07.08.2021, 19:44
(07.08.2021, 19:00)frontrunner800 schrieb: Der Stern von Konstanze Klosterhalfen ist am untergehen.Bis Sommer 2020 war Klosterhalfen weniger verletzt als die meisten vergleichbaren deutschen Läuferinnen, nämlich genau einmal im Frühjahr 2018. Es ist schlicht falsch zu behaupten, sie sei per se verletzungsanfällig. Sie war es 6 Jahre lang nicht.
Sie quasi aus Verlegenheit über 10000 m bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio an den Start gehen zu lassen, war eine falsche Entscheidung, ähnlich ihrem Start 2018 in Berlin über 5000 m.
Zu sehen, wie eine Läuferin, die 2019 noch in Schlagdistanz über 1500 m und 5000 m zu den Welbesten, wie z. B. Sifan Hassan war, sinnlos verheizt wurde, ist traurig. Bei einem Rückstand von fast zwei Minuten auf die Weltbesten war ihre Chancenlosigkeit im Vorhinein klar, und man hätte ihr durch einen Startverzicht diese Schmach ersparen können.
2018 verletzt, dann 2020 und 2021 – Konstanze Klosterhalfen ist verletzungsanfällig. Die Gründe hierfür scheinen auf der Hand zu liegen: Erstens ist es ihr Laufstil, der stark abweicht von einem unter orthopädischen Gesichtspunkten idealen Laufstil. Zweitens ist es ihr geringes Gewicht: Damit einhergehende Mangelerscheinungen führen dazu, dass die Knochen weniger belastbar werden.
Statt bei den Olympischen Spielen zu starten, aus Verlegenheit auf einer Strecke, auf die sie trainingsmethodisch mit vielen notwendigen Kilometern über Monate und Jahre gar nicht ausreichend vorbereitet war, hätte sie ihre Gesundheit stabilisieren und ihren Laufstil verbessern sollen.
Es ist klar, dass seit Frühjahr (in der Halle lief sie noch mehrere Rekorde) 2020 vermutlich mehrere Dinge falsch gelaufen sind und sie in mehreren Hinsichten nicht gut betreut wurde und Probleme hatte, was alle möglichen Ursachen haben kann (u.a. auch Distanz durch Pandemie etc.), aber von Julian und Team hätte eher erkannt werden müssen! Obendrein hat sie vermutlich zu früh wieder angefangen und daher sich gleich den nächsten Ausfall eingehandelt. Das ist richtig schlecht für eine angeblich superprofessionelle Umgebung (aber wieder wissen wir nicht, was da alles reinspielt, können auch persönliche Dinge dabei sein, die ganz zu Recht nicht öffentlich werden). Das muss sich auf jeden Fall verbessern, sonst sehe ich auch wenig Chancen, das Niveau von 2019 zu erreichen oder zu steigern. Man kann hier nur hoffen, dass zwei Warnschüsse genug waren und die Probleme analysiert und gelöst werden und man nicht schon wieder zu früh zu starke Belastung fährt.
Aber das Ergebnis von heute als Schmach kleinzureden, grenzt an eine Unverschämtheit. Sie war die beste europäischstämmige Läuferin. Wenn man ihr keine Wunderfähigkeiten bei Hitze zuschreibt, war, im Vergleich mit zB Schweizer oder Gemechu, die Zeit eher 20 sec. schneller unter guten Bedingungen wert. Sie hat McColgan geschlagen, die neulich eine 14:28 gelaufen ist, Gemechu, die 30:19 gelaufen ist etc.
Dazu kommt, dass selbst in Bestform von 2019 Koko heuer vermutlich keine Chance auf eine 1500-Medaille gehabt hätte und eine nicht allzu große Bronze/Silber Chance (realistischer 4-6, wie über 1500m) über 5000m. D.h. sie war nach längerem Verletzungsausfall mit 8 Wochen richtigem Training 2-4 Plätze schlechter über 10000m als sie vermutlich in Bestform auf ihren Paradedisziplinen gewesen wäre. Ziemlich komfortable Verlegenheitslösung, meine ich.
Man muss erstmal abwarten. Die letzten anderthalb Jahre waren überall ungewöhnlich, Pandemie, Wunderschuhe, Wavelight. Koko war 2019 besser als Tsegay (vom Doha 1500m Finale abgesehen) und auf Augenhöhe mit Gidey. Sind die viel besser geworden und enteilt, sind es die Schuhe, oder kann Koko da auch hinkommen, unter idealen Bedinungen? Wir wissen das einfach nicht.
Selbst wenn der Körper das volle Programm nicht mitmacht, war ja der nicht ganz schlechte Stand von 2017 anscheinend verletzungsfrei möglich. Da muss man halt vorsichtig sehen, was für Steigerungen möglich sind. Jemand wie E. McColgan hatte jahrelang Malaisen und sich jetzt mit 30 nochmal deutlich gesteigert.