22.05.2025, 18:43
(21.05.2025, 22:16)S_J schrieb: Ich würde ausdrücklich davon abraten, Ingebrigtsen als ein Leitmodell für Kinder- und Jugendtraining zu nehmen.
Den wenigen, natürlich medienwirksamen, "Wunderkindern" steht die große Dunkelziffer derjenigen gegenüber, die daran kaputt gegangen sind. Natürlich hat jeder Trainer da andere Prioritäten, aber ich bevorzuge einen Ansatz, mit dem sich alle gesund und langfristig verbessern können gegenüber einem, der bei manchen viellleicht außergewöhnliche Resultate hervorbringt, aber bei den meisten anderen eben nicht.
Außerdem ist der Ingebrigtsen-Ansatz in der Fläche gar nicht leistbar. Laut eigener Aussage war Jakob seit der U14 jeden Tag beim Physio, und es gibt Laktatmessungen und Tests ohne Ende. Das ist kein Ansatz für ein skalierbares Trainingskonzept, sondern ein Laborexperiment. Das Ganze funktioniert ja nur, gerade weil es so gut überwacht wurde und die Überlastungen vermieden werden konnten. Ohne die Messungen wird das Ganze zum Ratespiel. Und in einem Gruppensetting ohnehin. Die Trainerkosten wären ja auch ohnehin nicht bezahlbar, um eine solche Betreuung zu leisten.
Aber ja, wenn man ein Kind schon von früh an spezifisch trainieren wollte und auf langfristigen Erfolg auslegen möchte, dann ist der Ansatz, den Umfang gegenüber der Intensität zu priorisieren, wie die Ingebrigtsens das praktizieren, natürlich schon richtig. Man darf aber auch nicht vergessen, dass ein wesentlicher Bestandteil des Trainings auch die Bergläufe samstags im VO2max-Bereich sind. Insgesamt ist das Training eben nicht auf Wettkampfspezifität ausgerichtet, sondern darauf, die notwendigen Energiesysteme separat herauszubilden und dann so wenig Zeit wie möglich, aber eben so viel wie nötig in der Spezifik zu verbringen.
Große Teile des Trainings, vor allem im Winter wurden bei den Ingebrigtsens aber übrigens auch semi-spezifisch absolviert, um das Stützsystem bei den hohen Umfängen zu entlasten. Dazu kommt auch das Krafttraining, mit dem früh angefangen wurde, um eben auch gezielt Ausgleichstraining bzw. Verletzungsprophylaxe zu betreiben. Er hat eben wirklich von Anfang an wie ein Profi trainiert. Wenn man diese Voraussetzungen aber nicht schaffen kann, dann wird der Ansatz ungleich gefährlicher!
Wenn man also das Bedürfnis hat, seinem Kind die Kindheit zu nehmen und das notwendige Kleingeld um solche Bedingungen zu schaffen, dann ist es durchaus möglich, dass das Kind körperlich unbeschadet und sportlich erfolgreich daraus hervorgeht. Das Resultat ist ja da. Aber für mich ist das einfach kein Ansatz, den man sinnvoll umsetzen kann.
Laktat wurde nur bei den Keysessions genommen oder? Das machen doch die Deutschen Athleten und die Jugendlichen, die bspw im Sportinternat Frankfurt sind, auch?
Zu Hause ist es nicht umsetzbar, da stimme ich dir zu (Beim Laufband fängt es an)
Zum Thema Laufband: Ich habe die Erfahrungen gemacht, dass das deutlich weniger belastend ist für das Stützsystem. Gibt es hierzu irgendwelche Studien? Er hat auch damals die Morgeneinheit schon vor der Schule auf dem Laufband zu Hause gemacht.
“Anything we can actually do we can afford” Keynes