23.01.2017, 13:17
Faszien-Rolle
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(23.01.2017, 13:17)icheinfachma schrieb:(23.01.2017, 13:09)Gertrud schrieb: Vorsicht: eine durch eine bestimmte Rollbewegung ausgepresste Faszie ist rissfreudig!!!Durch langsame und insgesamt zu lang andauernden Rollbewegungen? Für mich stellt sich die Frage, ob die Rolle im Wettkampfvorfeld überhaupt verwenden werden sollte: Will ich maximale Dehnung, will ich Kollagenproduktion? Ich will keines von beiden zu dem Zeitpunkt. Zugegebenermaßen ändert sich in der Wissenschaft nach Jahren ja vieles (siehe Muskelkater!). Auch dieser Bereich wird immer noch mehr erschlossen. Was den biceps femoris caput longum in seiner Rissfreudigkeit anbetrifft, gibt es nun wirklich multiple Gründe von der Anatomie bis hin zu den Trainingsarten und zu sehr speziellen Einflussnahmen. Das Ding fliegt einem manchmal um die Ohren, wenn man vielleicht nur eine Kleinigkeit übersieht - ebenso bei Achillessehnenrupturen, wo das gesamte Spektrum sehr oft in der Breite einfach nicht gesehen wird. Vielleicht versteht ihr jetzt, dass ich z. B. bei der Arbeit in diesen Bereichen meinen Rückzugsort, meinen Keller, in der akribischen Unterweisung dem "Rudeltraining" vorziehe. Das hat absolut nichts damit zu tun, dass ich gegen irgendjemanden bin. Ich bin nur für unglaublich akurate und konzentrierte Anwendungen. Ich kann mich an eine gute Mehrkämpferin erinnern, die ganz bestimmte Symptome in der Wade zeigte, wo dann später eine Achillessehnen-OP folgte. Hier hätte ein versierter Physiotherpeut in den Anfangsstadien absolut helfen können. Ich habe es damals sofort geahnt und hatte ein Vermutung aufgrund meiner Belesenheit, habe aber nichts gesagt, weil ich nicht vorgreifen wollte. In einigen Fällen hilft die Rolle nicht; da sollten schon bestimmte Maßnahmen beherrscht werden. Gertrud
23.01.2017, 13:37
Naja ich verwende sie auch nciht in der Erwärmung. Für mich ist nach wie vor die klassiche Erwärmung das Mittel der Wahl, die aus Einlaufen, Gymnastik (Gelenkmobilisation, leichte dynamische Dehnung und Schwunggymnastik), Lauf-ABC, Steigerungen und Teststarts besteht.
Aber unmittelbar nach dem Vorlauf wende ich sie dann für Waden, Beinbeuger, Gesäß, Rückenstrecker, oberen Rücken an. Das ist eine Sache von vllt. 15s pro Muskel, davon dann z.B. drei Durchgänge. Davon dürfte keine besondere Wirkung auf die Faszien erzielt werden, weder hinsichtlich Flüssigkeitsauspressung noch Kollagenproduktion. Stattdessen wird die Durchblutung der Muskeln gefördert, wodurch Laktat ausgespült und durch den Sauerstoffantransport Phosphate neu gebildet werden können. Dann ziehe ich mich warm an, esse eine Banane und beschäftige mich sitzender- oder liegenderweise bis zum Endlauf mit Unizeug. Dann wieder eine normale Erwärmung vor dem Endlauf, dann aber kürzer. Ich setze die Rolle aber nicht unmittelbar in der Erwärmung ein. Im Training habe ich das Teil praktisch nie dabei. Als ich noch Gewichtheben und rumänisches Kreuzheben trainert habe und auch Maximalkrafttests im Kreuzheben gemacht habe, habe ich zwischen den Serien die verspannten Rückenmuskeln ausgerollt bzw. später dann verhindert, dass es überhaupt erst zu Verspannungen im Laufe des Trainings kommt. Das hat dann immer sehr gut geholfen. Meine Technik ist ok, ich konnte z.B. meine tiefe Frontkniebeuge auch umsetzen. Mir hat aber die lange, versierte Vorbereitung auf das Gewichtheben gefehlt, wie sie die GEwichtheber beim Anfängertraining zunächst anwenden, um Physis und Technik auf die schweren Serien vorzubereiten. Streng genommen muss man mehrmals wöchentlich monatelang Gewichtheben trainieren, um sich angemessen vorzubereiten. Das ist im Rahmen eines LA-Trainings zeitlich nicht möglich, weswegen Gewichtheben zwar einer der verletzungsärmsten Sportarten sein mag, aber bestimmt nicht für Leichtathleten. Außerdem bin ich leicht schief, was mit Gewicht auf den Schultern problematisch sein kann. Ich probiere jetzt ein neues, von mir selbst entworfenes Kraftprogramm aus, das größtenteils aus selbstentwickelten Übungen besteht. Ich werde im Sommer sehen, was es mir bringt, Gewichtheben und konventionelles Langhanteltraining für den Unterkörperbereich ist für mich aber Geschichte.
