21.05.2025, 09:17
(21.05.2025, 08:47)S_J schrieb:(21.05.2025, 08:07)mariusfast schrieb: Also in dem Wunderkinder Thread habe ich keinen Beitrag gefunden, der Hinweise gibt, wieso es "gruselig" sein sollte einen Marathon zu laufen im Kindesalter. Die Allemeine entwicklung der aeroen Ausdauer (GA1) Vo2 Max sowie an der reinen Schnelligkeit wird doch sogar vom IAT empfohlen hieß es hier vor kurzem ich weiß leider nichtmehr in welchem Thread).
Allerdings Schwelle und Schnelligkeitsausdauer erst im Leistungssportalter
Oder habe ich das falsch in Erinnerung? Ich meine der Beitrag kam von S_J.
Ich verlinke hier einfach mal die PPT einer alten Fortbildung, die BW Leichtathletik zusammen mit dem IAT entwickelt hat:
https://www.bwleichtathletik.de/fileadmi...U16_01.pdf
(21.05.2025, 08:07)mariusfast schrieb: Demnach ist es dann kein Problem einen Marathon zu laufen, aber vllt. nicht förderlich für die langfristige Entwicklung, wenn nur an der Schwelle und GA2, also zu Marathonspezfisich trainiert wird?Der erste relevante Punkt wäre, sich Gedanken um die physiologische Entwicklung zu machen. Ein 5-Jähriger kann, pauschal gesagt, gar nicht im GA2-Bereich laufen, weil ihm dafür die entsprechenden physiologischen Parameter fehlen. Die Trainierbarkeit und Belastbarkeit beginnt eigentlich erst mit der Pubertät bedingt durch den Anstieg des Hormonspiegels. Und erreicht dann Anfang 20 ihren Höhepunkt. Daher kann ich einen 5-Jährigen aus Sicht des Stoffwechsels gar nicht falsch belasten. Aus Sicht des Stützapparats aber wohl schon. Eine Belastungszeit von 5.5h für einen 5-Jährigen, der noch sehr weiche Knochen hat... ist riskant. Die meisten Kinder haben da aber auch einen ganz normalen Schutzmechanismus: Es wird ihnen zu langweilig und hören auf.
Das bringt mich zum zweiten Punkt, und der ist mindestens genauso relevant, nämlich die Frage, ob 4-6h Dauerlauf kindgemäß sind. Ja, es gibt sicherlich Kinder, die gerne bei ihren Eltern mitlaufen und ihnen nacheifern wollen. Aber ich würde die Aussage wagen, dass sie mindestens, wenn nicht sogar mehr Freude an einem kindgemäßen – gerne forderndem / förderndem, aber eben kindgemäßen – Training haben. Das heißt ja nicht, dass sie kein Ausdauertraining machen sollen. Nur eben bevorzugt in Spielformen und durch Alltagsaktivitäten auf dem Rad, im Schwimmbad etc. oder eben meinetwegen auch mal die Eltern beim Joggen begleiten. Aber dann vielleicht nicht gleich ein Marathon...
Drittens wäre da auch noch der psychologische Effekt, dass man sich Inhalte, wie den Marathon, aufspart, um sich auf etwas freuen und hinarbeiten zu können. Wenn ich in der U16 2000m oder 3000m laufe, dann in der U18 und U20 die 5000m, und dann sukzessive die Strecke steigere, kann ich mich immer auf etwas Neues freuen. Wenn ich gleich einen Marathon laufe, dann ist dieser Reiz nicht da.
(21.05.2025, 08:07)mariusfast schrieb: Wieso regt sich dann niemand darüber auf, dass 800 Meter im Programm für 8 Jährige sind? Das könnte ja auch dazu führen, dass Trainer zu schnell nur laktazides Trainingi absolvieren, um kurzfristig erfolgreich zu sein. Ich denke nach der Logik dürfte man gar keine Bestenlisten mehr führen, auch keine U-18 oder U-20. Weil es davor für jeden Disziplinblock natürlich wichtig ist noch an den Grundlagen zu arbeiten.Siehe oben. Mit 8-Jährigen kannst du gar kein laktazides Training durchführen, weil der Körper noch kein Laktat bildet. Genausowenig ist der Körper in der Lage, sonderlich effizient die Mitochondrien durch lange Dauerläufe zu vermehren. Vor Einstieg der Pubertät hat das höchstens mentale Auswirkungen.
