[Jo498]

Ich bin vielleicht etwas begriffsstutzig, aber warum denn ranking statt Zeiten und Weiten? Der Vorteil der LA ist doch gerade, dass es normalerweise vergleichbare Zeiten und Weiten gibt, während man beim Tennis eben eine Rangliste führen muss, weil immer nur je zwei Sportler gegeneinander antreten.
Verstehe ja, dass häufiges Aufeinandertreffen von Top-Athleten für besonders attraktive Wettkämpfe sorgen kann. Aber das wird ja nicht verhindert durch Normzeiten/weiten. Und wie sollen denn die Nachwuchsathleten überhaupt irgendwo reinkommen, wenn nicht durch bei Nicht-Topereignissen erzielte Normen?

[Atanvarno]

Verstehe ja, dass häufiges Aufeinandertreffen von Top-Athleten für besonders attraktive Wettkämpfe sorgen kann. Aber das wird ja nicht verhindert durch Normzeiten/weiten.

Verhindert nicht, aber auch nicht befördert. Die IAAF möchte eben durch das Rankingsystem die Top-Athleten zwingen öfter gegeneinander anzutreten, was sie, wenn nur nach Norm nominiert wird, nicht müssen.

Aus Sicht von Coe ist es eben attraktiver für die LA, wenn beispielsweise Bolt, de Grasse und Gatlin im Vorfeld der Spiele sechsmal gegeneinander laufen als dass sie sich aus dem Weg gehen (wobei eigentlich auch nur die 100m unter notorischer Konkurrenzverweigerung leiden).

Pikant finde ich auch, dass der Wunsch nach mehr Konkurrenz ausgerechnet von Lord Coe kommt, der es geschafft hat in seiner gesamten Karriere genau sechs Mal gegen Steve Ovett zu laufen, davon nicht ein einziges Mal bei einem Meeting.

[Atanvarno]

Hier ist die offizielle Pressemitteilung der IAAF
IAAF Official World Rankings first step in fundamental changes in athletics

Verantwortlich für die Weltrangliste soll all-athletics sein. Die führen ja schon seit Jahren eine Weltrangliste und küren die punktbesten Meetings nur interessierte das bisher keine S...

[jonas]

Wenn die IAAF unbedingt etwas verändern will, sollte sie bei der WM Vorläufe im Marathon einführen *troll*

[Robb]

Verhindert nicht, aber auch nicht befördert. Die IAAF möchte eben durch das Rankingsystem die Top-Athleten zwingen öfter gegeneinander anzutreten, was sie, wenn nur nach Norm nominiert wird, nicht müssen.

Und genau das versteh ich nicht. Wie soll das in der Praxis funktionieren? Die DL-Meets sind sowas wie die Grand Slams im Tennis. Logischerweise müßte man für gute Ergebnisse in der DL also auch die meisten Punkte bekommen. Wenn die Topstars aber in der DL viele Punkte sammeln können, müssen sie nicht oft gegeneinander antreten, denn sie brauchen ja nur genug Punkte für die Quali. Wenn man aber in der DL wenig Punkte sammeln kann, müssten die Meetings darunter noch weniger Punkte bekommen, was es für die Athleten hinter der Weltklasse noch schwerer machen würde, sich überhaupt zu qualifizieren. Das war eins der Probleme, die die EAA nicht lösen konnte, ein System, das die Qualifikation schwer für Topathleten aber gleichzeitig nicht unmöglich für die zweite Reihe macht.

[gera]

Das wären also 200+ Starter in jeder Sprung/Wurfdisziplin und in den Mehrkämpfen?
Wie sie wohl einen Zehnkampf mit 200 Teilnehmern in zwei Tagen durchbringen?

ja, da hast Du recht.
man müsste also auch für den 1.Starter je Land eine Qualitätsleistung verlangen.

[Jo498]

Müsste man für "Duelle" der Top-Athleten nicht einfach mit etwas dickeren Geldbündeln wedeln?
Wenn das nicht funktioniert, dann weiß ich auch nicht, warum ein Punktesystem funktionieren sollte. Um zu funktionieren müsste das irgendwie logarithmisch berechnet werden, d.h. je höherrangiger ein Athlet ist (je mehr Punkte er schon hat), desto weniger Punkte bekommt er selbst für Top events, daher muss er mehrere Top events wahrnehmen, um genügend Punkte zu bekommen. Dagegen bekommen die, die erst wenige Punkte haben, viele Punkte für gute Performance beim Top event. (Aber wie kommen die Newcomer ohne Punkte überhaupt ins Top event rein?)

Ich habe Coe vs. Ovett nur noch am Rande mitbekommen (etwas zu jung, erst ab ca. 1984 für LA interessiert und betrieben) und bin von der Statistik auch überrascht, weil ich das vage auch als Gegnerschaft mit vielen Duellen im Hinterkopf hatte. Es gab aber schon ein paar legendäre "Duelle" in dieser Zeit, vielleicht meine ich eher Cram - Aouita. Teils waren es aber auch Fernduelle um die Weltrekorde.