Insgesamt muss man festhalten, dass Effekte von Foam Rolling sowohl in der Therapie als auch im Sport nur sehr wenig untersucht sind und es keine wissenschaftlich begründeten Belastungsnormative oder Anwendungskriterien gibt. Die hier zum Teil abenteuerlichen Aussagen verdeutlichen dies. Zum jetzigen Zeitpunkt sollte man sich mit der Beurteilung ob richtig oder falsch eingesetzt zumindest zurückhalten, da man es einfach noch nicht sagen kann.
Um sich mit dem Thema vertraut zu machen empfehle ich folgende Übersichtsartikel: Freiwald, J., Baumgart, C., Kühnemann, M. and Hoppe, M.W. (2016). Foam-Rolling in sport and therapy - Potential benefits and risks: Part 1 - Definitions, anatomy, physiology, and biomechanics. Sport Orthop Sport Traumatol, 32(3), 267-275. Freiwald, J., Baumgart, C., Kühnemann, M. and Hoppe, M.W. (2016). Foam-Rolling in sport and therapy - Potential benefits and risks: Part 2 - Positive and adverse effects on athletic performance. Sport Orthop Sport Traumatol, 32(3), 258-266.
Hier noch die deutsche Zusammenfassung zu den oben aufgeführten Artikeln:
Foam-Rolling in sport and therapy - Potential benefits and risks: Part 1 - Definitions, anatomy, physiology, and biomechanics Zitat:"Im Zentrum des Beitrages steht das Foam-Rolling in den Anwendungsfeldern des Sports und der Therapie. Im ersten Teil werden die Definitionen und Klassifikationen, die Anatomie und Physiologie sowie biomechanische Aspekte des Fasziengewebes besprochen. Deutlich wird die Uneinheitlichkeit der Klassifikationen und Schwierigkeiten, mittels Foam-Rolling fasziales Bindegewebe zu beeinflussen. Die in Sport und Therapie beschriebenen sechs “Myofascial lines” sind nicht evidenzbasiert. Fasziales Bindegewebe verbindet unterschiedliche Körperregionen und -gewebe und dient der Kraftübertragung und Kompression. Darüber hinaus trennt fasziales Bindegewebe verschiedene Kompartimente und -gewebe. Aus biomechanischer Sicht ist fasziales Bindegewebe in der Lage zu kontrahieren, wenn auch nur mit kaum messbarer Kraftentwicklung. In Sport und Therapie wird durch Foam-Rolling hoher Druck auf das darunter liegende Gewebe ausgeübt, was zu Schädigungen von Nervengewebe, Rezeptoren, Gefäßen und Knochen führen kann – insbesondere bei Vorschädigungen und Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Krampfadern oder Osteoporose." Quelle: http://www.sotjournal.com/article/S0949-...2/abstract Foam-Rolling in sport and therapy - Potential benefits and risks: Part 2 - Positive and adverse effects on athletic performance Zitat: "Die Wirkungen des Foam-Rolling sind sowohl im therapeutischen als auch im sportlichen Anwendungsfeld wenig untersucht. FOAM-Rolling zeigt keinen Einfluss auf das Aufwärmen, den Blutfluss, die Kraftfähigkeiten, die Sprungleistungen, die anaerobe Leistungsfähigkeit sowie die Sensomotorik (Koordination). Nach dem bisherigen Kenntnisstand können durch Foam-Rolling weder der Muskeltonus noch Stressfaktoren reduziert werden. Hinweise zur Wirksamkeit des Foam-Rolling gibt es im Bereich der Beweglichkeit, wobei die Effekte des Foam-Rolling nicht an die Wirkungen traditioneller Dehnmethoden heranreichen. Für die Bereiche der Regeneration nach sportlichen Belastungen sowie zur Schmerzreduktion bei Muskelkater gibt es erste Wirksamkeitsnachweise; vergleichende Studien mit tradierten Methoden zur Regeneration fehlen jedoch. Foam-Rolling übt auf das darunter liegende Gewebe (Faszien, Muskulatur, Nerven, Gefäße, Knochen) hohen Druck aus, der bis zum Zehnfachen der höchsten Kompressionsklasse 4 reicht und doppelt so hoch ist wie bei Studien mit kompletter Okklusion. Gegenwärtig existiert für das Foam-Rolling keine trainingswissenschaftlich und evidenzbasierte Trainingsmethodik. Zukünftige Untersuchungen müssen konkrete Zielsetzungen, Ein- und Ausschlusskriterien sowie die physiologischen Grundlagen des Foam-Rolling klären und festlegen. Ferner müssen Foam-Roller bezüglich ihrer Konstruktion an