(02.11.2014, 20:10)Halloo schrieb: Ich kann mich noch gut an einen Trainertreff mit Verbandstrainern erinnern. Auch Herr Heinig war dabei. Der Meinungsaustausch Verband-Vereinstrainer sollte die Vereinstrainer "befruchten". Jeder Trainer berichtete über seine Tätigkeit im Verein, was dann "begutachtet" wurde. Als ein Trainer berichtete, mit großen Schüler- und Jugendgruppen zu arbeitet, hielt das Herr Heinig für wenig sinnvoll. Er äußerte sich sinngemäß, dass man sich bereits beim Training mit Schülern/Schülerinnen von den weniger Leistungsfähigen trennen solle, weil diese nur Ballast seien. Er sagte wirklich Ballast. Nur die Besten seien im Verein förderungswürdig. Nach dem Einwand, dass bei dieser Verfahrensweise die Kinder meist der LA verlorengehen, meinte Herr Heinig, dass das dann eben so sei.
Wenn es wírklich so sein sollte, wäre der absolute Leistungssport der Niedergang unserer schönen Sportart.
Liegt Herr Heinig mit dieser Auffassung nicht absolut daneben?
Natürlich sollte - wenn sich im Laufe der Zeit Talent zeigt (manchmal merkt man das erst später) - spezieller gefördert werden. Wenn das im kleinen Verein nicht möglich ist, sollten gegebenenfalls andere Wege gefunden werden.
Zunächst einmal muss ich sagen, dass es mutig ist, so ehrlich seine Meinung zu sagen. Ich bin auch der Ansicht, dass der Spitzensport sich nicht über die Breitesportschiene vornehmlich rekrutiert. Es sind einfach zwei Welten, wobei jede seine Berechtigung je nach Fokussierung hat. Es ist vielleicht ungeschickt, den Ausdruck Ballast zu gebrauchen. Ich würde Fokussierung als angemessener erachten. Auch bei den 10-12jährigen kann man halt schon die Talente erkennen. Sicherlich würde ich auch da schon ein besonderes Augenmerk auf diese Talente vielleicht mit Sonderschichten einlegen, sie aber nicht unbedingt ganz rigoros aus ihren Freundesverbänden herausnehmen.
Ich habe das z.B. ähnlich damals mit einer Wurf-AG an unserem Gymnasium durchgeführt. Beate Peters vom Nachbargymnasium hat sich ganz nach oben entwickelt, eine war Westdeutsche Speerwurfmeisterin, eine deutsche Jugend-Kugelstoßmeisterin, einer deutscher Hallen-Jugendmeister im Kugelstoßen, einer hat bei den Männern im 18,50m-Bereich als ganz kleiner Athlet gestoßen. Ich habe für meine AG eine gewisse Leistung erwartet. Ich habe in der Hinsicht auch keine ganz schwachen Athleten „mitgeschleppt“. Ich gebe Wolfgang Heinrich Recht, dass man sich im Endeffekt voll konzentrieren sollte. Das hat nichts mit Tod unserer Sportart zu tun. Es sind ganz einfach andere Sichtweisen und andere Bereiche, bei denen Vergleiche hinken, weil man Äpfel mit Birnen vergleicht. Ich sehe das ähnlich wie Wolfgang, weil ich auch der Ansicht bin, dass mein Fortbildungsprocedere für den Spitzensport angelegt ist, was nicht heißt, dass ich Hobbysportler nicht schätze oder als minderwertig betrachte. Wenn ich im Wurf- und Stoßbereich trainiere, reduziere ich sicherlich auf die Begabten und sage ganz ehrlich, dass einige nicht für den oberen Bereich in Frage kommen. Der Athlet hat doch auch die Möglichkeit der Trainerselektion.
Ich finde es gut, wenn Trainer an der Leistung konsequent arbeiten. Das ist auch meine Welt. Es gibt natürlich einen Spielraum. Ich konnte sicherlich meine Athletinnen und Athleten in ihrer Leistungsfähigkeit sehr gut einschätzen. Auch im Spitzensport gibt es eine Bandbreite.
Allerdings sehe ich eine Sache etwas anders. Entscheidend für die Kaderzugehörigkeit sollte nicht das Agreement mit Wolfgang Heinig sein, sondern einzig und allein die Leistung. Ich halte auch die TL- oder Kaderlehrgangspflicht für absoluten Unsinn, wenn Athleten anderweitige Topbedingungen bei anderen Klassetrainern haben. Eine Doppelversorgung ist abwegig und absoluter Blödsinn. Diese Athleten sollten in den Genuss von Kadervorteilen und TL-Zuschüssen haben. Es darf kein Topf bestehen, den nur der DLV-Trainer verteilt. Im Endeffekt soll die Leistung zählen, durch wen auch immer sie entstanden ist. Warum sollte ich mit einem Mehrkampfschützling bei einem DLV-Trainer teilnehmen, wenn ich der Meinung bin, dass ich es besser mache? In der Hinsicht sollte es ein Umdenken geben.
Gertrud