08.09.2025, 10:05
Die Diskussion um das früh spezialisierte Training hatten wir ja schon öfter. Es ist einfach sehr komplex.
Die erste Frage ist, warum ich das Training mache. Da gibt es ja verschiedene typische Konstellationen.
Zum Beispiel die Kinder von Läufern wollen oft bei ihren Eltern mitlaufen und haben dann Spaß daran zuerst mithalten zu können und dann plötzlich besser zu sein als die Eltern. Da besteht dann auch oft schlicht und ergreifend kein Interesse an der klassischen Leichtathletik, sondern es stehen andere Dinge im Vordergrund. Davon schaffen meiner Erfahrung nach allerdings wenige den Sprung in das Hochleistungstraining. Im besten Fall bleiben sie Volksläufer und im schlechtesten Fall hören sie mit dem Sport in der U18 / U20 auf, wenn die Verbesserungen nicht mehr so einfach erfolgen und / oder sich Verletzungen häufen.
Dann gibt es auch die angesprochenen Laufgruppen, wo undifferenziert nach Alter trainiert wird. Auch da sehe ich einfach ein ähnliches Problem, das letztendlich darauf hinausläuft, dass kein Fundament gelegt wird, auf das langfristig aufgebaut werden kann. Wenn ich in der U16 schon das komplette Aktivenprogramm absolviere, habe ich eben keine neuen Reize mehr, die ich setzen kann oder es fehlt einfach die physiologische Grundlage dafür. Wenn es Spaß macht und es nicht das Ziel ist, eine optimale Leistungsentwicklung zu erzielen, mag das ja okay sein. Aber wenn ich sehe, dass in der U14 nach Herzfrequenz oder gar einer "Schwelle" trainiert wird und man dann denkt, man macht alles richtig, weil wissenschaftlich, wären mehr Trainerfortbildungen vielleicht doch ein probates Mittel...
Kommen wir zu den positiveren Formen:
Leistungsförderlich ist sicherlich, wenn man die im Hochleistungssport geforderten Belastungen langfristig vorbereitet. Der Stützapparat benötigt schließlich viele Jahre, um sich anzupassen. Wenn man dabei beachtet, welche Trainingsreize in welchem Alter gut trainierbar sind, kann man da auch viel erreichen. Es gibt nunmal eben bestimmte Entwicklungsfenster, in denen ich Schnelligkeit in einem Maß entwickeln kann, die ich später so nie mehr nachholen kann. Natürlich kann ich auch später nochmal Schnelligkeit trainieren, aber das volle Potenzial kann man nicht ausschöpfen, ohne das goldene Lernalter auszunutzen. Für den Volksläufer möglicherweise uninteressant, sind Schnelligkeitsreserven im Leistungssport doch bisweilen selbst im Marathon ausschlaggebend.
In der U14 und U16 sind, aus läuferischer Sicht, vor allem Schnelligkeit, VO2max und die Grundlagenausdauer interessant und trainierbar. Ob man die Grundlagenausdauer jetzt durch Kilometer, Semispezifik oder allgemeine Bewegungszeit trainiert ist vermutlich Geschmackssache und vom individuellen Typ abhängig, solange darauf geachtet wird, dass der oben genannte Stützapparat nicht überfordert wird. Wenn ich die Schnelligkeit in dem Alter nicht trainiere, verpasse ich eben das Zeitfenster der optimalen Trainierbarkeit und mir fehlt später eine wichtige Zubringerleistung im Mittelstreckenlauf. Klar, je länger die Strecke, desto verschmerzbarer. VO2max lässt sich auch sowohl spielerisch als auch klassisch am Berg o.Ä. trainieren. Auch da macht ein 'früh spezialisiertes' Training mehr einen mentalen als eine physiologischen Unterschied.
Zu den anderen Bereichen: Laktat in allen Formen (Produktion, Toleranz, Puffer, Schwelle, wie auch immer man es betiteln möchte) zu trainieren ergibt nunmal erst Sinn, wenn der Körper es auch produzieren kann. Da diese Form der Energiebereitstellung erst relativ spät, nämlich in der U23, voll entwickelt ist und im Kindheitsalter überhaupt nicht zur Verfügung steht, muss eben die köperliche Entwicklung hier in der langfristigen Trainingsplanung beachtet werden. Wenn ich zuerst die Zubringerleistungen entwickle und ausschöpfe, habe ich auch später deutlich mehr von diesen Trainingsformen, als wenn ich direkt damit einsteige.
