06.09.2023, 14:07
Tennis gilt aber auch, egal ob das berechtigt oder unberechtigt ist, als ein Sport für Reiche. Die Leichtathletik hat dagegen durchaus das Image, die gesamte Bevölkerung zu erreichen.
Nach dem WM-Debakel - Zukunft der Leichtathletik?
|
06.09.2023, 14:07
Tennis gilt aber auch, egal ob das berechtigt oder unberechtigt ist, als ein Sport für Reiche. Die Leichtathletik hat dagegen durchaus das Image, die gesamte Bevölkerung zu erreichen.
06.09.2023, 14:27
(06.09.2023, 14:07)longbottom schrieb: Tennis gilt aber auch, egal ob das berechtigt oder unberechtigt ist, als ein Sport für Reiche. Die Leichtathletik hat dagegen durchaus das Image, die gesamte Bevölkerung zu erreichen.Dennoch ist das "vermeintlich" einfache an der Leichtathletik "Springen, Laufen, Werfen" auch ein Grund dafür, dass suggeriert wird, das könne jeder als Trainer leisten und dafür bräuchte man kein großes Fachwissen. Infolgedessen wird die Trainertätigkeit oftmals massiv unter Wert gewertschätzt und z.B. Fortbildungen schlecht besucht oder der Besuch dieser nicht gewertschätzt. Eine B-Lizenz kostet mittlerweile schnell vierstellig. Die wenigsten Vereine und insbesondere deren Mitglieder sind noch gewillt, das auszugeben
06.09.2023, 15:26
Sehr wichtige Aspekte, danke!
1. Wenn zB ich eine halbe Stelle bekäme würde ich weniger für den Sport tun können als jetzt im Ehrenamt, zumindest wenn ich tarifliche Bedingungen an Arbeitszeiten einhalten würde. Erfolgreicher wäre ich vermutlich nicht... 2. Das mit dem zu billig verkaufen stimmt eindeutig! Meine Athleti:nnen und deren Eltern wissen meist gar nicht, dass ich außer der Ehrenamtspauschale und aktuell 4 Unterrichtsstunden Entlastung nichts bekomme. Manche haben mir mehrfach Geld angeboten, alle (Athletinnen und Eltern) wären bereit für meine Arbeit angemessen zu bezahlen. Ich will das nicht, weil ich in nichts so schlecht wie in Papierkram bin und kein professionelles, sondern ein menschlich nahestehenden Verhältnis zu meinen Leuten haben will. Aber ja, ich verderbe damit wie viele Kolleg:innen meines Niveaus massiv die Preise...
06.09.2023, 15:34
(06.09.2023, 15:26)Diak schrieb: Sehr wichtige Aspekte, danke!Du beschreist eine Zwickmühle in der sich viele Trainer befinden. Das wird z.B. auch ganz massiv bei den DLV-nachwuchsbundestrainern deutlich. Die meisten (oder alle?) von ihnen bekommen auch nicht mehr als ein Taschengeld für ihre Tätigkeit. Das hat zur Folge, dass sie den Tag über eigentlich primär einen (manchmal ganz anderen) Job nachgehen müssen. Dadurch bleibt viel Arbeit, die man sich als Außenstehender von ihnen wünschen würde unerledigt und durch die schlechte Kommunikation dazu, in welchen Umfang sie tatsächlich nur für den DLV tätig sind, entsteht an der Basis Frust, dass "so wenig passiert". Einerseits ist es sehr verständlich, dass diese Trainer nicht alles noch machen sondern bisweilen darauf verweisen, dass die dafür nicht bezahlt werden. Andererseits gibt es zum Teil auch Trainerinnen und Trainer, die hochgradig motiviert gerne mehr für den Sport tun würden und allein mit der E-Mail-Signatur "DLV-Nachwuchsbundestrainer" Türen öffnen könnten für Athletinnen und Athleten, die sie ohne diese nicht öffnen können. Das ist ein schwer aufzulösender Widerspruch und Interessenskonflikt, der entsteht wen Ehrenamt und berufliche Tätigkeit bzw. der Wert von (Lohn)arbeit aufeinander treffen.
