[Gertrud]

Ja Marcel ist jetzt 16J.Erstes Jahr U18. Hatte die Hallensaison auch wieder passen müssen wegen eines Muskelfaserisses. Werden mal gucken wie sein erster 10 Kampf nächste Woche in Lage läuft. Das Ellenbogen Problem ist durch Verbesserung der Technik nicht mehr vorhanden. Und vor 2 Jahren haben wir eine Laufanalyse machen lassen und seit dem bekommt er Einlagen. 

Gruss

Die Prophylaxe sollte vorher erfolgen, damit erst gar keine Ellbogenprobleme auftauchen. Das ist mein Ansatz. Ich habe damals Aufnahmen mit nacktem Oberkörper von ihm gemacht natürlich im Dabeisein anderer Schüler. Ich habe Sachen in Bewegung getestet und konnte genau die Veränderung in der Bewegung der Strukturen sehen. Er hatte damals bereits enorme Dysbalancen im Rumpfbereich. Ich habe alles katalogisiert. Die Beeinträchtigungen, die sich beim Speerwurf einstellen würden, waren damals schon offensichtlich. Solche Athleten lasse ich absolut nicht den Speer bis zur Gesundung werfen. Marcel war ein sehr gelehriger Schüler und hat das dann auch gemacht. Er ist nicht nur schul-, sondern auch sportintelligent und saugt Hinweise auf.

Die Einlagen sind nur in äußerstem Fall bei mir erlaubt, wenn es sich um Totalschäden handelt. Auch da habe ich die Füße kontrolliert und bei Sprintdrills wie den Frankies seine schwache Dorsalflexion gesichtet. Marcel ist ein Mensch, dem man solche Dinge erklärt und er entsprechend sehr, sehr aufmerksam zuhört. 

Ich bin dann einige Zeit wegen meiner Krebserkrankung ausgefallen, so dass sich unser Kontakt aufgelöst hat. Ich arbeite in meiner LA-AG genauso akribisch in statischer Hinsicht wie im Spitzensport. Ich lasse einfach nicht zu, dass unter meiner Führung schlampig gearbeitet wird. Auch im Spitzensport verabschiede ich mich dann ganz konsequent.

Als ich noch am ASGSG voll beschäftigt war, habe ich beim Elternsprechtag die Eltern mit ihren Kindern bestellt, bei denen ich physiotherapeutische Auffälligkeiten gesehen habe. Zudem habe ich damals ein Paper für alle Schüler/innen mit Übungen und Ernährungshinweisen erstellt. Es wurden fünf Bereiche in unterschiedlichen Papierfarben erstellt. Damals hat das die Stadtdruckerei kostenmäßig beglichen. Zudem habe ich damals mit Sponsoren zusammengearbeitet, die mir fast alle Kleingeräte für den Unterricht und meine LA-AG finanziert haben. Wir verfügen am ASGSG über ein ausgezeichnetes physiotherapeutisches Equipment daher. Entsprechende Kleingeräte haben wir im Kraftraum, an dem ich federführend kooperiert habe, zur Verfügung. Aus meiner LA-AG damals sind Beate Peters vom Nachbargymnasium, eine deutsche Jugendmeisterin im Kugelstoßen, ein deutscher Jugend-Hallenmeister im Kugelstoßen, ein 18m-Kugelstoßer, eine Westdeutsche Speerwurfmeisterin hervorgegangen. Es war einfach meine Passion. Daneben stand ich mit Beate Peters, Sabine Braun, Steffi Storp, Werner Hartmann und Misroslav Jasinski fast jeden Tag in Wattenscheid oder Marl auf dem Platz. Freizeit für andere Dinge = 0. Ob ich es noch einmal so machte? Machen ja, aber anders!!! ‌Ich würde mir sicherlich Zeit für meine Gesundheit nehmen und nicht mehr alle Wünsche erfüllen. Ich bedauere, dass man keinen zweiten Versuch vom 20. Lebensjahr an hat. ‌Aber ich bin auf einem guten Weg, egozentrisch zu werden.  Wie sagte mal meine amerikanische Siebenkampftrainerin damals in Götzis zu mir über Athletinnen: "Gertrud, es ist nie genug!"

Gertrud