08.01.2015, 09:42
Positionieren…
Dazu bedarf es aber einer Faktenlage, die eine solche erlaubt! Wie meinen? Die Hereditäre Sphärozytose (erblich bei Pechstein, kann aber auch durch Erkrankungen verursacht werden, ob durch gezielte Manipulation ist noch nicht endgültig geklärt - bei Pechstein ist aber auch der Vater betroffen) ist für gewöhnlich nicht unbedingt leistungeförderlich, in schweren Formen sogar lebensbedrohlich. Der Stand der Wissenschaft ist … sagen wir mal vorsichtig … nicht ausreichend, weil die Ausprägung der Erkrankung entscheidenden Einfluss auf gleich mehrere Faktoren hat. Die erhöhte Anzahl der Retikulozyten ist krankheitsbedingt, aber eine Unterscheidung zwischen Manipulation (EPO) und natürlicher Veränderung ist mit den angewendeten Tests nicht möglich.
Im Dubio Pro Reo sollte also auch hier gelten, wobei Pechsteins Fall auch durch eine Reihe von anderen Faktoren beeinflusst war, sie hat so viele mögliche Aufenthaltsorte genannt, dass es nicht möglich war sie regelmäßig zu kontrollieren - im fraglichen Zeitraum gelang dies nur ein mal. Es ist ihr gutes Recht ein "selbstbestimmtes Leben" führen zu dürfen (wobei Leistungsportler schon erhebliche Einschränkungen hinnehmen müssen), alle Umstände zusammen zeigten aber Auffälligkeiten, die unnatürlich erschienen - den Dopingfahndern ist insofern eigentlich auch keine Schuld zuzusprechen. Das Gericht musste sich auf die wissenschaftlichen Fakten die zum Urteilszeitpunkt galten verlassen, wie es eigentlich immer der Fall ist.
Das ist insoweit aufgeklärt, was nicht genau geklärt ist: inwieweit die Erkrankung leistungsförderlich ist (vermehrte, ernergetisch günstige Kugelzellenbildung), ab welcher Ausprägung sie bedenklich wird (Gelbsucht, Entfernung der Milz etc.). Auch die bewusste Manipulation dieses Prozesses ist noch nicht genau zu ermitteln (bestimmte Viren können die Krankheit ebenfalls auslösen). In Pechsteins Fall heißt dies erst einmal: Ihr ist zu glauben, wenn sie behauptet nicht gedopt zu haben, etwas anderes kann man ihr schlicht nicht nachweisen, auch wenn es wissenschaftlich nicht auszuschließen ist! Ihre Wiederteilnahme ist also nur rechtens.
Eine Entschädigung für entgangene Einnahmen? Hier wird es problematisch, denn das ist alles hypothetisch. Sie KÖNNTE weiter gewonnen haben, sie KÖNNTE aber auch schwerer erkrankt sein, Siege sind also nicht definitv nachzuweisen und ohne Leistung keine Einnahmen. Der Fall Pechstein ist jetzt eh abgeschlossen, ABER welche Lehren gilt es zu ziehen?
Ist es im Sinne der Leistunggerechtigkeit in Ordnung, wenn genetische oder medizinische Unterschiede einen signifikanten Vorteil bieten und wenn ja, bis zu welchem Ausmaß und wie legen wir das fest? Hintergrund sind Methoden, die genau solche Erkrankungen heilenoder kontrollieren können, sie können sie aber auch auslösen oder so manipulieren, dass nur eine steuerbare Leistungssteigerung resultiert. Genau wie beim Gendoping. Letzteres ist verboten, bei viel und teurem Einsatz an Untersuchungsmethoden wäre auch einiges nachweisbar, nur wo liegt dann der Unterschied bei einem Heilungsprozess, der gezielt so gesteuert wird, dass er gerade noch einen Leistungvorteil bildet, aber die Erkrankung kontrollierbar macht. Es geht nicht nur um Retikulozyten, es gibt auch bestimmte Genfaktoren, die eine Veränderung am Fettanteil verursachen, man erkennt bereits wie diese zu manipulieren wären (klinisch, aber noch nicht serienreif). Das Ende aller Hungerdiäten für Hochspringer?
Beim Blut haben "wir" Werte festgeschrieben, einen Blutpass erstellt und "Fakten" geschaffen. Für die Ewigkeit? (nur rhetorisch gefragt…)
Was unterscheidet die "Vorteilsnahme" einer Caster Semenya ohne Medikamente, von einer Vorteilsnahme einer Claudia Pechtstein (mit Medikamenten?), außer dass sie eben in Klischees passt?
Wir stochern im Nebel und wir doktern an Lösungen, aber wir sollten uns nicht einbilden wir würden ein finales Ziel erreichen, wenn wir nicht zur "brutalst möglichen" Lösung greifen wollen und alle die nicht einem Normenindex erfüllen in einer "Behindertensportgruppe" gegeneinander antreten zu lassen…
Ich positioniere mich, wenn ich befriedigend klären kann, bis dahin lebe ich mit den mehr oder weniger großen Ungerechtigkeiten, die unser ganzes Leben durchziehen und muss eben zu Einzelfallentscheidungen greifen. Ein Gesetz wird es nur ein wenig durchschaubarer machen, es wird nicht verhindern, dass Spezialisten gentechnisch die Blutzusammensetzung etwa so "massschneidern", dass sie optimale Leistung erlaubt, aber gerade noch den "Vorschriften" entspricht. (Schon auffällig wie präzise die Werte der Radfahrer bei der Tour de France immer ganz präzise, ganz knapp unter der erlaubten Grenze liegen - alles eineiige Mehrlinge )
Dazu bedarf es aber einer Faktenlage, die eine solche erlaubt! Wie meinen? Die Hereditäre Sphärozytose (erblich bei Pechstein, kann aber auch durch Erkrankungen verursacht werden, ob durch gezielte Manipulation ist noch nicht endgültig geklärt - bei Pechstein ist aber auch der Vater betroffen) ist für gewöhnlich nicht unbedingt leistungeförderlich, in schweren Formen sogar lebensbedrohlich. Der Stand der Wissenschaft ist … sagen wir mal vorsichtig … nicht ausreichend, weil die Ausprägung der Erkrankung entscheidenden Einfluss auf gleich mehrere Faktoren hat. Die erhöhte Anzahl der Retikulozyten ist krankheitsbedingt, aber eine Unterscheidung zwischen Manipulation (EPO) und natürlicher Veränderung ist mit den angewendeten Tests nicht möglich.
