(31.03.2022, 18:50)Gertrud schrieb:Nicht nur die Vorstellungen von Louisa und ihnen klafften auseinander, sondern (wie Sie sehr konkret beschrieben) auch die von ihnen und Dirk Zorn, der nach ihrer Auffassung das Krafttraining falsch anwendete - oder machte das Louisa ohne das Wissen von Dirk Zorn? Was vor garnicht langer Zeit noch hervorragend war ist jetzt schlecht. Offensichtlich war die Kommunikation mangelhaft, weil Tainingsinhalte zwischen betreuenden Übungsleitern vorab abgestimmt werden sollten, da anderenfall ein vernünftiger Miteinander nicht möglich ist und Sportlrer/innen verunsichert werden.Zitat:Tut mir wirklich leid, dass die Sache mit Louisa nicht geklappt hat, sie hat sich offensichtlich nicht voll vereinnahmen lassen wollen.
Ich wünschen ihnen eine möglichst stabile Gesundheit, denn das ist das Wichtigste, wichtiger als sich im Sport aufzureiben.
Das sehe ich komplett anders. Sie sind in der Beziehung verbal sehr übergriffig - zumindest empfinde ich es so, ohne die Situation zu kennen und Insiderkenntnisse zu haben. Ich will Athletinnen von gesunden Trainingsinhalten überzeugen, nicht mehr und nicht weniger. Ich vereinnahme keinen Menschen. Davon konnte bei einmaligem Training pro Woche bei mir auch keine Rede sein. Ich selbst bin als Athletin und schon Lehrerin zu dem Zeitpunkt an unserem Gymnasium zwei- bis dreimal pro Woche nach Leverkusen zu Georg Küper vor den OS in Mexiko gefahren und wollte das auch so.
Ich habe zwei Monate mit ihr alleine trainiert und sie wirklich wieder halbwegs nach Anweisung der Ärztin fit bekommen. Sie hat im Grunde drei Jahre verletzungsbedingt keinen richtigen Mehrkampf mehr abliefern können. Zudem hatte sie während dieser Zeit drei Trainerwechsel. Sie hat da auch nur nach meinen Anweisungen viermal pro Woche trainiert. Sie war total über so wenig Training überrascht. Ich wollte nichts übertreiben und sie langsam an adäquate Belastungen gewöhnen. Danach kam erst Dirk Zorn ins Spiel.
Ich hatte sie davon überzeugen wollen, nach Leverkusen mit den schönen Erfolgen die Hallensaison abzubrechen und sich voll und ganz auf Ratingen zu konzentrieren, zumal sie sehr verletzungsanfällig ist. Sie war in Leverkusen bereits in 14m-Form beim Kugelstoßen. 14,50m sind also für sie nach der intensiven Vorbereitung kein Problem. Dirk hat sie in einer der ersten Einheiten den Speer werfen lassen. Ich habe mein Veto eingelegt, weil sie sich den Ellbogen zerschossen hätte. Sie hat mehrere Monate keinen Speer bei mir in die Hand genommen. Sie hat bei den ersten Speerwurfeinheiten bei mir sehr sauber über die Schulter geworfen. Ich habe sie nur Alternativprogramme machen und ein spezielles Kraftprogramm absolvieren lassen. Auch da traue ich ihr in Ratingen durchaus 46/47m+ zu.
Auf einmal wollte sie die Hürden nur noch schnell laufen. Sie hat dann eine gewisse Zeit eine schnelle Hürdeneinheit gegen Dirks Zehnkämpfer absolviert. Irgendwann fiel ihr Sparringspartner mit massiven LWS- und Hamstringproblemen aus. Sie wollte die Technikeinheiten eigentlich nicht mehr trainieren. Ich habe sie dann in zwei Einheiten mit sehr guten Übungen überzeugt, dass diese Einheiten auf keinen Fall fehlen dürfen. Sie war in den USA sehr schnell: 11.43/12,95; aber bei näherem Hinschauen technisch nicht überzeugend. Die Differenz ist viel zu groß zwischen 100m und 100m Hürden. Ich hatte extra eine Tabelle mit Vergleichswerten angelegt. Natürlich kann man nicht nur die 0,85 von K. Harrison als Maßstab nehmen. Es war nicht einmal die Differenz, die mir Kopfschmerzen bereitete. Es war das Wie sie die Zeit gelaufen ist: mit unglaublich schlechten Fußaufsätzen. Das habe ich ihr alles per Bild und Video bewiesen. Die gesamte Konstellation war natürlich etwas unglücklich. Dirk hat die Planung abgelehnt und sie in drei Einheiten in Dormagen gesehen, ich nur in einer Einheit. Ich habe aber die Planung gemacht. Sie hat also Übungen abgewickelt ohne meine Anwesenheit, während ich bei Sabine immer anwesend war.
