Vor 2 Stunden
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: Vor 2 Stunden von h3inz_h4rtm4nn.)
(Gestern, 15:42)dominikk85 schrieb: Muss man Alica schmidts Ausflug auf die 800m bereits als flop bezeichnen? Direkt 2:00 konnte man vielleicht nicht erwarten, aber nach der 600m Zeit hätte ich schon mit sub 2:03 gerechnet.
Zeiten von 2:05 bis 2:09 sind ja eher besserer amateurbereich, da wird man vielleicht kreismeisterin mit. Sind die 600m vielleicht doch die obergrenze von dem was sie stemmen kann? Bei den Zeiten wäre sie ja selbst wenn sie noch 2-3 Sekunden abknabbern sollte immer noch ganz weit weg.
Ich hätte da schon hohe 2:02er als basislevel erwartet und das sie sich davon weiter entwickeln kann. Eigentlich muss sie das ganze schon abblasen und wieder auf die 400m gehen um zu versuchen ihren staffelplatz zu halten
Als Scheitern würde ich es nicht bezeichnen, weil man nach so kurzer Zeit einen so herben Schluss noch nicht ziehen sollte. Eine Enttäuschung ist ihre Hallensaison aber schon ein wenig. Damit orientiert sich mein Urteil nicht an den vielen Fans, die hier im Forum schon übertrieben euphorisch von Zeiten jenseits der HEM-Norm gesprochen haben - vielmehr hätte eine Zeit von 2.02 bis 2.03 Minuten definitiv möglich sein müssen, wenn man ihre Outdoor-Performances anschaut und bedenkt, dass diese aus dem reinen 400m-Training entstanden sind. Das heutige Rennen ist selbstverständlich keine Standortbestimmung, weil es mehr Drängeln als Laufen war. Da fehlt ihr die Erfahrung auf der Strecke, um zum richtigen Zeitpunkt solchen Situationen zu entkommen. Aber man hätte es auch wie Marius Probst machen und von vorne laufen können. Was hätte sie zu verlieren gehabt? Einfach mal bei einem, objektiv betrachtet, eher schwächeren Feld das Heil in der Flucht suchen und schauen, was passiert. Viel schlimmer als der Ausgang heute mit verhaltenen Angang und langsamer Endzeit hätte es wohl kaum werden können...
Was ich damit sagen möchte: Ja, es mangelt ihr an Taktikerfahrung. Ja, auch das Stehvermögen für den Abschnitt 600-800m ist noch nicht da, offenbar auch nahezu unabhängig vom Rennverlauf und der Racepace. Was ihr aber heute vor Ort gefehlt hat, ist ein:e Berater:in, der den Raceplan vorgibt und vielleicht auch bei den ersten Remplern schon hineinruft "geh nach vorne, da hinten wird zu viel gestanden". Die Aufgabe eines Coaches am Rand ist eben auch eine andere über 800m als über 400m.
Die WM in Tokio ist über 800m definitiv außer Reichweite. Bei der EM im kommenden Jahr ist die Norm etwas milder, aber die Konkurrenz schläft nicht. Eine Jana Becker und eine Smilla Kolbe sollte man definitiv auf der Rechnung haben. Wenn ich ehrlich bin, würde ich diesen beiden - ausgehend vom aktuellen Status Quo und davon, dass sie verletzungsfrei bleiben - mehr zutrauen als Alica Schmidt. Trotzdem kann sich Letztere in der deutschen Spitze über 800m etablieren. Ob das genügt, muss sie gemeinsam mit ihrem Management und ihren Trainern entscheiden. Was Fakt ist, ist, dass sie nun Geduld braucht. Ob sie die hat, kann ich nicht einschätzen. Auf den Kaderstatus ist sie finanziell m.M.n. nicht angewiesen, von daher kann sie auch das Risiko eingehen, 2025 ohne internationalen Einsatz zu beenden. Wenn für sie die Kaderzugehörigkeit aber doch eine große Rolle spielen sollte, wäre ihr wohl geraten, nochmal ein paar 400m-Rennen einzubauen, um ihren Staffelplatz zu sichern.