(05.10.2019, 09:33)Jo498 schrieb: Das ist den Befürwortern egal.Ich befürchte genau das Gegenteil. Sollte sich Gundersen im Mehrkampf durchsetzen (Es kann eigentlich wenn dann nur im Zehnkampf gehen, 800 Meter sind ja absurd kurz für ein Gundersen), würde der abschließende Lauf deutlich zu extrem AUFgewertet.
Das ist wie so oft das Perverse: Sie meinen, den 1500m-Lauf "aufzuwerten", tatsächlich werten sie ihn de facto ab! Weil sie mit "Aufwertung" nicht die Diszplin im Mehrkampf und die Leistung der Athleten meinen, sondern die angebliche Publikumswirksamkeit.
Es wurden ja schon vielfach die Szenarien genannt, in denen der Lauf zur Farce würde, weil der nach 9 Disziplinen führende uneinholbar ist (Mayer in Talence usw.). Nehmen wir dagegen Doha. In beiden MK war der beste Mittelstreckenläufer der Gesamtsieger. Der/die muss meistens jetzt schon allein laufen. Mit Gundersen muss er, wenn er vor dem Lauf schon relativ weit oder ganz vorn liegt (wie diesmal KJT und Kaul) IMMER allein laufen und kann sich nicht ziehen lassen und hat auch keinen im Nacken, weil zu überlegen, hat also einen Nachteil, zwar nicht unbedingt für den Sieg, aber für die bestmögliche Leistung in der anstrengenden Abschlussdisziplin (was diese abwertet).
Den größeren Nachteil hat natürlich der führende relativ schwache Läufer. KJTs Chancen gegen Thiam wachsen natürlich, wenn Thiam allein vorauslaufen muss. Der Führende muss unfreiwillig zum Zugpferd werden. Das ist zugegebenermaßen auch der spannende Fall. Wie oft der vorkommen wird, weiß ich nicht. Ich behaupte mal, dass es eher selten sein wird.
Entsprechend gilt das auch für die Plätze. Preiner konnte sich an KJT dranhängen, um Bronze zu sichern. Andernfalls wäre das deutlich schwerer geworden (weil KJT zu weit weg wäre, um als Zugpferd zu dienen).
Nun kann man natürlich sagen, dann sollen sie halt anders trainieren, damit sie alle tendenziell bessere Läufer werden, dass sie nicht "gezogen" werden müssen etc. Das ist bei der Nord. Kombi mit zwei Disziplinen leicht gesagt, da dort vermutlich zeitlich sowieso Langlauf das Training dominiert. Beim Mehrkampf mi 7 oder 10 Disziplinen ist es dagegen kaum möglich. Und würde sich natürlich auch trotz Gundersen nicht lohnen, da durch Linearisierung die besonders gute Laufleistung wieder ABGEWERTET wird.
Man wird fast sofort merken, dass die Neuregelung so wie angedacht, also eben "nur" Linearisierung der abschließenden Laufpunkte, NICHT funktionieren wird. Da man aber nicht bereit sein wird, dieses "Versagen" einzugestehen, wird man dann noch viel tiefer in die Materie eingreifen und quasi ALLE Punktetabellen ändern und anpassen um ja immer einen möglichst spannenden Abschluss zu ermöglichen.
Dann hat man sich zwar nach 9 Disziplinen einen Rückstand von sagen wir 300 Punkten (also unüberwindbar viel) eingefangen, aber nach "neuem System" werden das halt trotzdem nur maximal 20 Sekunden Abstand sein (jetzt natürlich alles völlig willkürlich gewählt), so dass man fast gezwungen sein wird, auf die 1500 Meter abzustellen, so vom Trainingsaufwand und Steuerung her.
Zusätzlich wird es dann noch etwas geben, was bisher im Zehnkampf völlig unnütz war: Den "kurzen Punch", also wer hat nach 1500 Metern den besten Kick/kurzen Sprint. Das ist für mich schon bei der NoKo (die ich als Disziplin sehr schätze und auch gerne sehe) so ärgerlich. Der eigentlich schlechtere Läufer (Felix Gottwald war früher ein Extrembeispiel, Riiber heutzutage eingeschränkt auch, wobei der schon allgemein sehrsehr gut ist) schafft es "dranzubleiben" und zu "lutschen" um dann auf der Zielgerade vorbeizugehen. Das finde ich jetzt ehrlich gesagt auch nicht sonderlich prickelnd oder spektakulär.