Ich musste ja irgendwann die 800m ins Programm nehmen und dann die 200m-Programme. Sie bekam dann irgendwann Probleme mit der Achillessehne. Das wollte man mir dann in die Schuhe schieben. Ich habe sie immer ganz gezielte Programme für ihre sehr anfälligen Füße durchführen lassen. Sie hatte bereits schon Achillessehnenprobleme in den USA allerdings an einer anderen Stelle. Sie fand meine Programme auch "genial" (ihr Ausdruck).
Dann kam mein einziges Training in Dormagen, das ich während Dirks Abwesenheit bei einem Lehrgang übernommen hatte. Die Sache hatte sich schon zugespitzt; mein Blutdruck ging in astronomische Höhen. Als ich die Kraftübungsausführungen sah, bin ich fast rückwärts umgefallen. Ich halte einbeinige Kniebeugen - richtig ausgeführt - für sehr hilfreich; aber was ich da sah, fand ich erschütternd für die gesamte Statik. Zudem führte sie das Umsetzen (na ja, auch nicht meine favorisierte Übung in der Form) sehr fußschädigend durch. Jetzt wusste ich, woher die Achillessehnenprobleme kamen. Wenn nicht orthograd trainiert wird, kommen solche Sachen eben auf Dauer.
Man muss sich vorstellen, dass Louisa bisher bei 11,43 zwischen 6,10m und 6,20m gesprungen ist. Sabine konnte mit 11,58 6,83m mit etwas zu viel Wind und 6,76m regulär erzielen. Das ließ mir keine Ruhe. Ich habe bei der Einheit eine Übung in der Absprungvorbereitung machen lassen und auf einmal ging Lousia ab wie eine Rakete. Ihr Freund teilte Dirk daraufhin sofort die Übung per SMS mit. Auch da ist der Boden für 6,40m-6,50m vorbereitet. Natürlich war das nur eine Übung aus meinem reichhaltigen Repertoire. Auch im Hochsprung verfüge ich über enorme spezifische Übungen. Ich habe bei den besten Trainern gelernt.Nicht Armarbeit und Lattenüberquerung favorisiere ich, sondern Absprungvorbereitung und Absprung vor allem bei ihrem Sprungfuß.
Ich habe Louisa vor Leipzig zwei Wochen lang nicht im Hürdentechnikbereich gesehen. Sie hatte auch wohl arge Achillessehnenprobleme. Dann sagt man vernünftigerweise die DHM ab. Ich war auch aufgewühlt ob der Gesamtsituation. Beim ersten Lauf in Leipzig war ihr Start schlecht. Dirk war unten im Schlauch. Ich saß auf der Tribüne. Ich habe ihren Start verbessert. Sie kam beim zweiten Start gut aus den Blöcken, touchierte die erste, die dritte und die fünfte Hürde. Nach dem Lauf kamen Louisa und Dirk gemeinsam von unten nach oben und nannten einige Gründe. Louisa sagte, dass sie zu nah an der ersten Hürde war. Nachts um 1-4 Uhr habe ich zu Hause nach meiner Ankunft das Finale ausgewertet. Sie war nicht näher an der ersten Hürde als Roleder und Co. Sie lag sogar noch an der zweiten Hürde gut. In den USA ist sie mit 8,25/ 60m 13,16 die 100m Hürden gelaufen. Also war ihre Form nicht schlecht.
Das 800m-Training habe ich auf andere Inhalte umgestellt. Nur musste ich für mich die Reißleine ziehen, weil ich in dem Umfeld meinen Blutdruck nicht mehr in vernünftige Bahnen lenken konnte. Auch 6500 Punkte sind aus meiner Sicht keine gesundheitlichen Einschränkungen wert. Ich bin nun mal sehr angeschlagen.
Für mich beudeutet die Verletzungsstatistik von TuT immer ein Gradmesser für Qualität.
Die TrainerInnen im Team Braun können in der Hinsicht auch heute noch als Vorbilder für viele gelten. Darauf bin ich enorm stolz!!! Der DR von Sabine steht heute noch nach 30 Jahren - was ist da los???
Ich bin nun mal kein missgünstiger Mensch und wünsche Louisa wirklich einen guten und gesunden Wettkampf in Ratingen. Unsere Gesundheitsvorstellungen lagen leider zu weit auseinander. Ich neige als Trainerin nicht zur "Bolzerei", eher zur Filigranarbeit.
Gertrud
Da Sie Dirk Zorn wegen seines nach ihrer Auffassung falschen Trainings öffentlich relativ deutlich angreifen, wird auch er jetzt nicht mehr die größten Sympathiewerte für Sie entwickeln. Das sollte ihnen aber egal sein, sowas kennen Sie ja.
Manchmal liegt die Wahrheit in der Mitte, nicht nur bei einer Person.
Alles Gute für sie