09.12.2015, 16:41
Zitat:das die Sache nicht so einfach ist, wie in meinem Beitrag geschrieben, ist mir klar.
Das "nicht so einfach" fängt schon damit an, dass wir es mit einem System von Hebeln zu tun haben. Elefanten nutzen ihre Knie (ja, sie haben Kniee

Aus dem Physikschulunterricht sollten jedem noch die Hebelexperimente bekannt sein (- längere Hebel mehr Kraftaufwand). Größere Körper können theoretisch mehr Kraft entwickeln (mehr Muskelmasse), allerdings bewegen sich längere Hebel auch langsamer. Kompensiert ein vergleichsweise längerer Schritt durch größere Hebel den Nachteil der längeren Frequenz? Das dürfte keine eindeutige Antwort geben, denn es spielen noch andere Faktoren eine zu wichtige Rolle (Nervenleitgeschwindigkeit z.B. ist annähernd gleich egal ob groß oder klein, eine Stubenfliege hat etwa die gleiche wie ein Mensch, ihre Reaktionszeit beträgt aber nur einen Bruchteil der des Menschen, weil die Signale in ihrem Körper auch nur einen Bruchteil der Strecke zurücklegen…)
Die ideale Lösung wäre es, dem Muskel bei gleichem Gewicht mehr Kraft zu verleihen, sprich den möglichst leichten Sprinter mit relativ mehr Kraft auszustatten (auch die Zusammensetzung der Muskelfasertypen spielt eine Rolle). Dazu noch Koordinationsvermögen, Reaktionsgeschwindigkeit, Beweglichkeit und nicht zu letzt die Psyche - es gibt schnelle Sprinter, die bei Top-Ereignissen leider nicht ihr größtes Vermögen abrufen können… (Kennt jemand Namen…?).
Es wird sie also auch weiterhin geben - die realtiv schweren Kraftpakete und die flinken Fliegengewichte - bis wir vielleicht eine "ideale Formel" entwickeln, dann wird sich dieser "ideale Typus" deutlich stärker entwickeln, einfach weil in der Vorauswahl diese bevorzugt werden…
Ich habe neulich einen Artikel zum Jonglieren überflogen, interessant war bei den Hcohgeschwindigkeitsaufnahmen, dem Augenfixpunkt und der Körperreaktion, dass bei den besten Artisten die Bewegungen so schnell erfolgen (z.B. beim Jonglieren mit 7 Bällen), dass sie nicht mehr bewusst zu steuern sind. Auch Musiker bewegen häufig Finger und Arme so schnell, wie es eben nur bei einem Automatismus erfolgen kann.
Es gilt also einen Weg zu finden, die Veränderungen der Muskelmasse und der Koordination beim Sprinttraining (auch der Max-Sprint läuft unbewusst ab) so zu optimieren, dass der größtmögliche (sinnvolle) Krafteinsatz mit der größtmöglichen Bewegungsgeschwindigkeit erfolgen kann. Versuche dies zu trainieren kann man im schwedischen Film "The Price of Gold" sehen, dort hängt S. Kallur in einem Geschirr, während unter ihr ein Laufband mit einer für sie eigentlich zu hohen Geschwindigkeit läuft (40 km/h). Ziel ist dem Körper das Gefühl für diese schnellen Schritte anzutrainieren. Erfolg, außer einige fiese Verletzungen bei diesen Methoden? Würde das bei allen Athleten so funktionieren? Christoph Lemaitre würde eher nein sagen

