05.06.2025, 09:54
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 05.06.2025, 10:07 von OldSchoolRunner.)
(05.06.2025, 08:37)Markus Schmidt schrieb: @h3inz_h4rtm4nn
Danke für deine ausführliche und differenzierte Antwort – die ich in vielen Punkten tatsächlich teile. Und ja: Ich bin inzwischen selbst hin- und hergerissen.
Ich bleibe dabei: Pfeiffers Reaktion war emotional übersteuert, kommunikativ ungeschickt und strategisch nicht klug. Wer das Regelwerk kennt, weiß, dass er aktuell kein Startrecht hat – weil er die Bestätigungsnorm eben nicht erfüllt hat. Auch die Saisonplanung wirkt im Nachhinein nicht wie die eines Athleten, der mit voller Konsequenz auf eine WM-Teilnahme hinarbeitet.
Trotzdem: Je mehr ich mich mit den Hintergründen beschäftige, desto mehr sehe ich auch ich ein, dass tatsächlich nicht Pfeiffers Verhalten das Hauptproblem ist, sondern der Umgang des DLV mit Verantwortung, Transparenz und Kommunikation.
Dr. Bügner schreibt in seinem Statement, das Verfahren mit der Bestätigungsnorm sei „bereits bei den Olympischen Spielen 2024, der EM 2024 und der WM 2023“ angewandt worden. Nur: Das stimmt schlicht nicht.(Und ja: Eine Bestätigungsnorm in einer Disziplin, die man in der Regel nur 2mal im Jahr läuft, macht auch wenig Sinn).
- 2023: keine Bestätigungsnorm im Marathon
- 2024 (EM): kein Marathon
- 2024 (Olympia): Bestätigungsnorm für den Marathon musste im Halbmarathon erbracht werden.
Wenn ein Verband solche Unschärfen öffentlich behauptet – und das von einem Vorstand Leistungssport, der den „transparenten Prozess“ immer wieder betont – dann ist das entweder Täuschung oder Unkenntnis. Beides disqualifiziert ihn für sein Amt. Aber komplett.
Zudem: Bügner verweist auf eine „gemeinsame Entscheidung mit den Bundestrainern“. Dass er diesen Trainerstab Ende 2024 selbst komplett neu zusammengestellt hat, inklusive der Auswechslung von Fachleuten wie Matthias Kohls, gehört aber zur ganzen Wahrheit. Dass man dann von „Kontinuität“ und „disziplinübergreifender Gerechtigkeit“ spricht, ist ja dann – freundlich formuliert – wirklich ein rhetorischer Trick.
Fazit: Ich finde Pfeiffers Stil weiterhin angreifbar – aber ich muss jetzt auch zugen: Seine Kritik trifft in weiten Teilen ins Schwarze. Was der DLV da liefert, ist keine transparente Entscheidungsfindung, sondern ein Kommunikationsversagen mit Ansage. Man hat echt nicht das Gefühl, dass da die richtigen Leute am Ruder sind.
Ich finde es gut, dass Du nach der intensiven Diskussion hier auch Deine Urspungsmeinung etwas anpasst. Das gelingt nicht allen Forumsmitgliedern, dass sie sich von Argumenten beeinflussen lassen. Dieses " Ich bin inzwischen selbst hin- und hergerissen" ging mir anfangs auch so bei diesem Fall. Allerdings hatte ich relativ schnell das Gefühl, dass Pfeiffer vom Grunde her recht hat und das Problem eher bei der DLV-Führung liegt. Du nennst oben ja selbst einige Gründe dafür.
Natürlich sehe ich auch gewisse Widersprüche in seiner bis heute absolvierten Saison (z.B. 2 Marathons im Januar und Februar trotz Schmerzen). Ob der Marathon in Tokio im Februar etwas für den WM-Marathon im September zu völlig anderen klimatischen Bedingungen gebracht hätte, mag ich auch zu bezweifeln. Und den Jetlag-Effekt nach Osten hin konnte er auch schon beim Singapur-Marathon testen. Aber ich glaube ihm trotzdem, dass er sich sehr gut für den WM-Marathon im September vorbereitet hätte.