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Trainings- bzw. Wettkampfvorbereitung ; z.B.: Sprint ABC - nico - 15.07.2016 Mich würde interessieren: Gibt es eine wissenschaftliche Untersuchung welche Sprintkoordinations-Übungen sinnvoll bzw. auf alle Fälle durchgeführt bzw. auch in welcher Reihenfolge sie erfolgen sollen. Z.B.: Erst Skippings dann Knieheber, Unterfersen oder Prellhopser,Straight Legs usw. Ich habe schon gesehen, dass selbst bei DM (auch Aktive alles machen und in allenmöglichen Abfolgen). Manchen Athleten sieht msn direkt an, dass sie überlegen was könnte ich noch machen bzw. da mcht noch einer eine andere Übung, die könnte ich noch machen. hn ![]() RE: Trainings- bzw. Wettkampfvorbereitung ; z.B.: Sprint ABC - icheinfachma - 16.07.2016 Mir ist dazu keine Untersuchung bekannt und ich glaube, dass eine wissenschaftliche Untersuchung das Problem nicht in seiner Komplexität untersuchen kann. Eine Studie kann einen einfachen Zusammenhang, z.B. verschiedene Reihenfolgen in Abhängigkeit von der anschließend gezeigten Sprintleistung untersuchen. Aber sie kann daraus keine Ableitungen für den realen Wettkampfsport liefern: Eine Studie wird immer nur mit Freizeitsportlern oder Nachwuchsathleten durchgeführt, weil man aus dem Topbereich nicht genug Probanden bekommen kann. Ein Topsprinter ist aber koordinativ ganz anders ausgebildet. Außerdem dient das Sprint-ABC auch der koordinativen Einarbeitung, dem "Hineinkommen" in das technisch saubere Sprinten. Da hat aber jeder Sportler mit den Jahren seine eigene Strategie entwickelt, wie er das am besten anstellt. Manche legen z.B. mehr Gewicht auf Sprint-ABC, andere mehr auf submaximale Sprints bzw. Steigerungsläufe. Auch die Auswahl der Übungen unterscheidet sich stark. Speziell in Deutschland wird eine zeitgemäße Sprinttechnik, wie sie in den USA schon langjährig (erfolgreich) gelehrt wird, erst seit kurzem genutzt und entsprechend gering sind die Erfahrungen. Es gibt aber auch nach wie vor bei der DM eine Mehrheit der Sprinter, die keine Weltklassetechnik läuft - es sind ja auch nicht alles Weltklassesportler bei der DM. Einige zeigen sogar gravierende Fehler. Und da weiß man nie, ob das an koordinativen Defiziten oder an einem schlechten Techniktraining liegt. Insofern kann man davon ausgehen, dass es viele DM-Teilnehmer gibt, die eigentlich gar keine Ahnung von Sprinttechnik haben und sich dementsprechend in der Erwärmung auch nicht auf eine nicht-vorhandene Technik vorbereiten können. Viele Übungen sind aus den USA eingeführt, werden hier aber von vielen Trainern nicht hinsichtlich Zweck und muskulärer Beanspruchung verstanden und darum mitunter falsch ausgeführt oder falsch platziert. An deutschen Sprintern würde ich mich also nicht orientieren, solange sie nicht eine blitzsaubere Technik laufen oder eine auffallende Technikentwicklung durchlaufen haben. Mir gefallen z.B. die Techniken von Keshia Kwadwo ganz gut (bis auf die Arme). Auch Lückenkemper und Mayer haben sich deutlich verbessert. Es gibt noch viel mehr Beispiele, aber im Nachwuchsbereich wird man wohl in Zukunft in der Hinsicht besseres Training machen, weil auch der DLV in den letzten Jahren versucht, aktuelles Trianingswissen in die Trainingsstrukturen einzupflegen. Bei den "fertigen" Athleten ist da der Zug mittlerweile abgefahren, es haben aber auch Sprotler wie Jacubzcyk geschafft, ihre Technik zu überholen und davon profitiert. Bei anderen Sprintern wie Knipphals sieht man zwar sehr positive Fortschritte, erkennt aber, wenn man sie aus nächster Nähe live sprinten sieht, eine zu große Festigkeit und Unbeweglichkeit im Becken. Das führt zum "Festwerden" im letzten Drittel des Sprints, Knipphals wirkt dann wie eine Lokomotive. Im jamaikanischen und US-amerikanischen Raum werden verschiedenen Trainings- und Wettkampfvorbereitungsvideos zufolge teilweise andere Aufwärmmodelle angewandt als in Deutschland. Die