Ab wann man Bestenlisten führt und die 'richtigen' Disziplinen im Wettkampf macht, ist ja ein beliebter Diskussionspunkt. Ich denke, dass der Kompromiss des DLV (Landesbestenlisten und Landesmeisterschaften ab U14 / nationale Bestenlisten und DM ab U16) nicht der verkehrteste ist, um die Athletinnen und Athleten langfristig und langsam an die Inhalte des Leistungssports heranzuführen.
Dass nicht alle Trainerinnen und Trainer in der Lage sind, sich hier bei der Trainingsmittelauswahl vernünftig zu verhalten, ist wohl so.
Es besteht auch ein Unterschied meines Erachtens nach, ob ich einen Reiz (sei es nun 800m oder 300m) regelmäßig im Training setze oder an 2-3 Wettkämpfen pro Saison und ggf. mal in einer Schlüsseleinheit. Insbesonder bei 300m Hürden ist es mental sinnvoll, auch mal über 3 Hürden gelaufen zu sein, was ja schon im Schnelligkeitsausdauerbereich liegt. Aber die Frage ist eben: wie oft und in welchem Umfang. Aber da reden wir dann ja schon von der AK15 im Sommer und nicht mehr von 12- oder 13-Jährigen.
Warum sollte man es nicht oft machen? Im Kinderbereich sind monotone Ausdauerformen einfach zu langweilig, aber vor allem nimmt es Zeit von der viel wichtigeren koordinativen Entwicklung weg. Was ich im 'goldenen Lernalter' erwerbe, hilft mir später. Ausdauer kann ich später deutlich besser nachholen. Wer schon einmal einem Quereinsteiger in der Pubertät versucht hat, Hürden beizubringen, wird das intuitiv nachvollziehen können.
Nach der Pubertät beginnt der Körper zwar die notwendigen Hormone, Enzyme etc. bereitzustellen, aber noch in deutlich geringerem Umfang als bei Erwachsenen. Ich bin hier also langfristig besser beraten, wenn ich in dem Alter die Grundlagen und vor allem die Belastungsverträglichkeit für das spätere Leistungstraining lege.
(21.05.2025, 08:07)mariusfast schrieb: Zur Belastungsverträglichkeit: ist nur meine persönliche Erfahrung, aber bei mir war das so dass ich mit 13 J. bspw. belastbarer war als dann später und eigentlich nie Muskelkater hatte. Weiß auch nicht ob man da jetzt pauschal sagen kann, dass es für 12 Jährige zu viel ist 2 Hinderniswettkämpfe innerhalb 2 Tage zu laufen.
Das liegt an den physiologischen Voraussetzungen. Kinder können auch kein hypertrophes Training absolvieren. Und nur weil man nicht "pauschal" sagen kann, dass es "zu viel" ist, ist es noch lange nicht sinnvoll. Vor allem Eltern denken immer gerne, dass es mit ihrem Kind ja anders ist und es aufgrund seiner Begabung ja auch besonders trainiert werden müssen und schon mehr vertrage als die anderen Kinder. Die meisten dieser hochbegabten Kinder sehe ich im U18+ Bereich nicht mehr.

Übrigens bin ich mit 13 Jahren auch mal einen Marathon gelaufen und war dann "trotzdem" viele Jahre lang sehr erfolgreich. Habe aber genügend Beispiele gesehen, wo das ganz anders aussah.
Und zu meiner kritischen Aussage zu den 3000m-Hindernis bei einer 12jährigen: Bei einer solch langen Strecke bist Du irgendwann müde und die Belastung auf den Stützapparat erhöht sich dann natürlich, wenn Du nicht mehr sauber laufen kannst. Die 1500m Hindernis sind hingegen auch von vielen gut zu schaffen.