23.02.2023, 09:36
(22.02.2023, 20:26)Nanobot schrieb:Das war doch die Frage, die ich aufgeworfen habe.(22.02.2023, 14:18)Jo498 schrieb: Wenn ein Rekord 40 Jahre Bestand hatte, ist für mich Doping keine besonders gute Erklärung dafür, dass er endlich gebrochen wird. Warum gerade jetzt? Warum hat vorher niemand die richtigen Mittel gefunden? Es bestand vielleicht auch kein solches Interesse an Hallenrennen.Seltsamer Gedankengang. Wenn man sich ansieht, wie viele Athletinnen gedopt waren oder für Verstöße gesperrt wurden (DDR-Athletinnen, russische Athletinnen, Montsho, Eid Naser, Ohuruogo) und sich vor Augen führt, dass nur ein Bruchteil der Doper überhaupt erwischt wird, dann sollte die Frage sein, warum TROTZDEM der Rekord nicht vorher gebrochen wurde.
Beim WR 400m Halle F wäre für mich tatsächlich eine mögliche Erklärung, dass es wenige der aussichtsreichen Kandidaten oft genug ernsthaft probiert haben. (Persönliche Entwicklung von Bol o.a. Athleten ist natürlich wieder eine andere Sache.)
Generell gab und gibt es sicher ein gewisses Level an Doping. Wir sehen aber bspw. an den Würfen (und teils Sprüngen), besonders der Frauen, dass die WR seit Jahren kaum erreicht werden (oft nicht annähernd, in den 80ern hatte man dagegen 3-4 7,40 Springerinnen). D.h. hier muss man eigtl. zu dem Schluss kommen, dass, was auch immer heute an erlaubten und unerlaubten Hilfen/Verbesserungen möglich ist, nicht ausreicht.
Wenn in den letzten Jahren zahlreiche Rekorde auf den Langstrecken gebrochen werden bzw. sich Leute deutlich verbessern/das Niveau insgesamt steigt, und das neue Element Superschuhe und Wavelights sind, liegt darin für mich eben auch die plausiblere Erklärung. Sonst ist kaum einzusehen, warum nicht ca. 2000-2018 einigermaßen gleichmäßig verteilt ein paar Rekorde gebrochen/erreicht worden wären.
Warum hat niemand in den 40 Jahren den Rekord gebrochen, wenn alle dopen? Wenn eh alle immer dopen, ist eine relativ gleichmäßige Verteilung von Rekorden zu erwarten, oder? Dann kürzt sich Doping quasi heraus bei der zeitlichen oder örtlichen Verteilung von besonders starken Leistungen.
Wenn innerhalb kurzer Zeit überraschend viele Rekorde gebrochen (oder annähernd erreicht werden), dann wieder lange Zeit nicht etc. lässt das dagegen auf Veränderungen schließen. Und man kann auch einigermaßene Korrelattionen finden von Rekorden mit zB massivem Steroid-Einsatz in den 70ern/80ern, Einführung von Epo, Einführung von Tests, Einführung von unangemeldeten Trainingskontrollen, Superbeläge, Superschuhe etc.
Aber aus einem Einzelereignis wie dem Brechen eines uralten Hallenrekords kann man fast gar nichts schließen. Wie oft wurde denn von Spitzenleuten wie Felix oder Miller-Uibo überhaupt versucht, diesen Rekord anzugreifen?
Schaut man sich die ewige Hallenbestenliste an, sieht man sofort, dass das einfach nicht regelmäßig auf hohem Niveau gelaufen wurde. 7/10 top 10 und 13/20 sind Ostblockathletinnen. Nur 5/20 der Hallenbestzeiten stammen aus den letzten 15 Jahren, davon sind zwei schon Bol und Klaver (dazu Miller-Uibo, Ellis, McLaughlin (mit 18 gelaufen), die letzten beiden auch aus einem Rennen 2018)
Bol ist #35 400m Freiluft aller Zeiten. Von den top 25 400m F stammen 12 aus den 70ern/80ern, 5 aus den 1990ern, 4 aus den letzten 5 Jahren. Unter diesen 4 ist ein Dopingfall (Naser) und eine mutmaßliche xy-Person (Mboma). Aber ich finde es dennoch nicht abwegig, dass nach fast 40 Jahren erlaubte Verbesserungen in Summe dazu führen können, dass in Einzelfällen die Werte der Steroid-Doping-Zeit der 1980er erreicht werden; daher wäre für mich eine nicht unwahrscheinliche Zeit unter 49 von Bol im Sommer auch noch Killer-Argument. Wie gesagt, wenn "eh alle dopen" wären doch mehr bessere Zeiten, ggf. auch gehäuft aus bestimmten, mutmaßlich schlechter kontrollierten o.ä. Gegenden zu erwarten.