Unterschiede können z.B. eine Weglassen des Einlaufens und Ersetztens durch langsame Steigerungen auf dem Rasen sein. Manchmal wird auch die Reihenfolge von Einlaufen-Gymnastik-Lauf-ABC aufgebrochen und von Beginn an Lauf-ABC und dynamische Dehnübungen gemischt. Statische oder intensive dynamische Dehnübungen über eine lange Zeit gibt es oft nicht. Es gibt aber auch Videos, auf denen Bolt und vergleichbare Sprinter von Physiotherapeuten gedehnt werden, aber auch hier nicht lange Zeit. Berichte von langen, statischen Dehn-Sessions von Bolt halte ich für ein Gerücht, weil das auch dem Wissensstand wiederspricht. Statische Dehnübungen mindern für einige Stunden die Muskelspannung und dadurch die Schnellkraft. Das ist der einzige Fall von Studien über das Aufwärmen :-D Das Sprint-ABC wird von besagten Sprintern den von mir gesehenen Videos zufolge immer sehr locker ausgeführt, also nie schnellkräftig-explosiv. Die Topübungen sind definitiv Hopserläufe (ohne Takeoff), oder A-Skipping und B-Skipping, wie sie dort genannt werden, ferner Kniehebeläufe und Schlagläufe. Fußgelenksarbeit und kleine Sprünge habe ich dort noch nie gesehen. Oft werden auch Lauf-ABC-Übungen mit anschließenden Steigerungsläufen ausgeführt, das ist z.B. bei Carmelita Jeter oft zu sehen gewesen, einer der besten Sprinttechnikerinnen, die es je gab. Meine persönlichen Erfahrungen siehen so aus, dass man Sprinttechnik in erster Linie durch Sprinten lernt. Ich habe am Anfang großen Wert auf Sprint-ABC gelegt, aber mittlerweile sehe ich diese Übungen vor allem als Mittel zum Erwerb sprintspezifischer Koordination. Die Sprint-ABC-Übungen zu beherrschen ändert an sich noch rein gar ncihts an der Sprinttechnik. Stattdessen habe ich bemerkt, dass ausschließlich das bewusste Laufen und Sprinten zu technischen Veränderungen führt. Dabei gilt es dann, in den Körper hineinzuhorchen, verschiedene WEisen auszuprobieren, um technisch richtige Bewegungen einzuleiten und zu überprüfen, ob das zum gewünschten Ergebnis führt, indem die Läufe durch durch Videos ausgewertet werden. Dann sieht man, wie sich der Versuch tatsächlich auf die Technik auswirkt und entwickelt mit der Zeit, also über Monate und Jahre ein Gefühl dafür, die Sprintbewegung zu kontrollieren, so schnell sie auch abläuft. Es ist natürlich hilfreich, wenn man die richtigen "cues" nicht komplett selbst herausfinden muss, sondern gelehrt bekommt, aber es gibt wenige Trainer, die das können. RE: Trainings- bzw. Wettkampfvorbereitung ; z.B.: Sprint ABC - runny - 16.07.2016 (16.07.2016, 13:56)icheinfachma schrieb: Es gibt aber auch Videos, auf denen Bolt und vergleichbare Sprinter von Physiotherapeuten gedehnt werden, aber auch hier nicht lange Zeit. Berichte von langen, statischen Dehn-Sessions von Bolt halte ich für ein Gerücht, weil das auch dem Wissensstand wiederspricht. Statische Dehnübungen mindern für einige Stunden die Muskelspannung und dadurch die Schnellkraft. Lange Physio- und Dehneinheiten halte ich vor allem zur Verletzungsprävention sinnvoll. Bolt läuft 1x pro Jahr einen schnellen Wettkampf und das ist im Olympia-/WM-Finale. Ich gehe davon aus, dass zwischen Halbfinale und Endlauf diese Physioeinheit, falls sie stattfindet sehr kurz ausfällt. Die sonstigen Wettkämpfe sind zum Geld verdienen und Form testen - sich dabei zu verletzen wäre doch sehr ärgerlich und daher halte ich da auch lange Dehneinheiten für sinnvoll. In den anderen Punkten bin ich voll und ganz deiner Meinung - vor allem die Steigerungen vor Wettkämpfen anstatt einem komplizierten Lauf-ABC halte ich für sehr sinnvoll! Dezent eingesetzt finde ich aber auch Lauf-ABC vor dem Wettkampf sinnvoll, um bestimmte Reize zu setzen oder bestimmte Strukturen auf die Belastung vorzubereiten - unter diesem Aspekt finde ich zum Beispiel Fußgelenkläufe sehr sinnvoll. Von wissenschaftlichen Untersuchungen in dieser Richtung weiß ich leider auch