(19.08.2022, 08:18)longbottom schrieb: Dann war es eben im Hochsprung auch mal so. Barshim und Tamberi hatten bis dahin genau die gleiche sportliche Leistung gebracht, warum sollen sie dann nicht genau gleich bewertet werden?Ganz einfach weil sie den Wettkampf nicht zuendegebracht sondern mutwillig abgebrochen haben, obwohl die Möglichkeit bestand, einen Sieger zu ermitteln. Das Problem/Ärgerniss ist, dass die Regeln dies zulassen.
Beim Schwimmen ist das Problem ein anderes: Die Schwimmer springen mit den Fußspitzen ab aber schlagen mit der Hand an, so dass die Körperlänge den entscheidenden Unterschied machen kann. Anders als beim Hochsprung hat der Sportler keine technischen Möglichkeiten, den Nachteil auszugleichen. Wobei ich allerdings schon dafür wäre, wenn man (wie beim Rudern oder Boxen und Ringen Gewichtsklassen) beim Hochsprung zwei Körperlängenklassen einführen wollte. Wenn damals der 1m78-Mann Schillkowski gegen den 2m-Mann Thomas antrat, war die Benachteiligung besonders ersichtlich.
Aber letztlich ist ja alles nur eine Frage des Talents, wobei Wuchs, Muskel-, Sehnen-, Knochen- und Nerven-Beschaffenheit, Fleiß und Ehrgeiz ja letztlich auch angeboren sind. Warum müssen die Menschen überhaupt ständig ermitteln, wer mehr Stolz und Bewunderung verdient hat? Um davon abzulenken, dass wir doch alle "nur" Gottes willkürliche Geschöpfe sind. Und das können wir nicht ertragen. Wir wollen selber Götter sein und dann ermitteln, wer von uns der allergöttlichste ist??!!
Ich denke: Gott will dass wir spielen - auch mit Ehrgeiz und Hingabe, aber nicht mit dem Ernst, wie er im Profisport um sich gegriffen hat. Nicht um des vulgären Ruhmes und Jubels willen, um Heldentum und Geld, sondern um Gottes Ehre willen.
Ich bin weder gläubig noch fromm noch religiös. Aber die Hypothese eines Gottes kann als Katalysator für Problemlösungen dienen, von dem man sich dann am Ende als unbeteiligtem Element wieder distanzieren kann.
Wo kommt das Leben her? Wo das Können und das Wollen, die Liebe, die Freude und der Siegestaumel? All das haben wir nicht gemacht und nicht in der Hand. Stellen wir diesen Elementen Bedingungen, um sie zu steigern und auf die Spitze zu treiben? Wie Drogen und Abenteuer, Risiken und Errettungen? Wie sind dann all die unsportlichen Menschen zu beneiden, die einfach all ihr Potenzial an Freude beim bloßen, seichten Partymachen erschöpfen. Und die nicht glücklicher wären, wenn sie in der Haut eines Olympiasiegers stecken würden.
Und warum werden die Sieger so bewundert, wo sie doch um den Sieg streiten, nur um bewundert zu werden? Ich dachte oft: Was kann ich dafür, wenn keiner höher gesprungen ist?! Kehr in dich und sei dankbar anstatt wie wild zu jubeln. Gut - ich war ja auch kein Profi, nur ein Depressiver auf der Suche nach ein paar Glücksgefühlen.
Das Leben ist rundum absurd.
Dem nach höherem Strebenden ist nichts zu hoch sondern alles zu nieder. (vonmia)