(10.03.2015, 10:50)MZPTLK schrieb: Hmmm..
Der Eingang in die Drehung ist schon effektiv, weil er relativ aufrecht mit langem (Schwungarm-)Hebel in die Absenkung reingeht.
Vielleicht kommt er etwas aus der Achse und einen Tick zu spät in die Stossauslage, aber ich würde beim Drehstoss keine Verwringung wie bei der Klassik fordern.
Er steht doch sehr gut in der Stossauslage und kommt mit langer, gut getroffener Beschleunigung hoch raus bis zum ausbalancierten Abheben.
Ziemlich gelungen, denke ich.
War das nach Rolf Österreichs Coaching?
Ja, die Gestaltung des Andrehens trägt Österreichs Handschrift. Das ist auch sehr gut bei dem Schweizer Gregori Ott zu sehen, der vollständig von Österreich gecoacht wird.
Diese Art des Andrehens ist insofern effektiv, als dass sie einen hohen Drehimpuls erzeugt (hohes Trägheitsmoment durch Wegstrecken des linken Arms in Kombination mit hoher Drehgeschwindigkeit und langem Andrehweg). Es werden also zunächst einmal günstige energetische Eingangsbedingungen geschaffen.
Allerdings darf das nicht zu Ungunsten der Qualität der folgenden Bewegungsphasen gehen. Bei Jagusch führt diese fast schon Überbetonung der linken Armführung dazu, dass die Schulterachse bereits bei Drehungseingang zu weit vorläuft. Dieser Zustand bleibt während des ganzen Bewegungsablauf mehr oder weniger erhalten. Die Hüftachse bekommt die Schulterachse nicht mehr "eingefangen" und beide Achsen laufen relativ synchron durch.
Dadurch kann DAS entscheidende Element im Drehstoß nicht genutzt werden: der Aufbau von Vorspannung zwischen Hüft- und Schulterachse in der einbeinigen Stützphase. Die von Diskusmann genannte offene Position zum Setzen des Stemmbein und das mangelnde "Durchkommen" der Hüfte sind weitere Folgeerscheinungen.
Als ich weiter oben schrieb, dass es für Jagsuch sehr schnell deutlich weiter gehen kann, bezog ich mich eben genau auf die fehlende Vorspannung. Sobald er diesen Mechanismus nutzt, kommt er im Ausstoß auch dank der damit in Verbindung stehenden besseren Positionen ganz anders zum "Schuss" und kann die Kugel deutlich effizienter beschleunigen.
Ein Meter ist da im Drehstoß schnell gemacht.
Der Stoß in Rochlitz war ein typischer Jagusch-Versuch und gehörte mit 19,76 m zu seinen Besten überhaupt.