Mit wenigen Ausnahmen kann man m.E. aber ein Aufeinandertreffen von Top-Konkurrenten bei einem Meeting kaum mit einer Meisterschaft vergleichen. Die Meisterschaft (bzw. das "Duell" bei der Meisterschaft) hat immer einen viel höheren Stellenwert. Zumal sind beim Sprint Duelle für mich auch nicht so interessant, da sie zu schnell vorbei sind. Ob nun tagesformabhängig jemand bei einem Meeting gewinnt, so what? Entscheidend ist, wer bei der Meisterschaft auf den Punkt fit ist und die Vorläufe am besten überstanden hat usw.

[Sprunggott]

Gibt es ja eigentlich schon: hier mal als Bsp.200m Frauen 
http://www.all-athletics.com/current-ran...5&gender=F

Einzelbeispiel: Dina ASHER-SMITDatum Wettkampf Land Kat. Disziplin Typ Pl. Ergebnis Wind R.Sc. WR Pl.Sc. Pf.Sc. 11.08.2017 London IAAF World Championships in Athletics GBR OW 200m F 4. 22.22 +0.8 1215 210 1425 27.08.2017 Berlin ISTAF GER B 200m F 1. 22.41 +0.2 1195 100 1295 21.07.2017 Monaco Herculis MON GL 200m F 3. 22.89 -0.2 1147 130 1277 10.08.2017 London IAAF World Championships in Athletics GBR OW 200m SF 6. 22.73 -0.2 1163 110 1273 16.07.2017 Padova Meeting Citta di Padova ITA C 200m F 3. 23.15 -1.0 1125 45 1170
Durchschnitt der Leistungspunktzahlen: 1288 Punktz.: 1288
Pl. (Pl.) Athlet Geb. Nat. Punktz. (Pr.Sc.) 1. (1.) Dafne SCHIPPERS 92 NED 1399 (1399) 2. (2.) Marie-Josée TA LOU 88 CIV 1383 (1383) 3. (3.) Shaunae MILLER-UIBO 94 BAH 1381 (1381) 4. (4.) Kyra JEFFERSON 94 USA 1302 (1302) 5. (5.) Deajah STEVENS 95 USA 1298 (1298) 6. (6.) Dina ASHER-SMITH 95 GBR 1288 (1288) 7. (7.) Kimberlyn DUNCAN 91 USA 1286 (1286) 8. (8.) Crystal EMMANUEL 91 CAN 1284 (1284) 9. (9.) Simone FACEY 85 JAM 1255 (1255) 10. (10.) Tori BOWIE 90 USA 1253 (1253) 11. (11.) Mujinga KAMBUNDJI 92 SUI 1247 (1247) 12. (12.) Jenna PRANDINI 92 USA 1241 (1241) 13. (13.) Rebekka HAASE 93 GER 1232 (1232) 14. (14.) Arianna WASHINGTON 96 USA 1230 (1230) 15. (15.) Ivet LALOVA-COLLIO 84 BUL 1229 (1229) 16. (16.) Tynia GAITHER 93 BAH 1228 (1228) 17. (17.) Deanna HILL 96 USA 1217 (1217) 18. (18.) Vitoria Cristina SILVA ROSA 96 BRA 1211 (1211) 19. (19.) Gabrielle THOMAS 96 USA 1209 (1209) 20. (20.) Léa SPRUNGER 90 SUI 1200 (1200) 

by by

[Robb]

Wer kann damit was anfangen? "Gina Lückenkemper erzielt in Weinheim 1400 Punkte über 100m". Eine Überschrift mit der niemand etwas anfangen könnte, die aber relevanter wäre als "Gina Lückenkemper läuft in Weinheim 10,90s".

Nehmen wir mal das Beispiel aus Sprunggotts Posting:

Dina Asher-Smith

London IAAF World Championships in Athletics GBR OW 200m F 4. 22.22 +0.8 1215 210 1425
Monaco Herculis MON GL 200m F 3. 22.89 -0.2 1147 130 1277
Padova Meeting Citta di Padova ITA C 200m F 3. 23.15 -1.0 1125 45 1170

Bei dieser Punkteverteilung würde sie 130 Punkte für den Start in der DL erhalten und 1147 Punkte für die 22.89s. Für 22.22s erhielt sie 1215 Punkte. Der Unterschied zwischen dem DL Meeting in Monaco und dem Meeting in Padova sind gerade mal 85 Punkte.
Wenn sie ein Padova die 22.22s gelaufen wäre, hätte die 1260 Punkte bekommen. Wenn sie in Monaco eine 23.15 läuft, bekommt sie 1255 Punkte.
Das soll fair sein? Knapp eine Sekunde langsamer über 200m, aber trotzdem fast identische Punktzahlen?
Mal abgesehen davon, dass eben niemand was mit abstrakten Punktzahlen anfangen kann, 1425 Punkte für 22.22s sagen niemandem was, Zeiten und Weiten aber schon.

[longbottom]

Wer kann damit was anfangen? "Gina Lückenkemper erzielt in Weinheim 1400 Punkte über 100m". Eine Überschrift mit der niemand etwas anfangen könnte, die aber relevanter wäre als "Gina Lückenkemper läuft in Weinheim 10,90s".

 

Das würde schon niemand so schreiben. Genausowenig wir irgendjemand geschrieben hat: "Angelique Kerber gewinnt 2000 Punkte für die Weltrangliste". Da hieß es "Angelique Kerber gewinnt die Australian Open".

Bestenfalls heißt es vielleicht "Lückenkemper nun in Top 10 der Weltrangliste" oder so.