(08.07.2014, 09:27)ATP schrieb: Soooo, damit wir hier vorwärts kommen und mal aufhören aufeinander rumzuhacken, versuche ich mich an einer Ausformulierung (allerdings schon 4 Jahre alt) des "Laufphänomens" Bolt bzgl. des "Hüfthammers". Versteht die bitte als fachbezogene Diskussionsgrundlage:Nein, die Betrachtungsweise ist bei genauen Bilderanreihungen falsch! Es kommt zwar optisch zu einer Skoliose, wenn man zweidimensionale Bilder betrachtet. Da aber die Hüfte mitschwingt, steht die WS immer fast senkrecht auf der Beckengürtelfläche, wenn man sie denn einzeichnet. Bolt hat enorme Rechts-Links-Differenzen, deren Gründe vielfach sein können. Usain Bolt hat eine ausgeprägte rechtskonvexe Skoliose.
Wenn man sich Bolts Laufstil aus frontaler Perspektive anschaut, kann man deutliche laterale, aber auch kraniale (zum Kopf hin/nach oben) und kaudale (zu den Füßen hin/nach untern) (Ausweich-)Bewegungen der Schulter zu erkennen. Diese könnte man über Motion-Analysis Freeware wie kinovea und tracker eigenständig quantifizieren. Die lateralen Bewegungen sind normal und bei fast allen Sprintern zu finden. Die kranial-kaudalen Bewegungen heben ihn von anderen ab und interessant für uns ist wahrscheinlich die dadurch entstehende künstliche Skoliose.
Gemessen von der höchsten horizontalen Auslenkung und dem vertikalen Körperlot beträgt Bolt’s range zwischen 32,7° und 35,7°. Vergleichbare Sprinter neigt ihre Schultern kranial-kaudal um 19,1°-20°. Im Detail bedeutet dies, dass Bolts’ Schulter der kontralateralen Seite beim Verlassen eines Beines nach der Stützphase, ihre größte laterale Auslenkung erfährt. Parallel zum Vorschwung des rechten Beines senkt sich die linke Schulter mit einer zusätzlichen lateralen Bewegung kaudal ab und erreicht ihren tiefsten Punkt wenn das rechte Bein die Lotrechte passiert und das linke Bein die Stützphase erreicht und auf dem Boden aufsetzt. Bis zum Erreichen des maximalen Kniehubs des rechten Beines erfolgt eine Rechtsverschiebung des gesamten Oberkörpers, welche auch im Abschwung fortgesetzt wird, so dass die linke Schulter ihren Hochpunkt kurz vor dem Fußaufsatz des rechten Beines hat. Während sich das rechte Bein im Vorschwung befindet und die linke Schulter ihren tiefsten Punkt erreicht, ist eine thorakolumbale Biegung der Wirbelsäule auf der rechten Seite zu verzeichnen. Diese löst sich mit dem Abschwung des rechten Beines auf und wird mit dem folgenden Fußaufsatz in
eine Linksbiegung umgewandelt.
Die Frage, die unweigerlich aufkommt ist die, ob Bolt mit der ‚Vorbeugung’ der Wirbelsäule zusätzliche Energie aufbringt um die Hüftstreckgeschwindigkeit zu maximieren und im Gegenzug auf der konterlateralen Seite die Beinflexion durch eine zusätzliche Vordehnung des m. iliopsoas begünstigt. Spricht: ist sog. "Hüfthammer" real und lässt er sich so erklären?
Bitte, jetzt seid ihr an der Reihe
Gertrud