(27.07.2023, 18:16)Chirurg schrieb:(27.07.2023, 11:19)omega schrieb: Kann man ein Zwerchfell so tapen, daß eine axiale Hiatushernie, bspw. bei einem darauf angepaßten Krafttraining unterstützt wird, bzw. daß das Zwerchfell stabilisiert wird ? Inwieweit spielt die Wirbelsäule da mit hinein ?Ein Zwerchfell-Tape wird von der gewünschten Wirkung in aller Regel detonisierend angelegt, weil Sänger/Trompeter da eher aufgrund der Beanspruchung einen erhöhten Tonus haben und dann durch das Tiefertreten des Zwerchfells "tiefer" Luft holen können (> Atemzugvolumen: da müsste ich aber in der Tat auch erst in Pubmed nachsehen, ob es für die Zunahme des Atemzug-Volumens wirklich Evidenz gibt - ich weiß aber, dass z.B. Bläser bei den Münchener Symphonikern das verwenden)...es wird auch tonisierend bei Hiatushernien im Internet beschrieben, aber das finde ich überhaupt nicht schlüssig. Ich war 8 Jahre in der Viszeralchirurgie tätig und bin dann "erst" als Facharzt für Chirurgie in meinem 2. Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie gewechselt, wo ich mittlerweile seit 13 Jahren klinisch operativ tätig bin. In meiner Assistenzarzt-Zeit in der Chirurgie habe ich im Rahmen von Tierversuchen an Schweinen Hiatushernien künstlich geschaffen und eine neue OP-Technik mit einem Ring zur Beseitigung der Hiatushernie getestet...das war eine klassische Sackgasse Forschungs-technisch...die Natur ist da viel besser, wenn sie denn funktioniert. Hiatushernien haben häufig das Problem des Refluxes von Magensäure in die Speiseröhre und dadurch bedingten möglichen sekundären Meta-/Dysplasien an der Ösophagus-Schleimhaut, klinisch stören sie sonst meist wenig...bei Hiatushernien kenne ich weder eine Studie zum Taping - noch kann ich mir das mechanistisch wirklich vorstellen, dass das funktionieren soll.
Bezüglich der Wirbelsäule ist das Problem, wenn die Segmente inkl. der autochthonen Rückenmuskulatur sehr fest/hyperton sind (also wie praktisch bei jedem von uns > 40 Jahre), dass dann das ventral detonisierende Tape dorsal am Rücken sozusagen auf ein Hinderniss stößt...das kann dann sogar soweit gehen, dass das paravertebrale vegetative Sympathikus-/Parasympathikus-System überreagiert...konkret formuliert: das kann Symptome wie z.B. Schwindel, Übelkeit/Erbrechen induzieren durch die vegetative Wirkung auf den Magen-/Darmtrakt. Es gibt also als praktisches Anwendungsbeispiel bei den Münchener Symphonikern Musiker, die darauf schwören und andere, die das Tape nach kurzer Zeit wieder entfernen, weil ihnen schlichtweg kotzübel wurde - die kann man gleich auf eine Runde zu einem guten Physiotherapeuten für die Wirbelsäule schicken.
Kann man durch Rollmassage direkt unter der höchsten Stelle des Rippenbogens mit einem kleinen Ball und durch entsprechende Ausatmungsübungen das Zwerchfell auch entspannen, wie es im Netz auch vorgeschlagen wird und damit den Reflux rückgängig machen? Kann sich dadurch eine Hiatusgleithernie zurückbilden? Bei der paraösophagealen Hiatushernie bringt wohl nur eine OP eine gravierende Verbesserung. Habe ich das richtig verstanden?
Sollte man im Alter ein Ausdauertraining betreiben, um die Arbeitsweise des Zwerchfelles in seinen weiten Ausmaßen zu gewährleisten und diesen Hernien bei Verspannung somit entgegentreten? Kommt vor allen Dingen der Ausatmung für die Entspannung eine besondere Bedeutung zu?
Metaplasien/Dysplasien: Ist die Umwandlung einer Zelle bei einer Metaplasie in den viszeralen Bereichen insgesamt und bei Dysplasien nur die Oberfläche betroffen?
Welche Auswirkungen haben ein Valsalvamanöver und das Tragen eines Gewichthebergürtels beim Krafttraining auf das Zwerchfell und eventuell auf die Entstehung einer Hiatushernie?
Auf diesem Niveau stelle ich mir Fortbildungen vor.


Gertrud