die individuellen Bedürfnisse in Sport und Therapie angepasst werden (z.B. Material, Durchmesser). Bevor diese Arbeiten nicht geleistet und die offenen Fragen nicht beantwortet sind, ist Foam-Rolling nur mit Vorsicht und unter Berücksichtigung potentieller Risiken anzuwenden, auf die in beiden Teilen des Reviews hingewiesen wird." Quelle: http://www.sotjournal.com/article/S0949-...4/abstract Ich bitte um entsprechende Editierung durch die Moderatoren, falls das Posten der Zusammenfassungen problematisch ist. (23.01.2017, 14:00)Solos schrieb: Insgesamt muss man festhalten, dass Effekte von Foam Rolling sowohl in der Therapie als auch im Sport nur sehr wenig untersucht sind und es keine wissenschaftlich begründeten Belastungsnormative oder Anwendungskriterien gibt. Die hier zum Teil abenteuerlichen Aussagen verdeutlichen dies. Zum jetzigen Zeitpunkt sollte man sich mit der Beurteilung ob richtig oder falsch eingesetzt zumindest zurückhalten, da man es einfach noch nicht sagen kann. Ich bin mit dem besten Material von Spezialforschern auf internationalem Parkett und eigens angelegten Ausarbeitungen sehr vetraut. ![]() ![]() Wenn das so ist, wie sie es sagen, wundere ich mich doch über die Aktivität vieler DLV-Protagonisten, die fast allesamt an DLV-TL teilgenommen haben. Sollte da etwas schief laufen? ![]() ![]() Gertrud (23.01.2017, 14:39)Gertrud schrieb:(23.01.2017, 14:00)Solos schrieb: Insgesamt muss man festhalten, dass Effekte von Foam Rolling sowohl in der Therapie als auch im Sport nur sehr wenig untersucht sind und es keine wissenschaftlich begründeten Belastungsnormative oder Anwendungskriterien gibt. Die hier zum Teil abenteuerlichen Aussagen verdeutlichen dies. Zum jetzigen Zeitpunkt sollte man sich mit der Beurteilung ob richtig oder falsch eingesetzt zumindest zurückhalten, da man es einfach noch nicht sagen kann. Das ist sehr schön Gertrud, hilft den anderen Usern hier jedoch nicht weiter. Da wäre es dann hilfreich, zumindest ab und an die ein oder andere Quelle zu verlinken. Zitat:Wenn das so ist, wie sie es sagen, wundere ich mich doch über die Aktivität vieler DLV-Protagonisten, die fast allesamt an DLV-TL teilgenommen haben. Sollte da etwas schief laufen? Das was ich zu dem Thema gesagt habe, ist so, wie es ist. Darunter fällt auch, dass man sich noch kein abschließendes Urteil bilden kann, weil dafür die Kenntnislage nicht ausreicht. Was in DLV-Trainingslagern läuft kann ich nicht sagen. Sehr konkrete Hinweise wären schön, wage ich aber zu bezweifeln. Aktuell scheint eine vorsichtige Anwendung zu regenerativen Zwecken gerechtfertigt. Wenn man auf der sicheren Seite sein will, sollte man die Rolle ganz weglassen. (23.01.2017, 13:04)icheinfachma schrieb: Tangiert peripher, meinst du. Wenn der Druck auf den Muskel einwirkt, wird jedoch der ganze Muskel komprimiert.War schon richtig so, kleiner MZPTLK-Schabernack (Welturaufführung?) Die Muskeln massieren sich durch ihre Aktivität selbst. Auch die Rückenmuskeln. (War mal Hammerwerfer, da braucht man sowas) Natürlich ist es in hoffentlich selteneneren Fällen angesagt oder notwendig, Massnahmen von aussen zu ergreifen. Zum Thema Faulheit: Mir fällt seit längerer Zeit auf, dass immer mehr Leute nicht mehr selber machen, sondern lieber von aussen machen lassen. Das hat natürlich auch mit ensprechenden Angeboten erwerbstüchtiger Anbieter zu tun. Beispiele hierfür findet man überall, es ist eine Milliardenindustrie. Manchmal hilft es sogar, aber was ist, wenn die Leute kein Geld mehr dafür haben, die Kasse nicht mehr dafür bezahlt, usw? Wir sollten uns bewusst werden, dass wir Steinzeittiere sind und keine denaturierten, degenerierten und manipulierten Zombies sein wollen.
23.01.2017, 15:52
Bei verspannten Muskeln funktioniert das mit der Selbstmassage nur bis zu einem gewissen Grad, wenn die Verspannung nicht zu stark ist. Und es kommt nunmal zu Zwischenfällen.
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