerwurf m/f, Speerwurf f, 4 x 400 f) geliefert haben
- Niederlande/Italien mit weniger Top 8 Ergebnissen als Deutschland aber mit deutlich besserer Medaillenbilanz
- Frankreich überraschend schwach, Kanada und Australien überraschend stark. Vor allem die Stärke Kanadas im Laufbereich finde ich "beeindruckend".
- Die deutschen Männer im Lauf-/Sprung-/Wurfbereich nur mit einer einzigen Top 8 Platzierung im Einzel (Weber)

Ich denke wenn man im Medaillenspiegel wieder dorthin kommen möchte, wo man 2012 war, müsste man sich wieder auf die technischen Disziplinen konzentrieren und dort "stabile" Medaillengaranten (wie früher R. Harting, Storl, Heidler, Schwanitz) aufbauen. Von allen Athleten die wir in Paris wiedersehen könnten, haben nur Krause und Mihambo bei mehr als einer WM/Olympia eine Medaille gewonnen. Wenn man so eine wahnsinnige "Fluktuation" hat, dann kann man gar nicht genug Medaillenkandidaten entwickeln um regelmäßig ca. 8 Medaillen zu gewinnen.

[DerC]

Alles nicht so schlimm. Blos keine Kritik. Wir lieben unsere leistungslose Wohlstandsgesellschaft. Niemand soll gefordert werden.

So sieht halt jeder die Welt mit anderen Augen, aber bei manchen grenzt es eben mindestens an Wahrnehmungsstörungen. Erzähl das von der leistungslosen Wohlstandsgesellschaft mal der Arzthelferin, die im Labor Schichtdienst macht, den Krankenpfleger*innen oder oder oder ...

Dumme Pauschalurteile werden durchs Nachplappern nicht wahrer.

[frontrunner800]

Die Deutsche Leichtathletik ist auf Weltniveau kaum noch konkurrenzfähig. Direkt nach der Wiedervereinigung haben die Werfer die Bilanzen lange noch aufpoliert. Das Werferland Deutschland gibt es auch nicht mehr. Höhepunkt des Niedergangs in diesem Bereich: Tokio 2020 – in acht Entscheidungen gab es nur eine Medaille.
Wieviele Medaillen habe deutsche Läuferinnen und Läufer bei fünf Olympischen Spielen seit dem Jahre 2004 geholt? Eine unbestreitbar desaströse Bilianz, eigentlich surreal anmutend.
Auch in Europa haben eine Reihe von Nationen Deutschland abgehängt.
Einige hervorragend talentierte Athletinnen verlassen Deutschland, um in anderen Ländern unter besseren Bedingungen zu trainieren.
Schon lange verfolge ich den Niedergang der Deutschen Leichtathletik, seit den Olympischen Spielen 2008 in Peking habe ich hier im Forum (Vorgängerforum) immer wierder kritisch dazu Stellung genommen.
Ich sehe keine Chance mehr auf eine Besserung, im Gegenteil, wenn ich es recht überdenke, könnte sich der Nierdergang eher noch weiter fortsetzen.

[Paragraf]

Man mag sich ja über die italienischen Erfolge wundern, aber man kann es auch übertreiben:

"Die Siege lösen Staunen aus. Annett Stein, Chefbundestrainerin des deutschen Verbandes, sah Tamberi auf einem Niveau mit Europameister Mateusz Przybylko aus Leverkusen. In dem Umstand, dass er nach langer Verletzung und Corona-Erkrankung nun einen Höhenflug hat, sieht sie auch Fragezeichen"

Inhttps://www.faz.net/aktuell/sport/olympi...76123.html

Deutsche Schönfärberei, alle, die besser sind, sind böse.

[runner5000]

Also Tamberi auf einem Niveau mit Przybylko zu sehen, ist ja schon sehr naiv! 
Klar hatte er auch einige schlechte Wettkämpfe dieses Jahr, aber eben auch viele gute.
Er ist dieses Jahr schon 2,30 2,31 2,32 2,33 2,34 und 2x 2,35 gesprungen.

[frontrunner800]

Also Tamberi auf einem Niveau mit Przybylko zu sehen, ist ja schon sehr naiv! 
Klar hatte er auch einige schlechte Wettkämpfe dieses Jahr, aber eben auch viele gute.
Er ist dieses Jahr schon 2,30 2,31 2,32 2,33 2,34 und 2x 2,35 gesprungen.



Damit will sie von der eigentlichen Misere, dem enttäuschenden Abschneiden des DLV, doch nur ablenken. Warum hat sie nicht die Traute sich hinzustellen und zu sagen: OK, es war schlecht, wir machen hier und jetzt sofort eine Zäsur, und wir erfinden uns neu. Dies wäre dringend notwendig.

[Nanobot]

Man mag sich ja über die italienischen Erfolge wundern, aber man kann es auch übertreiben:

"Die Siege lösen Staunen aus. Annett Stein, Chefbundestrainerin des deutschen Verbandes, sah Tamberi auf einem Niveau mit Europameister Mateusz Przybylko aus Leverkusen. In dem Umstand, dass er nach langer Verletzung und Corona-Erkrankung nun einen Höhenflug hat, sieht sie auch Fragezeichen"

Inhttps://www.faz.net/aktuell/sport/olympi...76123.html

Deutsche Schönfärberei, alle, die besser sind, sind böse.


Verstehe den kritischen Blick von Stein auf Italien, aber:
1) Tamberi musst man mit Sicherheit höher einschätzen als Przybylko und man könnte ja auch bei sich selbst ansetzen und fragen, weshalb Pryzbylko quasi durchgängig verletzt ist.
2) Sollte Italien tatsächlich systematisch dopen (wovon ich ausgehe), dann muss man fragen, welche Konsequenzen man daraus ziehen soll. Kanada und GB schaffen es selbst in den stärksten Disziplinen (Laufwettbewerbe) Medaillen zu gewinnen ohne erwischt zu werden und ich denke nicht unbedingt, dass die Anti-Doping-Maßnahmen in diesen Ländern deutlich lascher sind. Realistischerweise würde man selbst dann nicht konkurrenzfähiger werden, wenn man Italien aus dem Verkehr ziehen würde, weil es mehr als genug Länder gibt die diese Lücke füllen würden. Um wettbewerbsfähiger zu werden muss man wohl bei sich selbst ansetzen und selbst wenn es nur damit beginnt, dass nicht mehr die Hälfte der Topathleten verletzt ist oder beim Saisonhöhepunkt nicht die Normalform abruft. Bringen Hussong, Vetter und Kaul ihre Leistungen, dann steht man mit 6 Medaillen und einem ordentlichen Ergebnis da. Wenn dann auch noch Schäfer/Röhler/4x100 m Frauen (Mayer, Lückenkemper) nicht "verletzt" gewesen wären, dann hätte man durchaus bis zu 8 Medaillen gewinnen können. 2016 hat man mMn ebenfalls nicht das vorhandene Potential abgerufen und wenn man mal dort ansetzen würde, dann hätte man wohl genug zu tun.