(07.02.2023, 18:55)Stelvio2017 schrieb:Zitat:Ich bin ja eher auch jemand, der Trainer und junge Athleten ermutigt, den internationalen Konkurrenzkampf zu suchen. Selbst wenn es mal schief geht, so kann die Erfahrung lehrreich und auch motivierend sein. Einige Athletinnen blühen dadurch ja durchaus auch auf (Vanninen/Koscak/Dokter etc.). Andererseits ist so ein Ergebnis wie jetzt in Tallinn auch eine klare Standortbestimmung. Vielleicht auch eine Gelegenheit für alle Beteiligten zu reflektieren, ob man auf dem richtigen Weg ist.
Natürlich soll man sich international vergleichen; aber doch nicht, wenn man offensichtlich noch keine anspechenden Leistungen erzielen kann. Da reichen wirklich Training und kleine Aufbauwettkämpfe in Deutschland aus. Ein guter Trainer kann seine Athletinnen meistens schon anhand der Trainingsleistungen einschätzen.
Zitat:Nach der letzten Sommersaison mit 3 dt. Athletinnen (Sprengel/Riedel/Dehning) unter den top-4 in der U20 Toplist und nicht so weit hinter Vanninen bzw. noch vor Lusti oder Rush hatte ich die Hoffnung, dass sich da etwas entwickeln könnte. Auch der Fokus am Stützpunkt Leverkusen hörte sich ja ganz vielversprechend an. Dass Kienast nach den 2 schweren Verletzungen jetzt im Frankfurter Team Zeit braucht, kann ich verstehen. Aber ansonsten nehmen bei mir die Fragezeichen zu.
Ich sehe die U18- und U20-Erfolge eher als Durchgangsstationen an und ohne großen Wert für die späteren Leistungen. Es sei denn, man hat diese Leistungen noch ohne viel Auswand im harten Bereich erzielt. Ob der Fokus in Leverkusen "zündet", wird die Zeit zeigen. Der deutsche Rekord geht ins 31. Jahr. Es hat sich wahnsinnig viel im wissenschaftlichen Bereich und vor allem in der Verletzungsprophylaxe getan. Die Leistungen drücken diesen Fortschritt absolut nicht aus. Man hinkt hinterher.
Zitat:Und das befeuert auch gleich wieder die Frage, ob das "Campus-Konzept" mit dem Prinzip der kurzen Wege (Ausbildung/Training) - sei es wie in Nauen oder in den USA - dem hiesigen Stützpunktkonzept nicht überlegen ist? Oder liegt es vorrangig an den verantwortlichen Trainern?
Das Campus-Konzept ist unseren Stützpunktkonzepten stark überlegen. Ich durfte diese Formen an drei unterschiedlichen Orten in den USA in den 90er Jahren erleben und verfolge auch die Entwicklungen im Internet sehr akribisch. Daher sollten wir ein Konzept der kurzen Wege entwickeln und erschließen. Genau das habe ich mit meinen Athletinnen getan. Hier muss man in der Regel für jede Möglichkeit kämpfen. Es wird mehr vereitelt als wirklich geholfen. Man hat in den USA hervorragende Trainer:innen, aber auch Personen im Topbereich mit weniger ausgeprägtem Können. Auch die obligatorischen Wettkampfteilnahmen für das Universitätsteam sind nicht immer förderlich. Allerdings haben sehr gute Sportler:innen schon ihre Vorteile an den Universitäten, wovon man hier nur träumen kann.
Mich hat vor allem die Ausstattung der Sport-Universitätsanlagen fasziniert. Es gab in einem Fall das Stadion, daneben ein Gebäude mit Trainerräumen und einem hervorragenden Kraftraum. Die Kopiermöglichkeiten waren für damalige Verhältnisse sensationell im Tempo. Das Stadion war von dem Gebäude aus einsehbar. In etwa 50m Entfernung gab es ein Schwimmbad vom Feinsten für Aquajogging.
Ich habe einen ganz anderen Anspruch an einen hochmodernen Kraftraum für die Leichtathletik als in Leverkusen, Dortmund und Wattenscheid. Auf dem neuesten Stand sieht nach meinem Wissen anders aus!!! Auch auf dem Gebiet gilt wieder: Man muss es auch wissen und das Geld dafür besorgen!
Gertrud