16.10.2017, 20:28
(16.10.2017, 19:42)aj_runner schrieb:(16.10.2017, 14:07)Jo498 schrieb: Jetzt habe ich extra den Ad-blocker deaktiviert, aber besonders inhaltsreich ist das, was der Trainer sagt nicht.
Ich finde die Aussagen aufschlussreich. Mit keinem der genannten Argumente lässt sich ein guter Langstreckenläufer backen:
…Deutschland ist mittlerweile Triathlon-Nation. Das basiert auf drei Säulen. Wir sind Tüftler und Technik, spezielles Training im Windschattenkanal zum Beispiel und der Ehrgeiz, immer noch eine Schraube mehr zu drehen, sind Tugenden, die den Deutschen da zu Gute kommen. Da kann man fehlendes Talent in gewisser Form mit ausgleichen…
… Und man braucht Zeit. Mindestens 20 Stunden pro Woche im Schnitt sind nötig, um sich auf einen Ironman vorzubereiten…
… Es ist oft von Vorteil, aus einer anderen Sportart zu kommen. Schwimmen ist natürlich als Basis gut. Es kann aber auch Kampfsport oder Turnen sein. Die Motorik muss geschult sein. Das ist erstmal wichtiger als Ausdauer zu Beginn…
Bei uns war im Trainingslager einmal ein Triathlet dabei: 10 K in 35 Min, Schnelligkeit für Sub 2, bei den 1.000ern liefen ihm aber die B-Jugendlichen Kader-Mädels davon. Das Laufen an der aneroben Schwelle bzw. knapp drüber ist eine ganz andere Geschichte, als sich Stundenlang in der Fettverbrennung zu quälen.
Das stimmt alles. Aber wenn der besagte Typ sich ab 15 mit entsprechenden Intervalleinheiten konditioniert hätte, hätte er sich vielleicht auch an diese Art Belastung gewöhnt und ein guter Bahnläufer werden können. Das weiß man natürlich nicht vorher, wer welche Art Quälerei am besten erträgt und ob sie zu den vorhandenen Fähigkeiten passt. (Was absolut gesehen härter ist, kann man m.E. schwer sagen; es gibt gute Bahnläufer, die Marathon, selbst Halbmarathon nicht hinkriegen, weil sie eher die kürzere, intensivere Qual ertragen als die ausgedehnt.)
Das spricht insgesamt aber dafür, dass man doch potentielle Kandidaten verliert, weil sich für einige (talentierte und ehrgeizige) die anaeroben/Schwellensachen zu hart anfühlen und sie heute auf so etwas wie Ironmandistanz-Triathlon ausweichen können, während sie sich vor 30 Jahren vielleicht dran gewöhnt hätten, wenn eine erfolgreiche Karriere im Bahnlauf ihren Begabungen entgegen gekommen wäre.