(30.08.2014, 23:21)Robb schrieb: Gefängnisstrafe hätte eine ganz andere Wirkung und Dimension als die aktuell fast schon lächerlich kurzen Sperren. Ein Doper, der sich durch sein Doping sechsstellige Summen erschleicht, wird maximal zwei Jahre gesperrt, ein Betrüger, der sechsstellige Summen erschleicht, landet für mehrere Jahre im Gefängnis, wo ist denn da die Relation?
Oh je, hier geht einiges durcheinander. Man sollte immer scharf trennen zwischen den Gesetzen von Staaten und den Regeln des Sports.
Sportler müssen sich ja genauso staatlichen Gesetzen unterwerfen wie andere auch. Genau wie ein Fußballer, der z. b. während eines Spiels einen anderen Spieler absichtlich stark körperlich verletzt, auch wegen Körperverletzung angeklagt werden kann, kann ein Sportbetrüger natürlich schon jetzt angeklagt werden. Dafür braucht es weder andere Regeln des Sports noch neue staatliche Gesetze.
Es steht doch jedem Betroffenen frei, Doper wegen Betrugs anzuklagen. Das ist ist doch vollkommen unabhängig davon. Nach meinen Informationen passiert das eher selten. Wenn man der Frage nachgeht, warum das nicht passiert, kommt man vielleicht eher weiter, als wenn man nach Lebenslangen Sperren und neuen Gesetzen schreit.
Es ist übrigens auch außerhalb des Sports so, dass längst nicht alle entlarvten Betrüger im Gefängenis landen, auch nicht bei sechs- oder gar siebenstelligen Summen. Soweit ich weiß sind z. B. Leute wie Alice Schwarzer und Klaus Zumwinkel bisher um den Knast rumgekommen, auch wenn letzterer eine Bewährungsstrafe erhalten hat.
Und um nochmal auf die Verhältnismäßigkeit zu kommen: Selbst bei groben Fouls, bei denen die Schädigung der Gesundheit von Gegenspielern in Kauf genommen wird, erhalten Fußballer normalerweise keine lebenslange Sperre.
Dazu gibt es außerhalb des Sports bei Körperverletzung oder Verkehrsdelikten mit Veletzten häufig keine Gefängenisstrafen. Da erscheint es unverhätnismäßig, pauschal Gefängenisstrafen für Doper zu fordern.
Es ist auch extrem unlogisch. Der Sport bestimmt, was Doping ist, aber staatliche Gesetze sollen dass dann verfolgen?
Ich stimme Attanvarno zu: Lebenslange Sperren bei Ersttätern führten dazu, dass weniger Doper gesperrt würden als bisher. Ein Anti-Dopinggesetz würde übrigens auch mehr negative als positive Folgen haben, u. a. könnte es die Wahrscheinlichkeit von gedopten Siegern sogar erhöhen. Das war jedenfalles sogar die gut begründete These eines wissenschaftlichen Artikels.
Viele Sportler oder Fans überschätzten die Dopingproblematik, weil sie zu sehr auf ihren Sport fixiert sind. Für die Gesellschaft insgesamt sind die Doper kein großes Problem, für manche Sportarten schon.
Gruß
C