30.10.2023, 13:53
(30.10.2023, 10:18)Reichtathletik schrieb:Ich finde den Ansatz gut, die Vereine in die Mitverantwortung zu nehmen. Allerdings scheint das doch recht utopisch, wenn man sich ansieht, wie viele Vereine aufgestellt sind.(30.10.2023, 09:03)runner5000 schrieb:Genau das meinte ich ja. Das ist systemisch nicht klug angelegt. Ein Athlet, der schon länger mit dem Vereinsphysio zusammenarbeitet, ist im Kader auf einmal gezwungen, ihn zu wechseln und zum OSP zu gehen, statt es im gewohnten Umfeld zu bekommen. Ich glaube das sorgt auch dafür, dass viele Trainigsgruppen kein Physio-Angebot haben, weil die Vereine es nicht als ihre Aufgabe ansehen.(30.10.2023, 08:30)Reichtathletik schrieb: ich Frage aus Interesse: Warum nur Physio am OSP und über Kader? Physio sollte bereits viel niedrigschwelliger gegeben sein. Dadurch wird es in meinen Augen zur Aufgabe von Verein / Trainingsgruppe. Für mich klingt das tatsächlich wie ein Fördersystem, das Strukturen verhindert. Wenn Kaderathleten zum OSP gehen für Physio ist der Verein nicht animiert, entsprechende Strukturen zu schaffen. Es wäre daher viel sinnvoller wenn im Fall eines Kaders die entsprechend Anfallenden Kosten erstattet werden. Dadurch sind die Vereine angehalten, Physios im Team zu haben und haben bei Kaderathleten mehr Budget für Physio, aber ohne Kader gibt es immernoch Kontakt und es kann dann auf Vereinskosten entsprechend genutzt werden.Ich vermute mal, dass die Physio nur bezahlt wird, wenn sie am OSP wahrgenommen wurde. So habe ich das zumindest schon mitbekommen. Und ohne Kaderstatus müssen die Kosten für Physio wieder komplett selbst übernommen werden.
Was aber nie stattfinden wird, dass ein Verein die Kosten erstattet bekommt. Das ist Personen gebunden.
Ich kenne es auch so, dass da quasi kein Geld fließt, sondern der BK-Athlet einfach kostenlos und ohne Rezept zur Physio darf und die entsprechende Praxis das dann mit dem Verband abrechnet. Das war aber auch am OSP.
Am Ende ist es aus meiner Sicht eine Frage der Dimensionen: Wie niedrigschwellig soll das Angebot sein? In Niedersachsen gibt es ca. 2.500 Kadersportler (300 Bundeskader, 2200 Landeskader + NK2) nur in olympischen Sportarten. Das Gros der Landeskader ist Schüler, die normalerweise nur an Nachmittagen Physiotherapie nutzen können. Diese Rechnung kann niemals aufgehen...
Zur Physio im OSP-Kontext: OSPs sind in erster Linie Serviceeinrichtungen für den Spitzensport (=Bundeskader) und daher natürlich auch eine Art Belohnungssystem. Vereine kommen in dieser Zusammenarbeit eigentlich nicht vor. Ausnahme sind mitunter sogenannte Bundesstützpunkt-tragende Vereine, die klar leistungssportlich ausgerichtet sind und hohe Bundeskaderzahlen aufweisen. Die Nutzung aller Fachbereiche (Sportmedizin, Physiotherapie, Sportpsychologie, Ernährungsberatung, Laufbahnberatung) ist für alle Bundeskader kostenlos, aber nach Bundeskaderstatus hierarchisch gestaffelt und wird nach freien Kapazitäten "angeboten". Zur besseren Handhabung gibt es hier eine Art Kontingentsystem, bei dem die Leichtathletik als größte olympische Sportart in der Regel ziemlich gut wegkommt. In der Trainingswissenschaft ist es mitunter etwas anders, da dort Kooperationsvereinbarungen mit dem DOSB und den Spitzenverbänden vorliegen, die vorangig bedient werden.
Physiotherapie ist - für die genannten Nutzerkreise - auch dezentral möglich, sofern die Therapeuten DOSB-zertifiziert sind. Dann gibt es auch eine vollständige Kostenübernahme. Dabei soll die Physio primär als Präventiv- und nicht als Reparatursystem wahrgenommen werden. In der Praxis sieht das leider durchaus anders aus
Die Vereine oder Landesfachverbände haben bis hierhin noch keine Kosten tragen müssen, sind aber natürlich dennoch elementarer Bestandteil der Leistungsprogression, da sie die Athlet:innen eben bis zum Kaderstatus ausbilden müssen. Selbstverständlich können sie sich mit Eigenmitteln aber auch um eine Erweiterung des Betreuungsportfolios kümmern, das verbietet niemand.
Den Punkt mit dem gezwungenen Wechsel kann ich so nicht unterschreiben, da kein Bereich verpflichtend angenommen werden muss. Hier gilt die freie Arzt- und Therapeutenwahl.