16.07.2016, 13:56
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16.07.2016, 14:00 von icheinfachma.)
Mir ist dazu keine Untersuchung bekannt und ich glaube, dass eine wissenschaftliche Untersuchung das Problem nicht in seiner Komplexität untersuchen kann. Eine Studie kann einen einfachen Zusammenhang, z.B. verschiedene Reihenfolgen in Abhängigkeit von der anschließend gezeigten Sprintleistung untersuchen. Aber sie kann daraus keine Ableitungen für den realen Wettkampfsport liefern:
Eine Studie wird immer nur mit Freizeitsportlern oder Nachwuchsathleten durchgeführt, weil man aus dem Topbereich nicht genug Probanden bekommen kann. Ein Topsprinter ist aber koordinativ ganz anders ausgebildet. Außerdem dient das Sprint-ABC auch der koordinativen Einarbeitung, dem "Hineinkommen" in das technisch saubere Sprinten. Da hat aber jeder Sportler mit den Jahren seine eigene Strategie entwickelt, wie er das am besten anstellt. Manche legen z.B. mehr Gewicht auf Sprint-ABC, andere mehr auf submaximale Sprints bzw. Steigerungsläufe. Auch die Auswahl der Übungen unterscheidet sich stark.
Speziell in Deutschland wird eine zeitgemäße Sprinttechnik, wie sie in den USA schon langjährig (erfolgreich) gelehrt wird, erst seit kurzem genutzt und entsprechend gering sind die Erfahrungen. Es gibt aber auch nach wie vor bei der DM eine Mehrheit der Sprinter, die keine Weltklassetechnik läuft - es sind ja auch nicht alles Weltklassesportler bei der DM. Einige zeigen sogar gravierende Fehler. Und da weiß man nie, ob das an koordinativen Defiziten oder an einem schlechten Techniktraining liegt. Insofern kann man davon ausgehen, dass es viele DM-Teilnehmer gibt, die eigentlich gar keine Ahnung von Sprinttechnik haben und sich dementsprechend in der Erwärmung auch nicht auf eine nicht-vorhandene Technik vorbereiten können. Viele Übungen sind aus den USA eingeführt, werden hier aber von vielen Trainern nicht hinsichtlich Zweck und muskulärer Beanspruchung verstanden und darum mitunter falsch ausgeführt oder falsch platziert. An deutschen Sprintern würde ich mich also nicht orientieren, solange sie nicht eine blitzsaubere Technik laufen oder eine auffallende Technikentwicklung durchlaufen haben. Mir gefallen z.B. die Techniken von Keshia Kwadwo ganz gut (bis auf die Arme). Auch Lückenkemper und Mayer haben sich deutlich verbessert. Es gibt noch viel mehr Beispiele, aber im Nachwuchsbereich wird man wohl in Zukunft in der Hinsicht besseres Training machen, weil auch der DLV in den letzten Jahren versucht, aktuelles Trianingswissen in die Trainingsstrukturen einzupflegen. Bei den "fertigen" Athleten ist da der Zug mittlerweile abgefahren, es haben aber auch Sprotler wie Jacubzcyk geschafft, ihre Technik zu überholen und davon profitiert. Bei anderen Sprintern wie Knipphals sieht man zwar sehr positive Fortschritte, erkennt aber, wenn man sie aus nächster Nähe live sprinten sieht, eine zu große Festigkeit und Unbeweglichkeit im Becken. Das führt zum "Festwerden" im letzten Drittel des Sprints, Knipphals wirkt dann wie eine Lokomotive.
