Gestern, 12:00
(Gestern, 11:25)mariusfast schrieb: Thorwirth hat eine Forderung an diejenigen, die sich in denSozialen Medien vehement für einen Start von Hendrik eingesetzt haben mit dem Argument, dass jeder , der international qualifiziert sei, auch bei einer WM das Land vertreten sollen. Dann müsse man laut Thorwirth, wenn man konsequent sei, sich auch gegen den Shitstorm in den Sozialen Medien einsetzen. Wenn es wieder mal nach Olympia, WM etc. heißt, "wm Tourismus durch unsere Steuergelder" oder die "deutschen MENTALITÄT" sei nicht mehr da, wenn keine Top 8 Platzierung herauskommt.
Finde ich berechtigt. Vor allem auch dann für Sportler einsetzen, die nicht so stark vernetzt sind wie Hendrik und über die nicht x NACHRICHTENsender schreiben und die keine große Followerschaft hinter sich haben. Von daher meine Frage wo waren diejenigen bei der Olympiade oder der LA WM als genau das der Fall war ( siehe Kommentarspalten bei ZDf oder Ard).
Thorwirths Appell, dass man sich auch gegen pauschale Vorwürfe wie „WM-Tourismus“ und die ständige Top-8-Fixierung in den Kommentarspalten stellen solle, ist grundsätzlich berechtigt – wenn man damit nicht den Athlet:innen die Schuld für diese Narrative in die Schuhe schiebt, indem man suggeriert, dass durch die öffentliche Unterstützung für Hendrik Pfeiffer ein Maßstab aufgemacht werde, dem alle gerecht werden müssten. Was im Podcast aber deutlich auffällt: Thorwirth rutscht z.T. in eine Verteidigungsposition für den DLV. Es war daher umso wichtiger, dass mit Felix Hentschel auch ein Gegenpart zu hören war, der die richtigen Fragen stellt – etwa nach der Glaubwürdigkeit, Planbarkeit und Empirie hinter solchen Entscheidungen. Denn genau die fehlen vielerorts.
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: In einem Mailkontakt mit Dr. Jörg Bügner war auf konkrete Fragen zu Nominierungskriterien keinerlei Bereitschaft erkennbar, offen oder sachlich zu antworten. Stattdessen wurde von oben herab kommuniziert und Transparenz demonstrativ vermieden. Viele Stimmen, die sich nun öffentlich über mangelnde Kommunikation oder willkürliche Entscheidungen beschweren, wundern mich deshalb absolut nicht.
Und zu Thorwirths Aussage, dass die Bestätigungsnormen z. B. auf den Weltjahresbestenlisten der letzten drei Jahre basieren würden: Das mag in einzelnen Disziplinen wie der Mittel- oder Langstrecke (wo Thorwirth selbst aktiv ist) noch stimmen – aber eben nicht in der Breite. In einigen Disziplinen wurden Normen und Kaderkriterien schlicht intern festgelegt, ohne jeden empirischen Bezug, sondern nur mit dem Hinweis, das sei „im Expertenteam abgestimmt worden“. Und damit sind wir genau wieder beim zentralen Punkt: Gleichberechtigung. Wer Athlet:innen ungleich behandelt, schafft kein leistungsorientiertes System, sondern ein selektives – und verliert damit die Glaubwürdigkeit.