04.06.2025, 09:29
(04.06.2025, 08:57)Markus Schmidt schrieb: Nur: Gerade weil das berechtigte Kritikpunkte sind, wäre es umso wichtiger gewesen, sie frühzeitig, sachlich und systematisch zu adressieren. Pfeiffers jetzige Stellungnahme wirkt dagegen wie eine Mischung aus Enttäuschung, öffentlicher Abrechnung und moralischer Überhöhung – aber nicht wie ein konstruktiver Beitrag zur Lösung struktureller Probleme.
Wenn es ihm wirklich ums System ginge, hätte er sich spätestens bei Veröffentlichung der Bestätigungsnorm öffentlich äußern können. Stattdessen: Funkstille – vermutlich in der Hoffnung, es reicht am Ende doch. Das ist menschlich verständlich – aber genau deshalb wirkt das jetzige Statement eben nicht wie mutige Systemkritik, sondern wie späte Frustverarbeitung.
Dass er nun gezielte Willkür suggeriert – inklusive öffentlicher Seitenhiebe gegen Personen wie Bügner – ist kein mutiges Aufdecken von Missständen, sondern ein emotionaler, einseitiger Versuch, Verantwortung nach außen zu verlagern. Wer über strukturelle Ungerechtigkeit spricht, sollte mehr bieten als persönliche Anekdoten und Verdächtigungen.
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Und übrigens: Wenn Pfeiffer wirklich strukturelle Schieflagen aufzeigen wollte, hätte er zumindest erwähnt, dass mit Hendel und Fitwi zwei Athleten mit erfüllter Norm gar nicht starten – aus freien Stücken. Hendel setzt auf den Berlin-Marathon, weil er damit größere Chancen hat 2026 in der Sportförderung zu bleiben. Fitwi läuft lieber ein anderes Rennen mit besseren Prämien.
Ich nehme mal bewusst der Diskussion Willen hier einige Gegenpunkte ein, auch wenn ich vorwegnehmen möchte, dass ich vieles von dem, was du schreibst, auch gedacht habe bzw. denke!
Das frühzeitige adressieren geht häufig (medial) leider unter oder wird mit "jetzt warte doch erstmal ab" weggewischt. Das gilt auch in anderen Fällen, wenn Kriterien veröffentlicht werden. Wirklich vor allem von dritten aufgegriffen, werden sie erst, wenn das Kind in den Brunnen fällt. Man kann z.B. >300 Tage im Jahr auf den Schwachsinn mit den DM-Teilnehmerlimits hinweisen, wirklich als Problem erkannt, wird es immer erst, wenn dann tatsächliche Gesichter mit den Schicksalen verbunden werden können und diese erzählen, warum sie z.B. ihre Karriere aus Perspektivlosigkeit beenden (und vertrau mir, das könnte dieses Jahr in dieser Thematik auch noch einen ähnlichen Aufschrei geben, wo es dann auch heißen könnte, "das Thema war doch lange klar", aber es wird halt erst gehört, wenn es konkret ist).
Und (leider) ist es auch "normal", dass manche den Weg der Kritik, die ja auch für einen selbst anstregend ist, erst gehen, wenn es sie wirklich betrifft persönlich und man nicht doch "durchgerustcht" ist. Von daher: Ja, persönlicher Frust, aber das heißt ja nicht, dass jemand B-Normen oder die WM-Bestätigungsnormen richtig gefunden hätte, nur weil sie kein Problem für ihn dargestellt hätten. Das ist nur menschlich. Und auch hier sei die Gegenfrage erlaubt: Was denkst du was er dann für Gegenwind bekommen hätte a la: "Was machst du denn darum ein fass auf, du bist doch dennoch nominiert worden!" Kurzum: Es braucht leider meist die persönliche Betroffenheit, um aktiv zu werden und gehört zu werden.
Die persönlichen Seitenhiebe finde ich auch sehr schwierig. Da spricht sicher auch viel Frust mit, der sich vermutlich im gesamten Ehepaar angestaut hat. Gleichwohl – und damit will ich diese Taktik nicht gutheißen – ist diese sehr persönliche Bezugnahme vermutlich der Versuch, jemanden, der sonst alles aussitzt, aus der Reserve zu locken, Verantwortung zu übernehmen. Die letzten "Skandale" der LA waren immer abgewiegelt worden mit "das hat das Führungsteam" entschieden etc. Jetzt soll jemand persönlich zu seiner Meinung stehen. Schwierig. Aber vermutlich her Taktik als Frust.
Dass HP die beiden Kollegen nicht erwähnt würde ich positiv sehen. Ich finde, das habe ich hier im Forum mehrfach geäußert, die Absagen mindestens genauso diskutabel wie die Nicht-Nominierung. Pfeiffer hat aber vermutlich im letzten Jahr mit seinen zum Teil sehr fragwürigen formulierungen gegenüber Amanal (und war es auch Fitwi?) hoffentlich gelernt, dass es nicht gut ankommt, Kollegen öffentlich ans Bein pinkeln zu wollen.