Im jamaikanischen und US-amerikanischen Raum werden verschiedenen Trainings- und Wettkampfvorbereitungsvideos zufolge teilweise andere Aufwärmmodelle angewandt als in Deutschland. Die Unterschiede können z.B. eine Weglassen des Einlaufens und Ersetztens durch langsame Steigerungen auf dem Rasen sein. Manchmal wird auch die Reihenfolge von Einlaufen-Gymnastik-Lauf-ABC aufgebrochen und von Beginn an Lauf-ABC und dynamische Dehnübungen gemischt. Statische oder intensive dynamische Dehnübungen über eine lange Zeit gibt es oft nicht. Es gibt aber auch Videos, auf denen Bolt und vergleichbare Sprinter von Physiotherapeuten gedehnt werden, aber auch hier nicht lange Zeit. Berichte von langen, statischen Dehn-Sessions von Bolt halte ich für ein Gerücht, weil das auch dem Wissensstand wiederspricht. Statische Dehnübungen mindern für einige Stunden die Muskelspannung und dadurch die Schnellkraft. Das ist der einzige Fall von Studien über das Aufwärmen :-D Das Sprint-ABC wird von besagten Sprintern den von mir gesehenen Videos zufolge immer sehr locker ausgeführt, also nie schnellkräftig-explosiv. Die Topübungen sind definitiv Hopserläufe (ohne Takeoff), oder A-Skipping und B-Skipping, wie sie dort genannt werden, ferner Kniehebeläufe und Schlagläufe. Fußgelenksarbeit und kleine Sprünge habe ich dort noch nie gesehen. Oft werden auch Lauf-ABC-Übungen mit anschließenden Steigerungsläufen ausgeführt, das ist z.B. bei Carmelita Jeter oft zu sehen gewesen, einer der besten Sprinttechnikerinnen, die es je gab.
Meine persönlichen Erfahrungen siehen so aus, dass man Sprinttechnik in erster Linie durch Sprinten lernt. Ich habe am Anfang großen Wert auf Sprint-ABC gelegt, aber mittlerweile sehe ich diese Übungen vor allem als Mittel zum Erwerb sprintspezifischer Koordination. Die Sprint-ABC-Übungen zu beherrschen ändert an sich noch rein gar ncihts an der Sprinttechnik. Stattdessen habe ich bemerkt, dass ausschließlich das bewusste Laufen und Sprinten zu technischen Veränderungen führt. Dabei gilt es dann, in den Körper hineinzuhorchen, verschiedene WEisen auszuprobieren, um technisch richtige Bewegungen einzuleiten und zu überprüfen, ob das zum gewünschten Ergebnis führt, indem die Läufe durch durch Videos ausgewertet werden. Dann sieht man, wie sich der Versuch tatsächlich auf die Technik auswirkt und entwickelt mit der Zeit, also über Monate und Jahre ein Gefühl dafür, die Sprintbewegung zu kontrollieren, so schnell sie auch abläuft. Es ist natürlich hilfreich, wenn man die richtigen "cues" nicht komplett selbst herausfinden muss, sondern gelehrt bekommt, aber es gibt wenige Trainer, die das können.
Eine Studie wird immer nur mit Freizeitsportlern oder Nachwuchsathleten durchgeführt, weil man aus dem Topbereich nicht genug Probanden bekommen kann. Ein Topsprinter ist aber koordinativ ganz anders ausgebildet. Außerdem dient das Sprint-ABC auch der koordinativen Einarbeitung, dem "Hineinkommen" in das technisch saubere Sprinten. Da hat aber jeder Sportler mit den Jahren seine eigene Strategie entwickelt, wie er das am besten anstellt. Manche legen z.B. mehr Gewicht auf Sprint-ABC, andere mehr auf submaximale Sprints bzw. Steigerungsläufe. Auch die Auswahl der Übungen unterscheidet sich stark.
Speziell in Deutschland wird eine zeitgemäße Sprinttechnik, wie sie in den USA schon langjährig (erfolgreich) gelehrt wird, erst seit kurzem genutzt und entsprechend gering sind die Erfahrungen. Es gibt aber auch nach wie vor bei der DM eine Mehrheit der Sprinter, die keine Weltklassetechnik läuft - es sind ja auch nicht alles Weltklassesportler bei der DM. Einige zeigen sogar gravierende Fehler. Und da weiß man nie, ob das an koordinativen Defiziten oder an einem schlechten Techniktraining liegt. Insofern kann man davon ausgehen, dass es viele DM-Teilnehmer gibt, die eigentlich gar keine Ahnung von Sprinttechnik haben und sich dementsprechend in der Erwärmung auch nicht auf eine nicht-vorhandene Technik vorbereiten können. Viele Übungen sind aus den USA eingeführt, werden hier aber von vielen Trainern nicht hinsichtlich Zweck und muskulärer Beanspruchung verstanden und darum mitunter falsch ausgeführt oder falsch platziert. An deutschen Sprintern würde ich mich also nicht orientieren, solange sie nicht eine blitzsaubere Technik laufen oder eine auffallende Technikentwicklung durchlaufen haben. Mir gefallen z.B. die Techniken von Keshia Kwadwo ganz gut (bis auf die Arme). Auch Lückenkemper und Mayer haben sich deutlich verbessert. Es gibt noch viel mehr Beispiele, aber im Nachwuchsbereich wird man wohl in Zukunft in der Hinsicht besseres Training machen, weil auch der DLV in den letzten Jahren versucht, aktuelles Trianingswissen in die Trainingsstrukturen einzupflegen. Bei den "fertigen" Athleten ist da der Zug mittlerweile abgefahren, es haben aber auch Sprotler wie Jacubzcyk geschafft, ihre Technik zu überholen und davon profitiert. Bei anderen Sprintern wie Knipphals sieht man zwar sehr positive Fortschritte, erkennt aber, wenn man sie aus nächster Nähe live sprinten sieht, eine zu große Festigkeit und Unbeweglichkeit im Becken. Das führt zum "Festwerden" im letzten Drittel des Sprints, Knipphals wirkt dann wie eine Lokomotive.