06.09.2023, 18:13
(06.09.2023, 14:07)longbottom schrieb: Tennis gilt aber auch, egal ob das berechtigt oder unberechtigt ist, als ein Sport für Reiche. Die Leichtathletik hat dagegen durchaus das Image, die gesamte Bevölkerung zu erreichen.Das war vor 60 Jahren mal so. Schon seit den 70ern sind die Vorstadtfriseure in den Tennisclub gegangen. Dann zog es die etwas Betuchteren zum Golf, aber auch da schlichen sich in den 80er Jahren schon die Versicherungs- und Anlagevertreter ein, um sich ihren Mist gegenseitig zu verkaufen. Dann musste es Polo sein, usw... Leichtathletik erreicht die gesamte Bevölkerung bestenfalls bei den Kindern. Bei den Erwachsenen sind es immer mehr Angehörige des offentlichen Dienstes.
06.09.2023, 18:19
Wie schon einmal geschrieben, ist "Trainer" in der deutschen LA Landschaft schwierig.
1. Der Beruf ist nicht anerkannt, da es kein def. Berufsbild, sowoe eine def. Ausbildung gibt- heisst jeder sich "Trainer" auf die Visitenkarte schreibt ist es! 2. daraus folgt: es fehlt die WERT- Schätzung ! Was sich in den Verträgen wiederspiegelt... usw. Deutschland ist eines der wenigen Länder, wo "Privat-Einheiten" nicht üblich sind, im Ausland die Normalität als "Add-On". Ein Teufelskreis der am Ende den Leistungsgedanken im Sport an der Basis nicht gerecht wird. Nur einige Gründe warum ich seit Jahren nicht (mehr) in Deutschland lebe & arbeite.
06.09.2023, 18:24
@Sprunggott:
Wollte auch schon vor über 20 Jahren abhauen, bin aber hier kleben geblieben.
Es kommt noch ein sehr wichtiger Aspekt hinzu. Diejenigen, die einen A-Trainerschein haben, sind nicht immer geeignet, im absoluten Topbereich zu arbeiten. Auch Diplomtrainer mit einem 1er-Examen kennen oft die Zusammenhänge nicht und produzieren Verletzungen. Folglich muss es einen ganz anderen Ansatz in den Fortbildungen dieser Trainer/innen außer der autodidaktischen Fortbildung geben.
Ich habe frühzeitig diese Defizite erkannt und mich auf die Socken gemacht, selbst in einem hohen Ausmaß aktiv - natürlich auch über meinen eigenen Geldbeutel - zu werden. Ich habe letztens zu einem absoluten Fachmann Verbindung aufgenommen, der genauso verrückt im positiven Sinne wie ich ist. Er wird mich aus weiter Entfernung hier besuchen, damit wir uns fachlich austauschen. Ich werde ihn sicherlich auch mal in seinem "Reich" besuchen. Ich gönne mir solche Aktionen, weil es mein Wissen enorm bereichert. Ich nehme mir diese Muße als Freigeist für meine Brain-Plastizität. Ich mag solche unabhängigen Menschen, die sich ohne Druck mit solchen fundamentalen Sachen für einen gesunden Körper befassen. Ich war immer nur meinem eigenem Anspruch verantwortlich. Ich wollte und will immer nach meinem eigenen Kopf Leistungen ohne Vorgaben anderer, die weniger Ahnung haben, erbringen. Man muss bei den TuT im DLV eine Atmosphäre erreichen, deren Ursprung einfach Lust und Spaß an der eigenen, gezielten Fortbildung hinsichtlich Verletzungsprophylaxe im Zentrum hat. Gertrud
07.09.2023, 09:46
