27.07.2023, 22:34
Viele Fragen...ich versuche mal alle schrittweise abzuarbeiten:
1. Entspannung mit Rollmassage mit einem Ball und koordinierte Ausatemsübungen kann ich mir sehr gut vorstellen - das mit dem Tape ist halt einfacher (weil passiv) und mit weniger Aufwand verbunden, aber als Trainerin ist man wahrscheinlich gerne selbst lieber aktiv als passiv tätig...ich habe mir das Tape selber mal auf einem Kurs versuchsweise tapen lassen, unmittelbar nach der Anlage fand ich es zunächst nicht unangenehm - man spürt die Tapes ja insbesondere nach Neuanlage und v.a. wenn man bei Bewegung darauf achtet - aber ich hatte etwas meinen Chirurgen-Muskelhartspann paravertebral unterschätzt...erst dachte ich mit dem Mittagessen könnte vielleicht etwas nicht in Ordnung gewesen sein, nach der Entfernung des Tapes war die latente Übelkeit jedoch zügig wieder weg
2. Reflux kann mit und ohne Hiatushernie auftreten - klassische Gründe für reinen Reflux sind z.B. Genußmittel wie Alkohol/Nikotin, Kaffee, Süßes/Scharfes und auch zu viel bzw. zu fett bzw. zu spätes Essen - aber auch eine Hiatushernie kann ohne o.g. Gründen zu Reflux führen...die Gründe sind allgemein das Alter (>50, Männer > Frauen, aber auch jüngere Frauen unter der Schwangerschaft), Adipositas, chronische Koprostase, erhöhter intraabdomineller Druck/Pressen (d.h. auch Krafttraining) - eine in Ruhe während einer ÖGD diagnostizierte Hiatushernie ist normalerweise nicht reversibel. Eine paraösophageale Hernie ist gravierender, weil Teile des Magens abklemmen und Blutungen entstehen können (hier würde man, v.a. wenn Beschwerden vorliegen, großzügig zu einer Operation raten)...bei Hiatushernien ohne Beschwerden dagegen nicht, es sei denn endoskopisch liegt eine (Metaplasie) bzw. schon Dysplasie (Erklärung siehe unten) vor
3. Einatmung zu Ausatmung mind. im Verhältnis 1:2, je länger die Ausatmung umso stärker der Dehneffekt auf das Zwerchfell - Ausdauertraining ist gut, insgesamt eigentlich ja in jedem Lebensalter die "gesunde" Mischung aus Kraft/Ausdauer/Koordination nicht nur für das Zwerchfell - ABER: ich habe mal eine Studie im American Journal of Gastroenterology gelesen (Herregods et al. 2016), hier wurden 10 gesunde Athleten untersucht mit einer Sonde in der Speiseröhre während dem Laufen (30min mit 60% max. HF, kurze Pause und nochmal 20min mit 85% max. HF), die sowohl den Druck als auch den pH-Wert gemessen hat...der Verschlussdruck des unteren Ösophagus-Sphinkters sinkt während dem Laufen und der intraabdominelle Druck steigt, kurzum bei 6 Athleten zeigte sich temporär eine axiale Hiatushernie, die allerdings reversibel war...um hier einen Bogen zur LA zu schlagen @ Alina Reh: Psyche/Stress wahrscheinlich mit ein Faktor, aber o.g. wäre auch möglich...