Im jamaikanischen und US-amerikanischen Raum werden verschiedenen Trainings- und Wettkampfvorbereitungsvideos zufolge teilweise andere Aufwärmmodelle angewandt als in Deutschland. Die Unterschiede können z.B. eine Weglassen des Einlaufens und Ersetztens durch langsame Steigerungen auf dem Rasen sein. Manchmal wird auch die Reihenfolge von Einlaufen-Gymnastik-Lauf-ABC aufgebrochen und von Beginn an Lauf-ABC und dynamische Dehnübungen gemischt. Statische oder intensive dynamische Dehnübungen über eine lange Zeit gibt es oft nicht. Es gibt aber auch Videos, auf denen Bolt und vergleichbare Sprinter von Physiotherapeuten gedehnt werden, aber auch hier nicht lange Zeit. Berichte von langen, statischen Dehn-Sessions von Bolt halte ich für ein Gerücht, weil das auch dem Wissensstand wiederspricht. Statische Dehnübungen mindern für einige Stunden die Muskelspannung und dadurch die Schnellkraft. Das ist der einzige Fall von Studien über das Aufwärmen :-D Das Sprint-ABC wird von besagten Sprintern den von mir gesehenen Videos zufolge immer sehr locker ausgeführt, also nie schnellkräftig-explosiv. Die Topübungen sind definitiv Hopserläufe (ohne Takeoff), oder A-Skipping und B-Skipping, wie sie dort genannt werden, ferner Kniehebeläufe und Schlagläufe. Fußgelenksarbeit und kleine Sprünge habe ich dort noch nie gesehen. Oft werden auch Lauf-ABC-Übungen mit anschließenden Steigerungsläufen ausgeführt, das ist z.B. bei Carmelita Jeter oft zu sehen gewesen, einer der besten Sprinttechnikerinnen, die es je gab.
Meine persönlichen Erfahrungen siehen so aus, dass man Sprinttechnik in erster Linie durch Sprinten lernt. Ich habe am Anfang großen Wert auf Sprint-ABC gelegt, aber mittlerweile sehe ich diese Übungen vor allem als Mittel zum Erwerb sprintspezifischer Koordination. Die Sprint-ABC-Übungen zu beherrschen ändert an sich noch rein gar ncihts an der Sprinttechnik. Stattdessen habe ich bemerkt, dass ausschließlich das bewusste Laufen und Sprinten zu technischen Veränderungen führt. Dabei gilt es dann, in den Körper hineinzuhorchen, verschiedene WEisen auszuprobieren, um technisch richtige Bewegungen einzuleiten und zu überprüfen, ob das zum gewünschten Ergebnis führt, indem die Läufe durch durch Videos ausgewertet werden. Dann sieht man, wie sich der Versuch tatsächlich auf die Technik auswirkt und entwickelt mit der Zeit, also über Monate und Jahre ein Gefühl dafür, die Sprintbewegung zu kontrollieren, so schnell sie auch abläuft. Es ist natürlich hilfreich, wenn man die richtigen "cues" nicht komplett selbst herausfinden muss, sondern gelehrt bekommt, aber es gibt wenige Trainer, die das können.