[gera]

selbst die größten Experten des Forums haben Schwierigkeiten die Richtlinien der IAAF für die Qualfizierung zu verstehen. Sie bereitet den Landesverbänden zusätzlich auch Schwierigkeiten und ist ein organisatorisches Monster.
Die bisherige Regelung ist da besser, man sollte es so lassen.
Außerdem kann ich mir gut Manipulationen vorstellen und Klagen einzelner Athleten.

Ich hätte gern von der IAAF ein Zukunftspapier, wohin die Reise gehen soll.
Dann könnte man auch die Einzelmaßnahmen der IAAF besser einschätzen, ob sie den Zukunftsvorstellungen entsprechen.

Meine Vorstellungen von der Zukunft der LA habe ich schon lange auf meiner web-site unter  I.  dargelegt.

[Atanvarno]

@Robb
Ja, natürlich. Sie hätte ja die DLV-Nominierungskriterien erfüllt.

Ich kann mir aber andere Situationen vorstellen, in denen das Kuddelmuddel aus Supernorm und Weltrangliste zum Problem wird.

1) Vier Athletinnen A, B, C, D haben 2020 die DLV-Kriterien erfüllt, aber keine die Supernorm
2) Athletin D hat die Supernorm aus 2019
3) Athletin D ist in 2020 die langsamste der vier
4) Athletin A ist in 2020 die schnellste der vier
5) Athletin A ist in der Weltrangliste zum Nominierungszeitpunkt knapp nicht auf einem q Platz

Jetzt muss sich der DLV entscheiden.

- Nominiert er D über die Supernorm, ist A raus, aber man hat drei Starter (und D war ja in 2019 schneller als A)
- tut er das nicht, verfällt der Platz über die Supernorm, und A könnte auf einen q-Platz rutschen, muss es aber nicht

Im schlechtesten Fall hat man also nur zwei (B und C) statt drei möglichen Startern, die noch dazu langsamer sind als A in 2020 und D in 2019.

Besissene Situation.

[Robb]

Ich hab ja noch nichtmal angefangen, ich hab schon jede Menge "kritischer" Situationen im Kopf, keine Bange, ich werd das nicht alles posten. Nur ein Beispiel für die Idiotie des neuen Systems:

Pinto läuft Ende Mai 2019 11.15 in Weinheim und ist damit für Tokio 2020 qualifiziert. L. Mayer läuft im selben Rennen hinter Pinto 11.16, diese Zeit gilt für die Tokio-Quali überhaupt nicht, weil die IAAF-Rankings nur Leistungen der letzten zwölf Monate berücksichtigen, also von Ende Juni 2020 Zwölf Monate zurück.

[longbottom]

 
Außerdem kann ich mir gut Manipulationen vorstellen   



Die waren beim alten System in manchen Disziplinen noch viel leichter möglich, man braucht nur die gnädige Unterstützung der Kampfrichter. Jetzt zwar auch, aber immerhin sind die Grenzwerte dafür noch ein ganzes Stück höher.

[JoelH]

11.16, diese Zeit gilt für die Tokio-Quali überhaupt nicht


Das ist nicht korrekt. Diese Zeit ist schlicht zu schlecht um ein Q zu bekommen. Das sie dann im Nachgang geskippt wird ist was anderes, aber prinzipiell gilt sie für die Quali ist aber ungenügend.

[Robb]

Das ist nicht korrekt. Diese Zeit ist schlicht zu schlecht um ein Q zu bekommen. Das sie dann im Nachgang geskippt wird ist was anderes, aber prinzipiell gilt sie für die Quali ist aber ungenügend.

Die Zeit ist für die HARTE Norm zu schlecht, aber es gibt auch die Quali über die Rankings und dafür könnten die 11.16 gut genug sein, wenn denn die IAAF für beide Quali-Methoden den gleichen Zeitraum verwenden würde. Genau das kritisiere ich ja, für die harte Norm hat man 14 Monate Zeit, vom 01.05.2019 - 29.06.2020, für die Rankings nur zwölf Monate.

[JoelH]

Das ist nicht korrekt. Diese Zeit ist schlicht zu schlecht um ein Q zu bekommen. Das sie dann im Nachgang geskippt wird ist was anderes, aber prinzipiell gilt sie für die Quali ist aber ungenügend.