Im Dubio Pro Reo sollte also auch hier gelten, wobei Pechsteins Fall auch durch eine Reihe von anderen Faktoren beeinflusst war, sie hat so viele mögliche Aufenthaltsorte genannt, dass es nicht möglich war sie regelmäßig zu kontrollieren - im fraglichen Zeitraum gelang dies nur ein mal. Es ist ihr gutes Recht ein "selbstbestimmtes Leben" führen zu dürfen (wobei Leistungsportler schon erhebliche Einschränkungen hinnehmen müssen), alle Umstände zusammen zeigten aber Auffälligkeiten, die unnatürlich erschienen - den Dopingfahndern ist insofern eigentlich auch keine Schuld zuzusprechen. Das Gericht musste sich auf die wissenschaftlichen Fakten die zum Urteilszeitpunkt galten verlassen, wie es eigentlich immer der Fall ist.
Das ist insoweit aufgeklärt, was nicht genau geklärt ist: inwieweit die Erkrankung leistungsförderlich ist (vermehrte, ernergetisch günstige Kugelzellenbildung), ab welcher Ausprägung sie bedenklich wird (Gelbsucht, Entfernung der Milz etc.). Auch die bewusste Manipulation dieses Prozesses ist noch nicht genau zu ermitteln (bestimmte Viren können die Krankheit ebenfalls auslösen). In Pechsteins Fall heißt dies erst einmal: Ihr ist zu glauben, wenn sie behauptet nicht gedopt zu haben, etwas anderes kann man ihr schlicht nicht nachweisen, auch wenn es wissenschaftlich nicht auszuschließen ist! Ihre Wiederteilnahme ist also nur rechtens.
Eine Entschädigung für entgangene Einnahmen? Hier wird es problematisch, denn das ist alles hypothetisch. Sie KÖNNTE weiter gewonnen haben, sie KÖNNTE aber auch schwerer erkrankt sein, Siege sind also nicht definitv nachzuweisen und ohne Leistung keine Einnahmen. Der Fall Pechstein ist jetzt eh abgeschlossen, ABER welche Lehren gilt es zu ziehen?
Ist es im Sinne der Leistunggerechtigkeit in Ordnung, wenn genetische oder medizinische Unterschiede einen signifikanten Vorteil bieten und wenn ja, bis zu welchem Ausmaß und wie legen wir das fest? Hintergrund sind Methoden, die genau solche Erkrankungen heilenoder kontrollieren können, sie können sie aber auch auslösen oder so manipulieren, dass nur eine steuerbare Leistungssteigerung resultiert. Genau wie beim Gendoping. Letzteres ist verboten, bei viel und teurem Einsatz an Untersuchungsmethoden wäre auch einiges nachweisbar, nur wo liegt dann der Unterschied bei einem Heilungsprozess, der gezielt so gesteuert wird, dass er gerade noch einen Leistungvorteil bildet, aber die Erkrankung kontrollierbar macht. Es geht nicht nur um Retikulozyten, es gibt auch bestimmte Genfaktoren, die eine Veränderung am Fettanteil verursachen, man erkennt bereits wie diese zu manipulieren wären (klinisch, aber noch nicht serienreif). Das Ende aller Hungerdiäten für Hochspringer?
Beim Blut haben "wir" Werte festgeschrieben, einen Blutpass erstellt und "Fakten" geschaffen. Für die Ewigkeit? (nur rhetorisch gefragt…)
Was unterscheidet die "Vorteilsnahme" einer Caster Semenya ohne Medikamente, von einer Vorteilsnahme einer Claudia Pechtstein (mit Medikamenten?), außer dass sie eben in Klischees passt?
Wir stochern im Nebel und wir doktern an Lösungen, aber wir sollten uns nicht einbilden wir würden ein finales Ziel erreichen, wenn wir nicht zur "brutalst möglichen" Lösung greifen wollen und alle die nicht einem Normenindex erfüllen in einer "Behindertensportgruppe" gegeneinander antreten zu lassen…
Ich positioniere mich, wenn ich befriedigend klären kann, bis dahin lebe ich mit den mehr oder weniger großen Ungerechtigkeiten, die unser ganzes Leben durchziehen und muss eben zu Einzelfallentscheidungen greifen. Ein Gesetz wird es nur ein wenig durchschaubarer machen, es wird nicht verhindern, dass Spezialisten gentechnisch die Blutzusammensetzung etwa so "massschneidern", dass sie optimale Leistung erlaubt, aber gerade noch den "Vorschriften" entspricht. (Schon auffällig wie präzise die Werte der Radfahrer bei der Tour de France immer ganz präzise, ganz knapp unter der erlaubten Grenze liegen - alles eineiige Mehrlinge )