26.07.2022, 16:02
(26.07.2022, 14:15)Reichtathletik schrieb:Ich stimme dir voll und ganz zu. Ich selbst bin Mitte 30 und seit nun über 15 Jahren als Trainer tätig. Zunächst im Schülerbereich, jetzt disziplinspezifisch. Als Vorstand einer Abteilung kenne ich aber die genannten Probleme zu gut. Gerade junge Nachwuchstrainer*innen rekrutieren sich immer wieder aus ehemaligen Athlet*innen. Sobald dort aber persönliche Veränderungen anstehen - Studium, Job, Familie - wird es (nachvollziehbarerweise) schwierig. Als Vorstand ist man mehr damit beschäftig sich immer wieder auftuende Lücken zu schließen als langfristig arbeiten zu können. Die abnehmende Qualifikation ist auch ein Resultat dessen.(26.07.2022, 12:12)cnd schrieb: Aus meiner Sicht gibt es eine ganze Reihe möglicher Erklärungsansätze für den Trend der jüngeren Vergangenheit. Ein paar Hypothesen dazu...cnd, vieles von dem was du schreibst, möchte ich ausdrücklich unterstreichen. Insbesondere die Punkte 1 und 2 sind mir dabei sehr wichtig. Deine Erfahrungen zu aufhördenden Athleten der zweiten bis dritten Reihe kann ich nur so bestätigen und ich kenne sogar Athleten, die potenziell in die erste Reihe hätten vorstoßen können, die keine Lust mehr hatten, wenn der Rest keine Lust mehr hatte. Gleiches gilt für Trainer, die das eine Talent dann lieber abgeben als alleine da zu stehen. Und dann brechen ganze Gruppen oder Vereine weg, wo potenziell Athleten aufschlagen oder Anfangen könnten. Und nicht zu vergessen: Viele, die enttäuscht die Leichtathletik verlassen kommen dann auch anders als früher nicht als Trainer, Kampfrichter oder Funktionäre wieder.
Der zweite Punkt ist ebenso wichtig. Es braucht in meinen Augen viel mehr Trainer, die in etwa das Niveau eines B-Trainers haben. Leider bieten kaum noch Landesverbände diese Ausbildung an und die zentrale Maßnahme des DLV findet nur alle paar Jahre statt und ist für ehrenamtliche und ehrenamtlich geführte Vereine sehr teuer. Ich glaube, wenn man richtig großen Effekt erzielen will, müsse man als DLV oder BMI mal sagen: Wir finanzieren mal Deutschlandweit 10.000 Trainerlizenzen. Voraussetzung für das "Stipendium": Bereitschaft 2-3x die Woche aufm Platz zu stehen in den nächsten 2-3 Jahren!
Der letzte Punkt lässt mich übrigens grübeln, ob man bei den Trainern schluss machen sollte oder ob uns nicht sogar noch mehr Know-How in der Fläche fehlt. Fast überall jammern Leute, das in ihrem Verein oder ihrer Abteilung etwas nicht läuft, Wissen oder Engagement fehlt oder Positionen unbesetzt sind. Eigentlich bräuchten wir auch ein Qualifizierungsprogramm für Vorstände in Sachen Kommunikation mit Trainern/Athleten, Leistunsenwicklung, Talentsichtung, Sponsoren-Akquise...
Ich würde mir wirklich auch ein großes übergeordnetes Talentscoutingkonzept wünschen. Wir selbst haben jahrelang in ehrenamtlicher Arbeit in diversen Schulen Talentsichtung betrieben. Das ist aber gemessen am workload ein unfassbarer Aufwand im Ehrenamt und eigentlich kaum vom ehrenamtlichen Verein noch leistbar.
An Know How fehlt es definitiv. Die zunehmende Professionalisierung in den Sportstrukturen ist ja ein seit längerem anhaltender Trend. Hier ist es die Schnittstelle zwischen der Notwendigkeit an Professianalisierung und den Möglichkeiten des Ehrenamtes das in vielen Vereinen m.E.n. zum Problem wird. Grundsätzlich wäre eine große Ehrenamtskapagne sicher hilfreich um Spezialisten in die Strukturen zu bekommen.