30.08.2023, 20:49
(30.08.2023, 18:32)Befürworter schrieb: Mein Zwischenfazit der Diskussion: Eine wirklich überzeugende Strategie zur Verbesserung der Medaillenbilanz habe ich noch von niemandem gelesen (und habe die natürlich auch selbst nicht). Am vielversprechendsten fand ich noch die Vergrößerung der Teilnehmerfelder von Nachwuchsmeisterschaften - aber dafür muss man dann auch erst mal Veranstalter und Kampfrichter finden.Genau diese unrealistisch positive Sichtweise halte ich für eine der wesentlichsten Fehleinschätzungen, die dazu führen, dass es tendenziell seit langer Zeit immer weiter nach unten geht. Die immer größer werdende Lücke zur Weltspitze ist nur in wenigen Disziplinen vorrangig mit einem immer stärker werdenden Leistungsniveau der Weltspitze zu erklären. Weitaus häufiger ist festzustellen, dass das Leistungsniveau in Deutschland nicht einmal stagniert sondern massiv nach unten geht.
Und wie immer weise ich darauf hin, dass die Lage in Deutschland grundsätzlich und in allen Bereichen immer schlechter eingeschätzt wird, als sie tatsächlich ist. Das völlig weltfremd klingende Top-5-Ziel für Olympia 2028 könnte man je nach Zählweise mit vier Goldmedaillen oder neun Medaillen erreichen, was alles andere als aussichtslos ist. Spanien bspw. war in Eugene 2022 schlechter als Deutschland, um nur ein Jahr später auf Platz 3 des Medaillenspiegels zu stehen. Hinter den USA reichen eine Handvoll Leistungsträger für gigantische Verschiebungen.
Die aktuelle Konzentration auf die Förderung der Leistungsträger und Top-Talente halte ich dabei für den richtigen Weg. Es wird letztlich darum gehen, aus den vielen Medaillengewinnern der U20-EM in Jerusalem eine goldene Generation zu machen, die auch den Etablierten Dampf macht. Ob und wie das gelingt, wird die entscheidende Frage, die ich genau beobachten werde.
Wenn ich den letzten Absatz richtig verstehe, dann soll also alles so bleiben wie bisher, denn momentan ist das genau das "Rezept", nach dem man beim DLV seit langer Zeit vorgeht:
Alles auf ein paar vermeindliche Leistungsträger setzen und hoffen, dass die durch den Gewinn weniger Medaillen in irgendeiner Weise die Bilanz retten. Der Medaillenspiegel verfälscht sehr leicht den Leistungsstand einer Nationalmannschaft. Etwas aussagekräftiger ist da schon die Nationenwertung nach den Endkampfplatzierungen, wie es der DLV nach den mageren Medaillenausbeuten in der Vergangenehit auch oft genug selbst betont hat. Da ist man inzwischen aber auch schon auf Platz 12 (also schlechter als ja zuvor) zurückgefallen und die folgenden Nationen liegen dicht dahinter während die Abstände nach oben deutlich größer sind. Wir lagen diesmal bei mageren 36 Punkten aus 49 Disziplinen. Das Team auf dem mittelfristig angestrebten 5. Platz hat 96 Punkte. Es braucht also schon sehr viel Optmísmus da auf eine nachhaltige Verbesserung hoffen.
Wie sollte das denn gehen? Wenn ich nur eine Handvoll wirklicher Leistungsträger habe und die ganz besonders fördere, kommt es sehr leicht zu solchen Bilanzen wie diesmal, besonders wenn diese auch noch Bestanteil der schon traditionell sehr langen Verletzungsliste des DLV werden. Da ist es dann auch nicht überzeugend die Verletzungsliste als Grund für das schlechte Abschneiden heranzuziehen.
Im oben genannten Sinne verfährt man leider auch in vielen (meist kleineren) Vereinen. Wenn da ein solches Talent vorhanden ist wird die ganze Aufmerksamkeit darauf fokussiert und der Vereinsleistungsstand oft als unrealistisch gut dargestellt. Dahinter fehlt es aber meist an weiteren starken Athleten, so dass das aufgebaute "Kartenhaus" beim Verlust des Leistungsträgers (egal aus welchen Gründen auch immer) in sich zusammenbricht. Der Verein wird logischerweise auf einmal kaum noch wahrgenommen und den ehemaligen Vereinskollegen und -kolleginnen fehlt ihr Vorbild von heute auf morgen. Auch dies ist ein Grund, warum eine starke Spitze nur aus einer breiten Basis entwickelt werden kann.