Ebenso klar ist natürlich, wenn ich in der U16 zweimal pro Woche bereits im spezifischen Wettkampfausdauer- und Laktattoleranzbereich trainiere, dann hat das natürlich durchaus erstmal positive Auswirkungen auf die Leistung. Das ist verlockend, insbesondere, wenn davon Förderung abhängt.
Ich denke, es ist einfach wichtig, dass man im Verein oder in der Trainingsgruppe ein Konzept hat, wie man das Training langfristig aufbaut und es nicht nach dem Motto abläuft, dass die Jüngeren einfach versuchen, so viel wie möglich von dem gleichen Training der Älteren mitzumachen. Und das lässt sich eben auch nicht einfach anhand der Wochenkilometerzahl festmachen. Ein Training mit einer Schnelligkeitseinheit, einer VO2max-Einheit und 4-5 lockeren Dauerläufen mit 60-80 Wochenkilometern ist möglicherweise durchaus altersgemäßer als ein Training, bei dem nur 30km auf dem Plan stehen, aber dafür Laktat geknüppelt wird, bis man nicht mehr geradeaus sehen kann.
Gleichermaßen ergibt es einen Unterschied, ob ich in der U20 auf Spitzen von 100-120km durch GA1-Programme komme, oder ob ich nur 80km schaffe, weil ich dreimal pro Woche ein Schwellentraining absolviere; eine Kilometeranzahl die sich aber wie gesagt auch aus einem Mix aus Schnelligkeit, VO2max und GA1 ergeben kann. Als einzige Kennzahl ist das eben einfach nicht aussagekräftig.
Wenn ich ein Programm beurteilen möchte, wären für mich die folgenden Punkte interessanter: Kann sich der Großteil der Gruppe von Jahr zu Jahr gesund steigern oder gibt es häufige Verletzungsprobleme? Ist eine Stagnation im Hochleistungsalter auf äußere Faktoren wie Studium, Arbeit, fehlende Infrastruktur etc. zurückzuführen oder erfolgt diese trotz eines erhöhten Zeit- und Materialaufwands?
Die erste Frage ist, warum ich das Training mache. Da gibt es ja verschiedene typische Konstellationen.
Zum Beispiel die Kinder von Läufern wollen oft bei ihren Eltern mitlaufen und haben dann Spaß daran zuerst mithalten zu können und dann plötzlich besser zu sein als die Eltern. Da besteht dann auch oft schlicht und ergreifend kein Interesse an der klassischen Leichtathletik, sondern es stehen andere Dinge im Vordergrund. Davon schaffen meiner Erfahrung nach allerdings wenige den Sprung in das Hochleistungstraining. Im besten Fall bleiben sie Volksläufer und im schlechtesten Fall hören sie mit dem Sport in der U18 / U20 auf, wenn die Verbesserungen nicht mehr so einfach erfolgen und / oder sich Verletzungen häufen.
Dann gibt es auch die angesprochenen Laufgruppen, wo undifferenziert nach Alter trainiert wird. Auch da sehe ich einfach ein ähnliches Problem, das letztendlich darauf hinausläuft, dass kein Fundament gelegt wird, auf das langfristig aufgebaut werden kann. Wenn ich in der U16 schon das komplette Aktivenprogramm absolviere, habe ich eben keine neuen Reize mehr, die ich setzen kann oder es fehlt einfach die physiologische Grundlage dafür. Wenn es Spaß macht und es nicht das Ziel ist, eine optimale Leistungsentwicklung zu erzielen, mag das ja okay sein. Aber wenn ich sehe, dass in der U14 nach Herzfrequenz oder gar einer "Schwelle" trainiert wird und man dann denkt, man macht alles richtig, weil wissenschaftlich, wären mehr Trainerfortbildungen vielleicht doch ein probates Mittel...
