29.09.2025, 10:32
(29.09.2025, 09:44)mariusfast schrieb: In dem hier geposteten Interview von S. Rees et al. hieß es ja, dass die OS, wie bspw. Stuttgart, die besten Ressourcen und Bedingungen hätten. Als Beispiel wurden erfolgreiche Medaillengewinner genannt, die dort trainieren. Dann müssen halt die Trainer und Athleten irgendwie dahin oder willst du jetzt in jedem Kaff ne Halle bauen? finde ich auch gut. Es ist jedoch komplett unrealistisch, dass das kleine Vereine finanzieren können.
Zudem haben wir halt wenige Trainer, die in der Lage sind, Topathleten zu trainieren/dahin zu bringen. Dieses Problem löst man am Effizientesten durch Zentralisierung.
In der "freien Wirtschaft" ist es ja auch so, dass selbst Ingenieure etc. teilweise Ressourcen benötigen um zu arbeiten. Es hat ja auch seine Gründe, wieso alle in die Städte ziehen. Weil da eben die Standorte der Firmen dort sind
(ja hat auch noch andere Gründe wie mehr Nachfrage durch Konsumenten für die Dienstleistungsjobs oder Gewerbesteueranreizkonkurrenzkampf der Städte aber anderes Thema).
Ehrenamt nicht leistungssportfeindlich? Bist nicht du derjenige, der hier postuliert, dass jeder Athlet für eine U-18 DM Teilnahme bereits Trainer mit div. Scheine haben muss? Du meinst die Vereine sollen dann investieren (wofür ja i.d.R. nichts monetäres dabei rauskommt als Ertrag) und die Trainer sollen dann deshalb dankbar sein als Trainer arbeiten zu dürfen und kostenlos ausgebeutet werden. Weil das ist Ehrenamt= unbezahlte Arbeit für top ausgebildete Fachleute. Das heißt man muss neben seinem Vollzeitjob noch eine genauso gleichwertige Arbeitsleistung erbringen. Zudem können das ja auch nur Leute machen, die noch Kapazität haben. Es ist also quasi Luxus. Jemand, der noch X Nebenjobs haben muss, um seine Familie zu ernähren, wird das i.d.R. nicht machen. Wieso ist das nicht leistungssportfeindlich?
Da wirfst du vieles durcheinander. Oder ich muss präziser begründen. Kann auch sein.
Let me try.
"Besten Ressourcen": Die größte Ressource sind Trainer und Athleten. Eine Halle allein macht niemanden schnell. Aber die werden auch nicht vom DOSB/DLV gebaut, sondern durch öffentliche Mittel. Ergo: Es gibt Trainingsstandorte die sind Top. Es gibt auch welche, die könnten Top sein, wenn die Verbände sich dort engagieren würden. In SH wäre z.B. schon längst eine Halle gebaut worden, wenn es das sportfachliche Interesse daran gäbe, damit die Landespolitik dann auch mitzieht.
Ich würde gerne mal eine neutrale Auflistung sehen, was als gute Bedingungen gilt und wo was davon vorliegt. Ich weiß z.B. von Bundesstützpunkten Wurf, über die es heißt, der Ring sein unbrauchbar...
Der BSP Leipzig z.B. hat die meiste Zeit im Jahr keine Leichtathletikhalle. Anders als andere Orte, die kein BSP sind...
Trainer: Eben gerade weil wir wenige haben, sollte man sie nicht zwingend umtopfen. Die haben ja auch Familie. Vielleicht arbeitet der Partner auch ortsgebunden. In der Folge stellen wir an Ort X lieber jemand ein, der/die so mittel ist, statt an Ort Y jemanden, der/die sehr gut wäre.
Wir sollten gute Trainer in die Hauptamtlichkeit führen, unabhängig davon, wo sie gute Arbeit leisten. Hat man je versucht, Tübingen im Lauf kaputt zu machen? Nach DLV-Logik müsste man Iseabell Baumann doch sagen, du musst nach z.B. München umziehen. Und alle Athleten auch, weil Tübingen ist kein BSP, wenn ihr da trainiert, seit ihr nciht gut versorgt und gefährdet euren Kaderstatus. Nein: Hier hat man erkannt: Da macht jemand offenbar gute Arbeit und diese Jemand bekommt das prädikat Bundestrainerin und alleindadurch schon Ressourcen.
Sprich: Man löst das Trainer-Problem nicht mit Zentralisierung, sondern mit ortsunabhängiger Trainer-Förderung.
Da kann übrigens ein Konstrukt wie GA helfen, weil die Privatwirtschaft sich nicht an auf Jahre hinweg bewilligte ortsgebundene Gelder halten muss .
Und noch zum Ehrenamt. Ich bin absolut der Meinung, dass Trainer qualifiziert sein sollten. Das ist für mich noch keine Frage von Ehren- oder Hauptamt. Das geht sehrwohl. Recht hast du jedoch damit, dass dies nur geht, wenn der eigentliche Job genug freie Zeit und Geld ausspuckt. Und ja, auch dann kommt man an eine Grenze. Mehrere TL und Auslandsfahrten und 2x Training am Tag wird dann schwierig bis unmöglich. Aber auch das fürht doch eher wieder zur Frage: Sollten wir nicht besser Trainer, die sich entsprechend qualifizieren, weil sie es wollen (und ihre Vereine es fordern und fördern) unterstützen, als das wir blind Stellen schaffen und dann wenn wir Pech haben Leute einstellen, die ihre Liznezen auf dem Papier haben aber gar keine intrinsische Motivation an Fortbildung aufweisen?