Die Zeit ist für die HARTE Norm zu schlecht, aber es gibt auch die Quali über die Rankings und dafür könnten die 11.16 gut genug sein, wenn denn die IAAF für beide Quali-Methoden den gleichen Zeitraum verwenden würde. Genau das kritisiere ich ja, für die harte Norm hat man 14 Monate Zeit, vom 01.05.2019 - 29.06.2020, für die Rankings nur zwölf Monate.


 Mir ist klar was du gemeint hast und unterschiedliche Zeiträume fragwürdig  sind.

Aber formal (Thema "überhaupt nicht") war deine Aussage eben nicht korrekt. Die Zeit zählt durchaus, aber eben nur für einen Teilprozess und nicht für den Gesamten.

[Atanvarno]

Wenn man die Zeiten wirklich gleichwertig auf beiden Qualifikationswegen behandeln wollte, müsste man aber neben der Ausweitung der Gültigkeit der Zeiten für die Weltrangliste auch noch einen Verfallsfaktor für die Supernorm einführen, also eine 11,15 aus dem Mai 2019 wäre anders zu behandeln als eine 11,15 aus dem Mai 2020. 

[Athletix]

Die Tatsache, wie hier absolute Fachleute über die Gerechtigkeit eines Systems diskutieren, lässt m. E. einen ganz wichtigen Aspekt völlig außen vor.

Ein wie auch immer gestalteter Modus muss auch für Nicht-Fachleute durchschaubar sein. Dieses für die Leichtathletik sehr wichtige Kriterium wird inzwischen im (in meinen Augen) Reform-Wahn in der Leichtathletik immer häufiger außer Acht gelassen (siehe z. B. bisherige Punktbewertungen der IAAF-Weltranglisten oder DL-Wertungen).

An dem bisherigen Grundsatz, dass maximal drei oder mit Wild Card des Titelverteidigers maximal vier Startplätzen pro Nation startberechtigt bleiben, wird sich nichts ändern, um die Leichtathletik global zu erhalten. Das ist sicher nicht gerecht, wenn im besonderen Härtefall der/die Viertbeste der Welt zuschauen muss, aber im Sinne des weltweiten Interesses an der Leichtathletik wohl richtig.

Die Erwartung, dass bei im Vorfeld exakt festgelegter Soll-Teilnehmerzahl für die einzelnen Disziplinen, exakt diese Zahl von Athleten/Athletinnen auch am Start sein werden, wird niemals aufgehen (siehe die völlig missglückte Einführung von A- und B-Normen für DM und LV-Meisterschaften). Ausfälle durch Verletzungen, Krankheiten oder durch in mehreren Disziplinen qualifizierte Teilnehmer/innen, die sich erst kurzfristig auf ihre Disziplin(en) festlegen sind völlig unkalkulierbar und können unter Umständen zu Mini-Teilnehmerfeldern führen. Aber vielleicht strebt man in Zukunft auch bei OS und Meisterschaften 90-Minuten-Veranstaltungen an ...

Es gibt innerhalb eines Jahres im Leistungsniveau so gut wie nie solche Niveauunterschiede, als dass man mit einem Jahr Vorlauf nicht schon exakte Qualifikationsnormen festlegen könnte um auf eine bestimmte TN-Zahl zu kommen. Eine Qualifikation über eine bereinigte Wletrangliste lasse ich mir auch noch gefallen, allerdings sollte die Zahl der Qualifikationsplätze etwas größer angesetzt werden, um im Endeffekt trotz der zu erwartenden Ausfälle/Absagen noch in etwa auf die gewünschte TN-Zahl zu kommen.

Ein, wie auch immer gearteter, Qualifikationsmodus, der kaum zu handhaben ist und noch weniger durchschaubar ist, sollte unbedingt vermieden werden.

Wichtig ist m. E. ein anderer Punkt. Die IAAF-Normen müssen auch national verbindlich sein und dürfen nicht - wie vom DLV so gerne praktiziert - für die eigenen Athleten verschärft werden.

Die Reformgedanken zur Einführung eines neuen (komplizierten) Qualifikationsmodus sind ein weiteres Beispiel für missglückte Reformen in der Leichtathletik. Die Einführung der Gundersen-Methode im Zehnkampf ist ein weiteres Paradebeispiel dafür, wie weit sich Funktionäre vielfach von der Basis der Leichtathletik entfernt haben.

[Atanvarno]

letsrun.com hat der IAAF ein paar Fragen zur Weltrangliste und zur Tokio-Qualfikation gestellt

Find Out Who Would Have Qualified Under the IAAF’s New World Rankings If Worlds Were Held Last Year, Plus the IAAF Answers Our Questions on Olympic Changes