26.07.2023, 21:57
(26.07.2023, 20:29)Prometheus2000 schrieb:Sorry, derartige Aussagen kommentiere ich wiederum nicht inhaltlich fachlich und empfehle sich mal selber tiefergehend in den Begriff der Evidenz im Allgemeinen und Besonderen einzulesen und zwar nicht nur für den Themenkomplex der Kinesiotapes - wenn deutschsprachige Bücher zu trivial erscheinen mag (gibt es trotzdem sehr gute), sind in der Tat Studien z.B. bei Pubmed (wie im Folge-Kommentar zitiert) dafür gut geeignet...auf Pubmed finden Sie nur so nebenbei auch 45 englischsprachige Publikationen von mir selber zu allerdings ganz anderen Themen...nachdem ich seit über 20 Jahren universitär wissenschaftlich medizinisch arbeite und habilitiert bin, weiß ich ganz sicher wovon ich inhaltlich spreche, wenn ich mich zu einem Thema konkreter äußere. Nur die Bemerkung mit der Farbe stimmt...die ist in der Tat egal - bis darauf, dass derjenige sich mit der verwendeten Farbe wohlfühlen sollte - das ist dann selbstverständlich ein psychologischer und kein physiologischer Effekt. Nicht korrekt angelegte Tapes können auch negative Effekte haben nicht nur bei Sportlern: als Beispiel beidseitige Zwerchfell-Tapes bei Musikern wie Trompetern, wenn Probleme an der Wirbelsäule übersehen werden, sind die kontraproduktiv.(25.07.2023, 19:47)Chirurg schrieb: Es ist klar, dass man trotz Kinesiotape keine schon bestehende Verletzung bei Montag oder anderen Athleten aus der Ferne unterstellen kann. Trotzdem handelt es sich bei ihr um ein Muskeltape (im Verlauf des M. biceps femoris), dass sie schon bei der DM in Kassel hatte. Festhalten kann man auch, dass es sicher kein Ligament-/Korrektur- oder Lymphtape (also keines der drei anderen Typen von Kinesiotapes ist) ist. Muskeltapes dienen zur Tonisierung oder Detonisierung, auch hier kann man sich relativ sicher sein, dass es bei ihr detonisieren soll. Reine Prophylaxe finde ich nicht schlüssig, bei einer Prophylaxe könnte man sozusagen überspitzt formuliert das halbe Bein bei einem Sportler tapen - das macht in diesem Fall also aus ärztlicher oder physiotherapeutischer Sicht nur Sinn, wenn in der Vergangenheit oder aktuell immer wieder Probleme mit dem Biceps femoris aufgetreten sind. Tapes aus rein psychologischen Gründen zu kleben, kann man machen, dann sollte man aber vielleicht das sportpsychologische Problem dahinter angehen, warum besteht diese Angst sich wieder (oder neu) zu verletzen - eine derartige Angst halte ich für potentiell leistungsmindernd. Es gibt teilweise sehr interessante Gründe warum Leistungsminderungen auftreten - ich kenne Hans-Dieter Hermann (den Psychologen der Dt. Fußballnationalmannschaft) näher, er erzählt häufig in seinen Vorträgen von seinem ersten eigenen Patienten am Sportpsychologischen Institut unter Prof. Eberspächer in Heidelberg: das war ein 400m Läufer - er war sozusagen blockiert, weil er ein gravierendes Problem in seiner Disziplin sah - nach 400m wäre er wieder am Ausgangspunkt angekommen, das würde ihm im Laufe seiner Karriere mittlerweile sinnlos erscheinen...HDH konnte ihm dabei helfen. Um zum Ausgangspunkt des Tapes bei Montag zurückzukommen, konkret verletzt wird sie wahrscheinlich nicht gewesen sein - dann wäre es völliger Wahnsinn sie als betreuender Physiotherapeut oder Arzt starten zu lassen. Ich sehe aber durchaus gute Gründe dafür, aus dem Tape eine Schwachstelle oder ehemalige Verletzungsregion abzuleiten und dann sind wir wieder bei Frau Schäfers vielfachen Mahnungen einer entsprechenden Prophylaxe und Verbesserungen in diesem Denken/Übertragung in die Trainingsinhalte, was ich inhaltlich nur vollkommen unterstützen kann. Ein korrekt angelegtes Tapes führt nicht zu einer Leistungsreduktion, die Betonung liegt aber auf "korrekt angelegt" - gerade in Götzis z.B. bei den österreichischen Mehrkämpfern sind mir die Tapes 2022 und 2023 teilweise sehr negativ aufgefallen. Es gibt sehr gute Bücher und Fortbildungen/Kurse zum Thema Kinesiotaping, vor allem muss man selbstverständlich die Anatomie der Muskeln, Ligamente und Gelenke beachten - da sehe ich bei den österreichischen Mehrkämpfern eindeutig Verbesserungspotential.
Sorry, wenn man es so hart sagen muss, aber aus Sicht der Evidenz ist ein Kinesio-Tape nur ein lustiges buntes Pflaster mit Placebo-Effekt. Es wird nichts detonisiert, nichts tonisiert, die Farbe ist egal, die Kleberichtung ist egal, es wird nichts stabillisiert oder korrigiert.