Gestern, 08:19
(12.11.2024, 10:27)mariusfast schrieb:(12.11.2024, 09:37)OldSchoolRunner schrieb: Ich traue ihr auch im ersten Jahr eine 1:59 zu.
Ich finde, Christina Hering ist kein schlechter Vergleich. Die kam auch eher von den 400m und lief 2015 ihre absolute 400m-Bestzeit von 52,91. Im gleichen Jahr lief sie (zum Saisonanfang) in Pliezhausen über 600m 1:25,73 (ebenfalls absolute Bestzeit) und im Juli 1:59,54. Alica Schmidt lief nach einer langen Saison 1:24,88 - eine Zeit, die Christina Hering vielleicht in der 1:59-Form vom Juli 2015 geschafft hätte.
Kohlmann war auch eher der 400/800 Meter Typ und lief 2010, als sie sich zum ersten Mal nicht nur auf 400 sondern auch auf 800 fokussierte, am 16. Mai 1:26:30 (2. Beste Zeit, 4. Jahre später lief sie ihre PB 1:26.10) und am 28. Mai 2:00:72 (3. beste SB ihrer gesamten Karriere).
Selina Büchel hingegen war schon immer eine 800 Meter Spezialistin (hat aber auch eine 52,97 über 400 stehen). Lief bspw. in ihrer besten Saison am 17. Mai in Pliezhausen 1:25:45 und am 04. Juli ihre PB 1:57:98.
Ich finde das ganz schwierig (um nicht zu sagen, ABSURD), Athletinnen miteinander zu vergleichen und dann über ihre potentielle Leistungsfähigkeit zu spekulieren. Die erste 800 von Alica Schmidt war mittelklassig und hätte nicht einmal in U20-Alter bei der aktuellen Leistungsdichte aufhorchen lassen. Was man aber dabei nicht vergessen darf, ist, dass sie bewusst sehr verhalten angegangen ist und die Olympischen Spiele inklusive etwaigem Reisestress ihr Übriges getan haben. Ihre 600 in Berlin fand ich sehr beeindruckend und mit ein bisschen mehr 800m-orientiertem Training klappt auch die letzte halbe Runde auf einem hohen Niveau und eine Zeit im Bereich 1:59-2:01 sollte realistisch sein. Ich fasse diese Spanne bewusst etwas größer, denn selbst die erfahrensten Mittelstrecklerin schaffen es mitunter nicht, immer eine Zeit „x“ +/- 0.5sec zu laufen. Es spielen dabei so viele Faktoren eine Rolle, wie z.B. Wetter, Konkurrenz usw.
Bei Schmidt kommen aber auch noch ihre Tätigkeiten neben dem Sport dazu. Das ist nicht diffamierend gemeint, denn sie verdient damit ihr Geld und es ist ein ganz gewöhnlicher Job - aber eben auch einer, bei dem man viel unterwegs ist, viele Verpflichtungen (Termine) hat, teilweise alternative Trainingsmöglichkeiten suchen muss (Laufband im Hotel usw.). Ich bin fast davon überzeugt, dass sie auch über 400m mehr aus sich hätte rausholen können, wenn sie den Stress nebenbei nicht hätte - auch wenn sie selbst sagt, es sei ihr eine Freude und kein Stress. Bei einem Disziplinwechsel mit neuen Reizen und allem, was dazu gehört, ist es noch einmal wichtiger, die Balance zwischen Belastung und Regeneration zu finden. Da braucht sie mit Trainer und Management auch ein Umfeld, das ihr das ermöglicht. Das Höhen-TL ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber wenn sie nach den 3-4 Wochen erstmal wieder für 2 Wochen unterwegs ist auf den unterschiedlichsten Events, Laufstegen usw…. dann hat der Körper womöglich seine Mühe damit, die neuen Reize in Leistung zu transferieren. Über die 400m hat sie das vielleicht auch aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrung gut wegstecken können, aber wie eingangs erwähnt, glaube ich, sie hat dadurch viel Potenzial auch liegen lassen.