(07.09.2023, 09:24)Gertrud schrieb: Es kommt noch ein sehr wichtiger Aspekt hinzu. Diejenigen, die einen A-Trainerschein haben, sind nicht immer geeignet, im absoluten Topbereich zu arbeiten. Auch Diplomtrainer mit einem 1er-Examen kennen oft die Zusammenhänge nicht und produzieren Verletzungen. Folglich muss es einen ganz anderen Ansatz in den Fortbildungen dieser Trainer/innen außer der autodidaktischen Fortbildung geben.Was du korrekterweise für Verletzungsprophylaxe anmerkst würde ich auch für langfristigen Leistungsaufbau geltend machen, wobei es da große Schnittmengen gibt. Es gibt sicher in jeder Lizenzstufe, von keine Lizenz bis Diplom gute und weniger gute Leute, oft deckungsgleich mit wissbegierig und "denken, sie wissen schon alles". Ich glaube es fällt zu kurz dass nur auf die DLV-Trainer zu schieben. Die sind fachlich schon in aller Regel deutlich über dem, was vielerorts auf den Sportplätzen rumrennt. Klar, sollte auch die Erwartung sein, aber hier wird manchmal suggeriert, die hätten alle keine Ahnung und Max Mustersenior ausm Dorf machts besser. Damit sorgt man auch nicht gerade für Fortbildungsbereitschaft. Wir erleben, auch hier im Forum, bisweilen geradezu eine Fortbildungs- und Lizenz-Feindlichkeit wie wir sie in anderen Bereichen der Gesellschaft als Wissenschaftsfeindlichkeit erleben, nach dem Motto "die da oben". Ich würde mir wünschen dass auf allen Ebenen es mehr gewertschätzt wird (von Vereinen, Trainern, Verbänden), wenn sich Leute fortbilden, ob durch Studium, Austausch, Lizenzerwerb, Hospitationen oder Fortbildungen. Es sollte Argument dafür sein, dort zu trainieren, dorthin Verantwortung zu geben etc. und kritisch begleitet werden, wenn Leute dies nicht tun. Dort, wo Lizenzen ungültig werden, weil keine Fortbildungen besucht werden - und das passiert häufig, müsste es eigentlich eine milde Form des Prangers geben
12.09.2023, 10:16
Auf der DLV-Seite waren seit der WM nun schon mehrere Beiträge die sich dem Thema Geld für Leistungssport, Wertschätzung des Sports widmen:
Gegen Haushaltskürzungen: Start der Kampagne "Sport ist Mehrwert" Sporthilfe-Umfrage: Interesse an Spitzensport in Deutschland ungebrochen hoch Spitzensportförderung: Sportpolitiker Herrmann: Pläne für Kürzung in Bundes-Etat "untragbar" Das finde ich ja alles grundsätzlich richtig und auch notwendig, dass der DLV da klar Stellung bezieht. Gleichzeitig frag ich mich, ob es so sinnvoll ist, einseitig nach dieser WM nur nach mehr Geld, mehr Anerkennung, etc. zu schreien ohne jedwede Demut. Wenn man die zum Glück nicht repräsentativen Kommentare im Netz oder auf den Sportplätzen anhört, dann geht vieles ja in die Richtung "die da oben" sollen erstmal "vor der eigenen Tür kehren". Wünschenswert wäre dahingehend auch mal etwas (selbst)kritische Einordnung: Warum war man be POTAS vorne und Basketball hinten und die Ergebnisse, die herauskamen, kamen raus? Hätte man vll wie Basketball lieber mit gekürzten Mitteln sinnvoll umgehen sollen, statt nach BMI-Pfeiffe zu tanzen? Welche Konsequenzen zieht man aus dem Abschneiden? Neulich gab es einen DLV-Jugendkongress zu dem junge Engagierte eingeladen waren (ältere Leute waren auch da, aber nur wenn vom Verband eingeladen oder für diesen tätig). Vielleicht wäre es mal Zeit für einen Zukunftskongress mit Landesverbänden, Spitzenvereinen, DLV und sonstigen Akteuren wo man sich mal egenseitig die Meinung geigt aber vor allem auch gegenseitig zuhört? |
Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: |
22 Gast/Gäste |