Kommen wir zu den positiveren Formen:
Leistungsförderlich ist sicherlich, wenn man die im Hochleistungssport geforderten Belastungen langfristig vorbereitet. Der Stützapparat benötigt schließlich viele Jahre, um sich anzupassen. Wenn man dabei beachtet, welche Trainingsreize in welchem Alter gut trainierbar sind, kann man da auch viel erreichen. Es gibt nunmal eben bestimmte Entwicklungsfenster, in denen ich Schnelligkeit in einem Maß entwickeln kann, die ich später so nie mehr nachholen kann. Natürlich kann ich auch später nochmal Schnelligkeit trainieren, aber das volle Potenzial kann man nicht ausschöpfen, ohne das goldene Lernalter auszunutzen. Für den Volksläufer möglicherweise uninteressant, sind Schnelligkeitsreserven im Leistungssport doch bisweilen selbst im Marathon ausschlaggebend.
In der U14 und U16 sind, aus läuferischer Sicht, vor allem Schnelligkeit, VO2max und die Grundlagenausdauer interessant und trainierbar. Ob man die Grundlagenausdauer jetzt durch Kilometer, Semispezifik oder allgemeine Bewegungszeit trainiert ist vermutlich Geschmackssache und vom individuellen Typ abhängig, solange darauf geachtet wird, dass der oben genannte Stützapparat nicht überfordert wird. Wenn ich die Schnelligkeit in dem Alter nicht trainiere, verpasse ich eben das Zeitfenster der optimalen Trainierbarkeit und mir fehlt später eine wichtige Zubringerleistung im Mittelstreckenlauf. Klar, je länger die Strecke, desto verschmerzbarer. VO2max lässt sich auch sowohl spielerisch als auch klassisch am Berg o.Ä. trainieren. Auch da macht ein 'früh spezialisiertes' Training mehr einen mentalen als eine physiologischen Unterschied.
Zu den anderen Bereichen: Laktat in allen Formen (Produktion, Toleranz, Puffer, Schwelle, wie auch immer man es betiteln möchte) zu trainieren ergibt nunmal erst Sinn, wenn der Körper es auch produzieren kann. Da diese Form der Energiebereitstellung erst relativ spät, nämlich in der U23, voll entwickelt ist und im Kindheitsalter überhaupt nicht zur Verfügung steht, muss eben die köperliche Entwicklung hier in der langfristigen Trainingsplanung beachtet werden. Wenn ich zuerst die Zubringerleistungen entwickle und ausschöpfe, habe ich auch später deutlich mehr von diesen Trainingsformen, als wenn ich direkt damit einsteige.
Ebenso klar ist natürlich, wenn ich in der U16 zweimal pro Woche bereits im spezifischen Wettkampfausdauer- und Laktattoleranzbereich trainiere, dann hat das natürlich durchaus erstmal positive Auswirkungen auf die Leistung. Das ist verlockend, insbesondere, wenn davon Förderung abhängt.
Ich denke, es ist einfach wichtig, dass man im Verein oder in der Trainingsgruppe ein Konzept hat, wie man das Training langfristig aufbaut und es nicht nach dem Motto abläuft, dass die Jüngeren einfach versuchen, so viel wie möglich von dem gleichen Training der Älteren mitzumachen. Und das lässt sich eben auch nicht einfach anhand der Wochenkilometerzahl festmachen. Ein Training mit einer Schnelligkeitseinheit, einer VO2max-Einheit und 4-5 lockeren Dauerläufen mit 60-80 Wochenkilometern ist möglicherweise durchaus altersgemäßer als ein Training, bei dem nur 30km auf dem Plan stehen, aber dafür Laktat geknüppelt wird, bis man nicht mehr geradeaus sehen kann.
Gleichermaßen ergibt es einen Unterschied, ob ich in der U20 auf Spitzen von 100-120km durch GA1-Programme komme, oder ob ich nur 80km schaffe, weil ich dreimal pro Woche ein Schwellentraining absolviere; eine Kilometeranzahl die sich aber wie gesagt auch aus einem Mix aus Schnelligkeit, VO2max und GA1 ergeben kann. Als einzige Kennzahl ist das eben einfach nicht aussagekräftig.
Wenn ich ein Programm beurteilen möchte, wären für mich die folgenden Punkte interessanter: Kann sich der Großteil der Gruppe von Jahr zu Jahr gesund steigern oder gibt es häufige Verletzungsprobleme? Ist eine Stagnation im Hochleistungsalter auf äußere Faktoren wie Studium, Arbeit, fehlende Infrastruktur etc. zurückzuführen oder erfolgt diese trotz eines erhöhten Zeit- und Materialaufwands?