4. Metaplasie im Ösophagus meint, dass sich die Epithelzellen der Oberfläche der Speiseröhre unter dem Einfluss der Magensäure (die aus dem Magen zurückläuft) in Magenepithel umwandeln - der Ösophagus ist normalerweise mit nicht verhorntem Plattenepithel überzogen, der Magen dagegen mit Drüsenepithel in Zylinderform - unter dem Säureeinfluss wandelt sich das Epithel um (= Metaplasie) und ist dann endoskopisch insbesondere mit Farbstoff sehr gut anhand der fingerförmigen Ausläufer im unteren Anteil der Speiseröhre zu erkennen...Dysplasie ist dann schon die nächste Stufe vor der Entwicklung eines Karzinoms, hier sehen die Zellen unter dem Mikroskop des Pathologen nicht mehr so gleichmäßig aus, beginnen sich vermehrt zu teilen usw. (da gibt es klare Kriterien, ob niedrig-gradig oder hochgradig dysplastisch auffällig)...ganz grob, d.h. sozusagen Pi mal Daumen kann man sagen: 10% der Reflux-Patienten entwickeln eine relevante Metaplasie, 10% der Metaplasie-Patienten eine Dysplasie und 10% der Dysplasie-Patienten ein sog. Barrett-Karzinom, das immer von der geschädigten Oberfläche ausgeht und je nach Fortschreiten sich immer mehr in die Tiefe gräbt und in der Maximalvariante dann auch Wandüberschreitend im Wachstum sein kann...bei dauerhaftem Reflux (also nicht nur nach dem Schweinsbraten mit Bier und einem Schoko-Mousse als Nachtisch um 22:00 Uhr) würde ich eine Magenspiegelung (ÖGD) empfehlen, um sich den Befund anzusehen - wenn eine Metaplasie erkennbar ist, würde man endoskopische Kontrollen empfehlen, um rechtzeitig zu erkennen, ob sich eine Dysplasie ausbildet - bei einer Dysplasie muss man engmaschigere Kontrolle machen oder auch (wenn möglich) endoskopisch den Befund abtragen insbesondere je nach Schweregrad. Der Grund, warum nicht jede Hiatushernie operiert wird (und vor allem nicht, wenn asymptomatisch) ist einerseits zwar ein erhöhtes Karzinom-Risiko, aber andererseits eben auch nicht obligat (10% -> 10% -> 10%). Wenn das Zwerchfell zu eng verschlossen wird, hat man zwar keine Hiatushernie mehr, aber kann relevante Schluckstörungen entwickeln - ein extrem nerviges Symptom, wenn etwas nicht mehr gut durchrutscht und dann noch vielleicht ein Druckgefühl in der Herzgegend verursacht...da würde ich selber lieber von Zeit zu Zeit eine Magenspiegelung zur Kontrolle vorziehen, denn außer Nüchternheit benötigt das keine spezielle Vorbereitung (also keine abführenden Maßnahmen wie bei der Darmspiegelung).
4. Valsalva-Manöver führen zu einer intraabdominellen Druckerhöhung und damit potentiell auch zur Ausbildung einer Hiatushernie: wie oft oder wie stark das Valsalva-Manöver sein muss, kann man sicher nicht genau beziffern
@ Frau Schäfer
1. Entspannung mit Rollmassage mit einem Ball und koordinierte Ausatemsübungen kann ich mir sehr gut vorstellen - das mit dem Tape ist halt einfacher (weil passiv) und mit weniger Aufwand verbunden, aber als Trainerin ist man wahrscheinlich gerne selbst lieber aktiv als passiv tätig...ich habe mir das Tape selber mal auf einem Kurs versuchsweise tapen lassen, unmittelbar nach der Anlage fand ich es zunächst nicht unangenehm - man spürt die Tapes ja insbesondere nach Neuanlage und v.a. wenn man bei Bewegung darauf achtet - aber ich hatte etwas meinen Chirurgen-Muskelhartspann paravertebral unterschätzt...erst dachte ich mit dem Mittagessen könnte vielleicht etwas nicht in Ordnung gewesen sein, nach der Entfernung des Tapes war die latente Übelkeit jedoch zügig wieder weg

2. Reflux kann mit und ohne Hiatushernie auftreten - klassische Gründe für reinen Reflux sind z.B. Genußmittel wie Alkohol/Nikotin, Kaffee, Süßes/Scharfes und auch zu viel bzw. zu fett bzw. zu spätes Essen - aber auch eine Hiatushernie kann ohne o.g. Gründen zu Reflux führen...die Gründe sind allgemein das Alter (>50, Männer > Frauen, aber auch jüngere Frauen unter der Schwangerschaft), Adipositas, chronische Koprostase, erhöhter intraabdomineller Druck/Pressen (d.h. auch Krafttraining) - eine in Ruhe während einer ÖGD diagnostizierte Hiatushernie ist normalerweise nicht reversibel. Eine paraösophageale Hernie ist gravierender, weil Teile des Magens abklemmen und Blutungen entstehen können (hier würde man, v.a. wenn Beschwerden vorliegen, großzügig zu einer Operation raten)...bei Hiatushernien ohne Beschwerden dagegen nicht, es sei denn endoskopisch liegt eine (Metaplasie) bzw. schon Dysplasie (Erklärung siehe unten) vor
3. Einatmung zu Ausatmung mind. im Verhältnis 1:2, je länger die Ausatmung umso stärker der Dehneffekt auf das Zwerchfell - Ausdauertraining ist gut, insgesamt eigentlich ja in jedem Lebensalter die "gesunde" Mischung aus Kraft/Ausdauer/Koordination nicht nur für das Zwerchfell - ABER: ich habe mal eine Studie im American Journal of Gastroenterology gelesen (Herregods et al. 2016), hier wurden 10 gesunde Athleten untersucht mit einer Sonde in der Speiseröhre während dem Laufen (30min mit 60% max. HF, kurze Pause und nochmal 20min mit 85% max. HF), die sowohl den Druck als auch den pH-Wert gemessen hat...der Verschlussdruck des unteren Ösophagus-Sphinkters sinkt während dem Laufen und der intraabdominelle Druck steigt, kurzum bei 6 Athleten zeigte sich temporär eine axiale Hiatushernie, die allerdings reversibel war...um hier einen Bogen zur LA zu schlagen @ Alina Reh: Psyche/Stress wahrscheinlich mit ein Faktor, aber o.g. wäre auch möglich...
