01.11.2015, 20:41
(01.11.2015, 19:26)Knueppler schrieb: Hallo icheinfachma,
ich würde eine Blockbildung favorisieren:
Zunächst Kraftausdauer, dann Hypertrophietraining danach Schnellkraft.
(...)
Bei fast allen Videos, die man so von den jamaikanischen Sprintern so findet, wird Hypertrophietraining durchgeführt, also um die zehn Wiederholungen. Ok, nicht immer gehen die Jungs bei den zehn Wiederholungen ans Limit.
Danke für deinen Vorschlag. Ebendiese Einteilung ist es, die ich eben gerne hier ausdiskutieren würde unter dem Gesichtspunkt, ob ein spätes Einsetzen des Schnellkrafttrainings im Trainingsjahr dazu führt, dass keine optimale Schnellkraft mehr erreicht werden kann, wie wenn man das ganze Jahr hindurch Schnellkraftanteile hätte.
Zitat:Geräteturnen würde ich auf jeden Fall herausnehmen. Meinst Du, dass Usain Bolt im Training an den Geräten turnt? Ich nicht.
Gerätturnen muss ich überhaupt nicht streichen, die Übungen, die ich turne, beanspruchen in erster Linie Arme und Rumpf und bieten damit ein besseres Stabitraining, als es die üblichen reinen Kraftausdauerübungen tun. Geturnt wird übrigens auch bei Gina Lückenkemper sowie bei fast allen Merkämpfern, Werfern und Stabhochspringern. Warum sollte ich mir also die Vorteile des Turnens nicht für mich nutzen, gerade im Herbst und Winter, wo Grundlagen aufgebaut werden?
Zitat:Es fehlt natürlich Zugwiderstandstraining. Da kann man einiges machen. In Jamaika hat das ja anscheinend einen sehr hohen Stellenwert (siehe die diversen Fotos und Videos).
Ich weiß, leider gibt es in unserer Halle keine Zugschlitten, die sind dem Sportgymasium vorbehalten. Zugwiderstandstraining ist kein jamaikanisches Phänomen, sondern eine Lieblingstrainingsmethode von Stephen Francis, der u.a. Asafa Powell, Veronica Campbell-Brown, Sherone Simpson und Kaliese Spencer trainiert.
Zitat:Wenn Du 400m laufen möchtest, dann müsstest Du mehr Wert auf Tempoläufe legen. Diese müssen nicht unbedingt über die 400m hinausgehen.
Ich würde Tempoläufe machen, wenn ich neben den beiden Schnellkrafteinheiten stabilere Schienbeine hätte. Darum die Ausdauerzirkel. Es hat schon seinen Sinn. Dass Tempoläufe nicht über 400m hinausgehen müssen, würde ich nicht so sehen. Das läuft dann daraus hinaus, die Grundlagenausdauer im Langsprint zu vernachlässigen, was hier schonmal in einem anderen Thread besprochen wurde. Der aerobe Anteil der Energiebereitstellung ist beim 400m-Lauf beträchtlich. Stephen Francis setzt im Kurzsprintbereich 300m-Läufe und im Langsprintbereich 600m-Läufe ein, außerdem werden auf Intervalltrainings und Daueläufe bis 20min und Trainingswettkämpfe über 800, 1000 und 3000m ausgetragen.
Zitat:Wenn ich das noch richtig im Kopf habe, dann wird die Maximalgeschwindigkeit im Sprint durch die GRF (Ground Reaction Forces) bestimmt. Nachdem man zunächst davon ausgegangen war, dass die vertikalen GRF der bestimmende Faktor sind, gibt es auch andere, die eher den horizontalen Anteil als entscheidend ansehen. An Deiner Stelle würde ich nach Übungen schauen, die genau das erhöhen können.
Man kann die horizontalen Kräfte und die vertikalen Kräfte ebensowenig "trainieren" wie es Übungen gezielt für die Schrittfrequenz oder -länge gibt. Davon, dass allein vertikale Kräfte bestimmtend für de Sprint sind, ist noch nie ein Wissenschaftler ausgegangen. Horizontale und vertikale Kräfte stehen in einem bestimmten Verhältnis und ergeben sich aus der optimalen Technik. Das Verhältnis verschiebt sich im Lauf des Rennens.
Wenn man kommt und sagt "Heute trainiere ich die vertikalen Kräfte" oder "die Übung ist für die Schrittfrequenz", dann nimmt man sehr mächtige Worte in den Mund, ohne deren biomechanische Bedeutung richtig zu verstehen. Man muss sich dafür durch die Literatur grasen.