(18.05.2019, 15:34)MZPTLK schrieb: Wenn wir 100 % Spezifik im Krafttraining erreichen wollten,
dürften wir immer nur die Zielübungen in maximaler Weise durchführen.
Man muss schon Kompromisse und Abstriche an Zielgenauigkeiten machen,
wobei auf jeden Fall darauf zu achten ist,
kontraproduktive und/oder schädliche Übungsformen zu minimieren oder zu eliminieren.
Es gibt beim Krafttraining natürlich ein hinführendes Programm. Selbstverständlich muss man Abstriche z.B. in der Geschwindigkeit aufgrund des Gewichts machen. Inwieweit das Tempo eine sehr dominante Rolle spielt, ist noch nicht so ganz erforscht worden.
Zitat:Ich halte beidbeinige KBen(nicht tiefe!) auch für den Sprint für hilfreich,
nur sind einbeinige KBen(wirken auch vor allem mehr auf die Beckenstabilisation) sicherlich zu bevorzugen.
Will man Maxkraft trainieren, ist beidbeiniges Tun wegen der stabilen Position angesagter.
Kommt aber auch vor allem auf die Disziplinen an, für die Sprinter ist Beidbeinigkeit zu vernachlässigen,
für Werfer schwerer Gewichte wie Hammer nicht,
weil sie während wesentlicher Bewegungsphasen beidbeinig verlagernd agieren.
Man kann nicht sagen, dass die beidbeinigen Kniebeugen nichts bringen. Die Frage ist, ob sie voll auswirtschaften und Strukturen entwickelt werden, die wir in dem Maße gar nicht benötigen. Da habe mich meine erheblichen Zweifel. Ich habe ein Paper mit über dreißig Punkten entwickelt, das die beidbeinige Kniebeuge nicht als leichtathletisch relevant ansieht (außer Hammerwurf).
Ich gebe mal ein Beispiel aus dem Hamstringbereich. Man kann Übungen für die Hamstrings durchführen und trotzdem knallt´s irgendwann, weil man bei den Übungen nicht auf Qualität in Form der Aktivitätsmuster intermuskulär und proximal-distal geachtet und nicht den entsprechenden Kontraktionsmodus ausgesucht hat. Genau das findet in den übrigen Beinstrukturen auch sehr oft statt. Wenn ich nicht weiß, wofür ich welche Hamstringübung durchführe, werden die erforderlichen Ziele verfehlt. Wenn ich die Vor-und Nachteile eines Nordic-Hamstring-Curls nicht kenne, verfehle ich die punktgenaue Förderung der Zielstrukturen. So einfach ist das. Man trainiert dann ins Blaue hinein. Zudem habe ich ein Paper für die ischiocrurale Muskulatur entwickelt, dass auf einer Seite die relevanten Parameter zeigt.
Es gibt aber auch noch im Bereich Sprint Inhalte, wo man gehörig in den Kenntnissen "schwimmt". Das betrifft z.B. den Anteil des vertikalen und horizontalen Leistungsanschubs, der erheblich von den Hamstringanteilen abhängt.
Bei der Durchführung, dem Aussuchen und der Konstruktion der Sprintübungen verhält es sich wie beim Lernen des Autofahrens. Anfangs stürmt alles auf eine Person ein, mit dem Lernen und der Routine kommt die Sicherheit des Fahrens. Je mehr und öfter ich gelernt habe, je sicherer und schneller wurde ich in meinen Aktionen. Die Ausschlusskriterien formieren sich umgehend in meinem Kopf. Diese Lernfreude wünsche ich den verantwortlichen Trainern. Meistens habe ich solange gesucht, bis ich Klarheit hatte - manchmal bis tief in die Nacht.
Gertrud