(06.05.2019, 17:52)Hesse schrieb: Hamstrings:
Ich hab mir nochmal den Artikel (Tidow/Wiemann;Zur optimierung des Sprintlaufs,1995) angesehen. Die Autoren stellen fest, dass die Ischios weit vor Fussaufsatz zu feuern beginnen und schreiben daher den Ischios in Verbindung mit dem G.maximus den Hauptanteil am Vortrieb zu. In einem US-Artikel habe ich jetzt einen weiteren Aspekt gelesen, weshalb die Ischios so früh feuern. Ihre Aktivität beginnt dann, wenn, durch das Schwungknie beschleunigt, der Unterschenkel sich nach vorn bewegt. In dem Artikel wird den Ischios in der noch bodenkontaktlosen Phase des Fusses eine abbremsende (exzentrische) Wirkung auf den Unterschenkels zugeschrieben damit dieser nicht überstreckt. (Kennt jemand ähnliche Veröffentlichungen?)
Dies ist für mich wieder ein Hinweis darauf, dass wir uns verstärkt mit exzentrischem Krafttraining befassen sollten, zumal ex.K. die Ischios vor Verletzungen zu schützen scheint (eig. Erfahrung, toi,toi,toi).
Die Untersuchungen der Professoren Tidow und Wiemann sind an deutschen Probanden gemacht worden, die teilweise in wesentlich tieferen Winkeln beim Bodenkotakt "gesessen" haben. Zudem werden die Ischios global im EMG betrachtet. Es ist also nicht zwischen den vier Anteilen differenziert worden. Die speziellen anteiligen Verletzungen sind aber relevant für Sportarten. Auch zeigt die Feuerungsrate ein teilweise vollkommen anderes Bild. Die Innervation ist eine differenzierte, teilweise duale oder simple, auch altersmäßig verletzungsmäßig entscheidend. Die Aktivitäts-Peaks finden zu anderen Momenten statt. Gelenkmäßig wird bi- oder monoartikulär belastet. Die strukturellen Proportionen sind vollkommen andere. Die Federkonstante stellt sich unterschiedlich dar. Die Verlagerung der Anteile finden in Größe und Zeitpunkt unterschiedlich statt. Man kann also die Einzelteile nicht über einen Kamm scheren. Es muss in den Vorbetrachtungen schon etwas genauer zugehen und auch die Kraftentwicklungen in den unterschiedlichen Ausprägungen exzentrisch und konzentrisch recherchiert werden. Ich achte peinlich genau auf diese Details und würde sie heute präzise anwenden. Wenn man den Sprint so differenziert betrachtet, sollte ersichtlich sein, dass die TKB nicht das Mittel der Wahl für die Ischios sein kann, weil sie funktionelle Anforderungen nicht berücksichtigt.
Ich mache mir Gedanken darüber, wie man Verletzungen im Keim ersticken kann. Es hängt auch damit zusammen, dass die Extension in den Anteilen in derselben Zeit mit unterschiedlicher Längenänderung in den unterschiedlichen Strukturen vonstattengeht. Man muss dann schon funktionell ganz schön "ans Eingemachte gehen". Das ist eine Form, wie man Lösungen eventuell finden kann.
Gertrud