08.08.2021, 08:24
Was sagen uns die Olympischen Spiele von Tokio 2020 über den Zustand der deutschen Leichtathletik? Ich biete mal verschiedene Auswertungen an.
1. Summe der DLV-Einzelbilanzen
Der Vergleich der Endergebnisse mit den Road-to-Tokyo-Platzierungen (siehe hier) sagt meines Erachtens vorrangig etwas über den Saisonaufbau von Sportler und Heimtrainer sowie die Fahigkeit aus, im wichtigsten Wettkampf unter großem Druck und härtestmöglicher Konkurrenz abzuliefern. Da all das im DLV-System stattfindet, hat der durch Förderung, Bundestrainer, Trainingslager, Unterstützung vor Ort etc. aber durchaus einen gewissen Anteil:
- 37 Ergebnisse über den Erwartungen
- 22 Ergebnisse im Rahmen der Erwartungen
- 14 Ergebnisse unter den Erwartungen
Ich hätte hier eine Gaußsche Normalverteilung erwartet, also ähnlich viele bessere wie schlechtere Ergebnisse. Es kann unmöglich passieren, dass niemand enttäuscht. Mein Fazit daraus ist, dass die Mehrzahl gut vorbereitet war und abgeliefert hat. Die Summe der Einzelleistungen war also absolut zufriedenstellend.
2. Altersschnitt
Hier habe ich einfach mal den Mittelwert aus dem aktuellen Alter aller Athleten in Jahren gezogen (eine geringe Ungenauigkeit ist also durch die Rundung enthalten, die Staffeln habe ich nicht berücksichtigt):
- 26,3 Jahre (Mittelwert Rio 2016 aller Athleten unter den Top 25)
- 26,7 Jahre (Mittelwert Tokio 2020 aller Athleten unter den Top 25)
- 26,8 Jahre (Mittelwert Rio 2016 aller Athleten unter den Top 8)
- 27,3 Jahre (Mittelwert Tokio 2020 aller Athleten unter den Top 8)
Das Problem war also keineswegs eine Überalterung des Teams. Da die Spiele sogar ein Jahr verschoben wurden, ist das Gegenteil der Fall, es sind also im Vergleich genug neue Leute nachgekommen.
3. Aussichten hinsichtlich des Alters
Auch ein genauerer Blick auf die Ergebnisse lässt keine Probleme hinsichtlich Paris 2024 erwarten. Nur wenige Sportler aus den Top 25 waren zum Wettkampftermin bereits über 30 Jahre alt, und diese hatten auch keinen wesentlichen Einfluss auf die Ergebnisse. Es wird hier also nicht viel wegbrechen.
- Daniel Jasinski (Diskus): 31 Jahre
- David Wrobel (Diskus): 30 Jahre
- Christina Schwanitz (Kugelstoß): 35 Jahre
- Christopher Linke (20 km Gehen): 32 Jahre
- Kai Kazmirek (Zehnkampf): 30 Jahre
- Marie-Laurence Jungfleisch (Hochsprung): 30 Jahre
4. Punktewertung der Einzelplatzierungen im Vergleich zwischen Rio und Tokio
Die sicherlich aussagekräftigste Bilanz der deutschen Leichtathletik. Ich habe 12 Punkte für Platz 1 vergeben, 10 für Platz 2, 8 für Platz 3 usw. bis 3 für Platz 8, 2 für Plätze 9 bis 15 und einen für Plätze 16 bis 25. So ist meines Erachtens eine ausgewogene Bewertung sichergestellt, die Top-Leistungen ausreichend anerkennt, aber auch die Breite berücksichtigt. Die Mixed-Staffel als neuer Wettbewerb findet keine Berücksichtigung.
- 166 Punkte (aus allen Top-25-Platzierungen in Rio 2016)
- 136 Punkte (aus allen Top-25-Platzierungen in Tokio 2020)
Es zeigt sich eine gravierende Verschlechterung der Bilanz, wobei schon die in Rio schlecht war. Allerdings muss man das ein bisschen relativieren, weil eben gerade die Athleten nicht abgeliefert haben oder verletzt waren, bei denen große Punkte zu erwarten waren. Wenn man mal alleine Johannes Vetter auf Platz 1, Christin Hussong auf Platz 2, Niklas Kaul auf Platz 3 und Thomas Röhler sowie Christina Schwanitz in den Endkampf setzt, wäre das Rio-Ergebnis erreicht worden. Gab es solche Ausfälle auch in Rio?
Interessant auch mal die Punktewertung allein der Platzierungen unter den ersten 8:
- 111 Punkte (aus allen Top-8-Platzierungen in Rio 2016)
- 80 Punkte (aus allen Top-8-Platzierungen in Tokio 2020)
Und die Anzahl der Platzierungen unter den Top 8:
- 17 Top-8-Platzierungen in Rio 2016
- 13 Top-8-Platzierungen in Tokio 2020
5. Medaillenbilanz
Nicht die aussagekräftigste, aber die wichtigste Bilanz:
- 2 x Gold, 1 x Bronze (Rio 2016)
- 1 X Gold, 2 x Silber (Tokio 2020)
Eine davon im 50 km Gehen, also einem Wettbewerb, der gestrichen wird. Auch hier schlagen aber das Speerwerfen und der Ausfall von Niklas Kaul voll durch. Hätte man die Rio-Ausbeute verdoppelt, würde die Diskussion ganz anders laufen.
