02.06.2025, 16:09
(02.06.2025, 15:59)Markus Schmidt schrieb: Ich kann mit diesem Athletentypus, der offensichtlich Probleme damit hat, das eigene bei Instagram aufgebaute Selbstbild und die sportliche Realität auseinanderzuhalten, ehrlich gesagt nur bedingt etwas anfangen.
Im Fall Hendrik Pfeiffer geht es nicht darum, seine sportliche Vergangenheit kleinzureden – aber man muss sich schon fragen, wie ernst man das Thema WM-Teilnahme tatsächlich nimmt, wenn man sich seinen Saisonplan anschaut. Die Bestätigungsnorm für Tokio wurde im Dezember 2024 bekannt gegeben – spät, ja, aber klar kommuniziert. Wer wirklich zur WM will, richtet seine Vorbereitung darauf aus.
Pfeiffer entschied sich stattdessen für zwei Marathons in sechs Wochen (Houston und Tokio) – plus einem 60-km-Kirmeslauf für irgendeinen Limo-Hersteller. Das mag für Sponsoren oder persönliche Projekte sinnvoll sein, aber es ist kein Aufbau, der auf eine gezielte WM-Qualifikation hindeutet.
Und Tokio? Eine 2:12 – solide, aber deutlich unter der geforderten Norm. Dass dieser Lauf im Nachhinein als strategische WM-Vorbereitung verkauft wird, wirkt eher wie ein Erklärungsversuch als ein echtes Konzept. Was genau hat er da gelernt – dass in Japan Linksverkehr herrscht?
Ja, der DLV hat Kommunikationsdefizite. Wenn Pfeiffer tatsächlich gesagt wurde, dass er sicher dabei ist, falls andere absagen, dann ist das grottige Kommunikation – und wirft auch ein schlechtes Licht auf den Bundestrainer. Ja, die Nominierungsrichtlinien sind diskussionswürdig. Und ja – man sollte vielleicht auch Athleten eine Chance geben, die das Ganze mit weniger Förderung stemmen müssen und daher nicht den klassischen Karriereweg wie vor 20 Jahren gehen.
Sachlich ist Pfeiffers Kritik trotzdem nicht. Und überraschend oder willkürlich ist seine Nicht-Nomninierung schonmal gar nicht. Er mag den Zeitgeist auf seiner Seite haben - aber nicht wirklich die besseren Argumente.
Das finde ich interessante Einwände und offen gestanden teile ich einen Teil davon. Es wäre grundsätzlich schöner, wenn Kritik an Nominierungskriterien, Normen, etc. nicht immer erst/nur geäußert wird, wenn man selbst das "Opfer" ist. Glaubwürdiger wäre es, wenn Athleten mal direkt sagen, wenn Dinge – einige Argumente von HP sind ja sehr grundsätzlicher Natur – nicht passen. Das Problem ist, dass ein Klima herrscht wo man, solange man nicht "sicher nicht" dabei ist, lieber schweigt, weil man sorge hat, dass es zum Nachteil gereicht.
Unter diesem Gesichtspunkt finde ich aktuell vor allem die Rückendeckung einiger Athleten interessant, die als leistungsstärker einzuschätzen sind als HP.
Wenn die nicht-Professionelle Vorbereitung, die durchaus thematisiert werden sollte, jedoch ein Argument ist, dann sollte das auch der Maßstab in anderen Fällen sein. Da gibt es auch bei Verbandslieblingen manche wilde Blüte im Training. Und überhautp: Wie kann es sein, dass die deutsche Nummer Fünf im Marathon nachrücken könnte, weil zwei nominierte Kaderathleten lieber woanders laufen?