nichts, eventuell kann Gertrude da etwas aus ihrem großen Quellenschatz beisteuern. RE: Trainings- bzw. Wettkampfvorbereitung ; z.B.: Sprint ABC - icheinfachma - 16.07.2016 Ja, das mit den Fußgelenken habe ich nciht geschrieben, würde aber auch selber nie ohne einige Durchgänge Fußgelenksarbeit und kleine Sprünge ein Training oder einen Wettkampf starten. Was das statische Dehnen angeht - es ist überhaupt nicht erwiesen, dass das die Verletzungsanfälligkeit herabsetzt. Ich glaube eher, dass Verletzungsprävention speziell im Sprint von der Vermeidung bestimmter Technikfehler und vom speziellen Krafttraining abhängt. Letzterer Punkt ist ja experimentell gut untersucht, z.B. die Wirkung exzentrischer Beincurls als Prävention gegen Beinbeugerverletzungen. Leider nutzen viele Sprinter dieses Mittel überaupt nicht, sondern absolvieren nur Langhantelübungen. RE: Trainings- bzw. Wettkampfvorbereitung ; z.B.: Sprint ABC - Gertrud - 17.07.2016 (16.07.2016, 19:07)runny schrieb: Lange Physio- und Dehneinheiten halte ich vor allem zur Verletzungsprävention sinnvoll. Man muss als Trainer/in nur die richtigen Fragen stellen, um zu den richtigen Verfahren zu kommen: 1. Kommt eine ausgeprägte Dehnung der Ischios im Sprintzyklus überhaupt vor? 2. In welchen Strukturen kommen die Verletzungen vor? 3. Treffen wir mit unseren Übungen die richtigen Strukturen in der adäquaten Phase in den entsprechenden Ausführungen? 4. Kommt es überhaupt primär bei den "Ischios" darauf an, die Muskulatur im gesamten ROM zu stärken, wenn die Verletzungen vorrangig am myotendinösen Übergang oder Epimysium verstärkt am caput longum des biceps femoris vorkommen? Das gesamte Thema ist sehr komplex und bedarf einer sehr ausgeprägten Prophylaxe und einer Trainerpersönlichkeit mit einem möglichst breiten Wissensspektrum. Ich halte sehr viele Verletzungen für systemrelevant!!! ![]() Gertrud RE: Trainings- bzw. Wettkampfvorbereitung ; z.B.: Sprint ABC - omega - 17.07.2016 (16.07.2016, 13:56)icheinfachma schrieb: Einige zeigen sogar gravierende Fehler. Und da weiß man nie, ob das an koordinativen Defiziten oder an einem schlechten Techniktraining liegt. Insofern kann man davon ausgehen, dass es viele DM-Teilnehmer gibt, die eigentlich gar keine Ahnung von Sprinttechnik haben und sich dementsprechend in der Erwärmung auch nicht auf eine nicht-vorhandene Technik vorbereiten können.Selbst wenn nicht jeder DM-Teilnehmer seine Sprinttechnik stark theoretisch erfaßt hat, kann sie ja trotzdem ganz gut sein. Man muß auch beachten, daß die individuelle Technik gerade in der Hochsaison stark automatisiert ist. Der Athlet darf nicht mehr groß darüber nachdenken, sondern muß sein Programm im schnellen Bewegungsmuster abrufen. Darauf muß auch die Erwärmung ausgerichtet sein und die Sprint ABC- Übungen entsprechend ausgewählt werden. off topic: bei arte kam am Freitag eine interessante Sendung, in der erklärt wurde, wie die Bewegungsprogramme bei Spitzensportlern effizienter im Gehirn gespeichert werden. RE: Trainings- bzw. Wettkampfvorbereitung ; z.B.: Sprint ABC - icheinfachma - 17.07.2016 (17.07.2016, 09:34)omega schrieb: Selbst wenn nicht jeder DM-Teilnehmer seine Sprinttechnik stark theoretisch erfaßt hat, kann sie ja trotzdem ganz gut sein. Man muß auch beachten, daß die individuelle Technik gerade in der Hochsaison stark automatisiert ist. Der Athlet darf nicht mehr groß darüber nachdenken, sondern muß sein Programm im schnellen Bewegungsmuster abrufen. Darauf muß auch die Erwärmung ausgerichtet sein und die Sprint ABC- Übungen entsprechend ausgewählt werden. Du hast das Posting falsch verstanden: Es geht nicht darum, besondere Kenntnisse in Biomechanik zu haben, sondern darum dass viele Sprinter eine schlechte Technik haben und demzufolge mutmaßlich weder wissen, wie die Technik sein sollte, noch, wie man sie lernen kann, sprich (wie schon geschrieben), keine Ahnung von Sprinttechnik haben. |