1. Summe der DLV-Einzelbilanzen
Der Vergleich der Endergebnisse mit den Road-to-Tokyo-Platzierungen (siehe hier) sagt meines Erachtens vorrangig etwas über den Saisonaufbau von Sportler und Heimtrainer sowie die Fahigkeit aus, im wichtigsten Wettkampf unter großem Druck und härtestmöglicher Konkurrenz abzuliefern. Da all das im DLV-System stattfindet, hat der durch Förderung, Bundestrainer, Trainingslager, Unterstützung vor Ort etc. aber durchaus einen gewissen Anteil:
- 37 Ergebnisse über den Erwartungen
- 22 Ergebnisse im Rahmen der Erwartungen
- 14 Ergebnisse unter den Erwartungen
Ich hätte hier eine Gaußsche Normalverteilung erwartet, also ähnlich viele bessere wie schlechtere Ergebnisse. Es kann unmöglich passieren, dass niemand enttäuscht. Mein Fazit daraus ist, dass die Mehrzahl gut vorbereitet war und abgeliefert hat. Die Summe der Einzelleistungen war also absolut zufriedenstellend.
2. Altersschnitt
Hier habe ich einfach mal den Mittelwert aus dem aktuellen Alter aller Athleten in Jahren gezogen (eine geringe Ungenauigkeit ist also durch die Rundung enthalten, die Staffeln habe ich nicht berücksichtigt):
- 26,3 Jahre (Mittelwert Rio 2016 aller Athleten unter den Top 25)
- 26,7 Jahre (Mittelwert Tokio 2020 aller Athleten unter den Top 25)
- 26,8 Jahre (Mittelwert Rio 2016 aller Athleten unter den Top 8)
- 27,3 Jahre (Mittelwert Tokio 2020 aller Athleten unter den Top 8)
Das Problem war also keineswegs eine Überalterung des Teams. Da die Spiele sogar ein Jahr verschoben wurden, ist das Gegenteil der Fall, es sind also im Vergleich genug neue Leute nachgekommen.
3. Aussichten hinsichtlich des Alters
Auch ein genauerer Blick auf die Ergebnisse lässt keine Probleme hinsichtlich Paris 2024 erwarten. Nur wenige Sportler aus den Top 25 waren zum Wettkampftermin bereits über 30 Jahre alt, und diese hatten auch keinen wesentlichen Einfluss auf die Ergebnisse. Es wird hier also nicht viel wegbrechen.
- Daniel Jasinski (Diskus): 31 Jahre
- David Wrobel (Diskus): 30 Jahre
- Christina Schwanitz (Kugelstoß): 35 Jahre
- Christopher Linke (20 km Gehen): 32 Jahre
- Kai Kazmirek (Zehnkampf): 30 Jahre
- Marie-Laurence Jungfleisch (Hochsprung): 30 Jahre
4. Punktewertung der Einzelplatzierungen im Vergleich zwischen Rio und Tokio
Die sicherlich aussagekräftigste Bilanz der deutschen Leichtathletik. Ich habe 12 Punkte für Platz 1 vergeben, 10 für Platz 2, 8 für Platz 3 usw. bis 3 für Platz 8, 2 für Plätze 9 bis 15 und einen für Plätze 16 bis 25. So ist meines Erachtens eine ausgewogene Bewertung sichergestellt, die Top-Leistungen ausreichend anerkennt, aber auch die Breite berücksichtigt. Die Mixed-Staffel als neuer Wettbewerb findet keine Berücksichtigung.
- 166 Punkte (aus allen Top-25-Platzierungen in Rio 2016)
- 136 Punkte (aus allen Top-25-Platzierungen in Tokio 2020)
Es zeigt sich eine gravierende Verschlechterung der Bilanz, wobei schon die in Rio schlecht war. Allerdings muss man das ein bisschen relativieren, weil eben gerade die Athleten nicht abgeliefert haben oder verletzt waren, bei denen große Punkte zu erwarten waren. Wenn man mal alleine Johannes Vetter auf Platz 1, Christin Hussong auf Platz 2, Niklas Kaul auf Platz 3 und Thomas Röhler sowie Christina Schwanitz in den Endkampf setzt, wäre das Rio-Ergebnis erreicht worden. Gab es solche Ausfälle auch in Rio?
Interessant auch mal die Punktewertung allein der Platzierungen unter den ersten 8:
- 111 Punkte (aus allen Top-8-Platzierungen in Rio 2016)
- 80 Punkte (aus allen Top-8-Platzierungen in Tokio 2020)
Und die Anzahl der Platzierungen unter den Top 8:
- 17 Top-8-Platzierungen in Rio 2016
- 13 Top-8-Platzierungen in Tokio 2020
5. Medaillenbilanz
Nicht die aussagekräftigste, aber die wichtigste Bilanz:
- 2 x Gold, 1 x Bronze (Rio 2016)
- 1 X Gold, 2 x Silber (Tokio 2020)
Eine davon im 50 km Gehen, also einem Wettbewerb, der gestrichen wird. Auch hier schlagen aber das Speerwerfen und der Ausfall von Niklas Kaul voll durch. Hätte man die Rio-Ausbeute verdoppelt, würde die Diskussion ganz anders laufen.