(13.09.2020, 10:16)1000m schrieb: Gertrud, bitte bring doch endlich mal wenigstens EIN konkretes Beispiel! Ich glaube dir, dass du ein enormes Wissen hast und deine Erfolge als Trainerin sind ja offensichtlich. Aber deine Kritik im praktischen Bereich bewegt sich doch sehr im Allgemeinen und "Strukturellen". Wem bringt denn dieses alchemistische Geheimwissen etwas? Gibt es wirklich für jedes strukturell-statische Problem eine Lösung?Eben nicht: Ich setze sehr bewusst die Bedienung der Struktur in den Vordergrund. Die Differenzierung sollte schon ein jeder selbst recherchieren. Da wäre ich morgen noch zugange. Die Arbeit ist enorm.
Beispiel: Wie oft habe ich hier schon geschrieben, dass die TKB nicht die leichtathletischen Bedürfnisse abdeckt, weil die differenzierten aktivierten Muskeln aus der TKB nicht im Lombardschen Paradoxon anspringen. (Wenn ich meine Lunge auf Vordermann bringen möchte, nehme ich dazu auch nicht das Rauchen als Mittel. Einige machen das aber schon. ) Die Muskeln reagieren in den unterschiedlichen Winkeln auch stärker proximal oder distal, so dass keine Protektion der jeweiligen Muskulatur erfolgen kann, wenn ich nicht disziplingerecht arbeiten lasse. Natürlich kommt auch die Forderung der kompletten Gelenkknorpelversorgung hinzu, so dass ich nicht nur die Disziplin, sondern auch die allgemeine Gelenkfunktion in seiner Gesamtheit sehen muss. Folge: Ich muss also die Disziplin mit Übungen im Lombardschen Paradoxon sehen und die Gelenkfunktion im generellen funktionellen Bereich. Zudem sollte ich die Stationen, in denen der Anpressdruck enorm ist, nicht überstrapazieren. Viele lassen die einbeinige Kniebeuge trainieren, was nicht schlecht ist. Sie unterliegt aber auch wieder Eingrenzungen in der Erfolgsquote: Winkel, Hantelbelastungsplatzierung, Gebrauch welcher Geräte...
Zitat:Die Berufsgruppenmitglieder sind nicht alle Narren, aber Menschen mit unterschiedlichem Wissenstand trotz eines ähnlichen Examinastandes. Es kommt sehr darauf an, was diese Menschen nach ihren Examina noch weiterhin einbringen. Die Trickkiste haben nicht alle verfügbar. Da werden sie mir doch zustimmen, dass es starke Unterschiede bei den Ärzten und Trainern gibt.Zitat:Wären dann alle Orthopäden, Physiotherapeuten, Sportmediziner usw. Narren, weil sie nicht für jeden Patienten/Athleten den maßgeschneiderten Lösungsansatz aus ihrer Trickkiste zaubern können? In der Praxis zeigt sich nicht selten, dass viele Menschen mit ihrem orthopädischen Problem leben müssen. Zwar durch Maßnahmen gelindert, aber eben nicht beschwerdefrei. Und so gibt es nach meiner Meinung Athleten, die aufgrund bestimmter "Schwächen" im Bewegungsapparat ein Hochleistungstraining auf Dauer einfach nicht aushalten.
Dieses mit einer Sache zu leben, differenziert auch die Menschen. Ich bin ein Mensch, der sich nicht leicht mit Fehlern abfindet, wenn er sie verinnerlicht hat. Ich habe z.B. bei einem Schüler die Hinwendung zum Kugelstoßen unter meiner Führung versagt, weil ich sein orthopädisches Problem sofort gesehen habe.
Zitat:Die Ischios sind nicht abschließend untersucht, weil die Ergebnisse aus Tierstudien oder Modellstudien stammen. Auch die US-Sprintdrills stehen teilweise unter Beschuss, da man den Late-Swing anders sieht. Die Hamstringanteile sind im Sprintzyklus fast generell innerviert bis auf den early swing. Eine Frage steht z.B. im Raum, warum der Bizeps femoris caput longum am meisten in der LA reißt, obwohl der Semitendinosus teilweise stärker aktiv ist. Es liegt wahrscheinlich an der sehr speziellen Anatomie, wobei man an der Praxis noch "bastelt", bisher aber noch nicht fündig geworden ist.Zitat:Gerade im hier immer wieder diskutierten Bereich Krafttraining (Tiefkniebeuge, Ischiokrural-Mm., Stabi-Training) wäre es doch sehr interessant, einmal konkrete Alternativen von deiner Seite zu erfahren.
Zitat:Z.B.: ein (fiktiver) Athlet hat im Strukturbereich A das Problem B was die Beschwerden C hervorruft und statt den Übungen D mit den Übungen E angegangen wird, weil usw.usw.Ich gebe hier bewusst die Zubringer an, damit jeder seine eigenen Ideen verwirklichen kann. Die Lösungen sind dann viel vielfältiger. Was denken Sie, wie viele Lösungen ich in meinen Fortbildungen schon gezeigt und wie viele Fragen ich schon beantwortet habe? Ich habe auch beim DLV Teile meiner Programme mitgeteilt. Ich denke sehr stark darüber nach. Ich habe heute wirklich den gesamten Morgen bis jetzt mit kleinen Unterbrechungen an Neukonstruktionen gearbeitet, wozu ich zig Ausarbeitungen als Eingrenzungen verwende. Gravierende Fehler werden nicht verziehen. Sie sollten in der Lage sein, bei Vorgaben von mir, Übungen auch selbst zu konstruieren. Nur der Kreative kommt auf Dauer weiter.
Ich hätte als Trainer/Athlet überhaupt keine Hemmung, bestimmte Trainingsinhalte oder spezielle Lösungsansätze bei Problemen offenzulegen.
Gerade viele Topläufer veröffentlichen doch ihre Programme auch, teils sogar über den ganzen Jahresverlauf. Und das Training wird ohnehin bei jedem Athleten individuell angepasst.
Gertrud