4. Metaplasie im Ösophagus meint, dass sich die Epithelzellen der Oberfläche der Speiseröhre unter dem Einfluss der Magensäure (die aus dem Magen zurückläuft) in Magenepithel umwandeln - der Ösophagus ist normalerweise mit nicht verhorntem Plattenepithel überzogen, der Magen dagegen mit Drüsenepithel in Zylinderform - unter dem Säureeinfluss wandelt sich das Epithel um (= Metaplasie) und ist dann endoskopisch insbesondere mit Farbstoff sehr gut anhand der fingerförmigen Ausläufer im unteren Anteil der Speiseröhre zu erkennen...Dysplasie ist dann schon die nächste Stufe vor der Entwicklung eines Karzinoms, hier sehen die Zellen unter dem Mikroskop des Pathologen nicht mehr so gleichmäßig aus, beginnen sich vermehrt zu teilen usw. (da gibt es klare Kriterien, ob niedrig-gradig oder hochgradig dysplastisch auffällig)...ganz grob, d.h. sozusagen Pi mal Daumen kann man sagen: 10% der Reflux-Patienten entwickeln eine relevante Metaplasie, 10% der Metaplasie-Patienten eine Dysplasie und 10% der Dysplasie-Patienten ein sog. Barrett-Karzinom, das immer von der geschädigten Oberfläche ausgeht und je nach Fortschreiten sich immer mehr in die Tiefe gräbt und in der Maximalvariante dann auch Wandüberschreitend im Wachstum sein kann...bei dauerhaftem Reflux (also nicht nur nach dem Schweinsbraten mit Bier und einem Schoko-Mousse als Nachtisch um 22:00 Uhr) würde ich eine Magenspiegelung (ÖGD) empfehlen, um sich den Befund anzusehen - wenn eine Metaplasie erkennbar ist, würde man endoskopische Kontrollen empfehlen, um rechtzeitig zu erkennen, ob sich eine Dysplasie ausbildet - bei einer Dysplasie muss man engmaschigere Kontrolle machen oder auch (wenn möglich) endoskopisch den Befund abtragen insbesondere je nach Schweregrad. Der Grund, warum nicht jede Hiatushernie operiert wird (und vor allem nicht, wenn asymptomatisch) ist einerseits zwar ein erhöhtes Karzinom-Risiko, aber andererseits eben auch nicht obligat (10% -> 10% -> 10%). Wenn das Zwerchfell zu eng verschlossen wird, hat man zwar keine Hiatushernie mehr, aber kann relevante Schluckstörungen entwickeln - ein extrem nerviges Symptom, wenn etwas nicht mehr gut durchrutscht und dann noch vielleicht ein Druckgefühl in der Herzgegend verursacht...da würde ich selber lieber von Zeit zu Zeit eine Magenspiegelung zur Kontrolle vorziehen, denn außer Nüchternheit benötigt das keine spezielle Vorbereitung (also keine abführenden Maßnahmen wie bei der Darmspiegelung).
4. Valsalva-Manöver führen zu einer intraabdominellen Druckerhöhung und damit potentiell auch zur Ausbildung einer Hiatushernie: wie oft oder wie stark das Valsalva-Manöver sein muss, kann man sicher nicht genau beziffern


