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Normale Version: Missbrauch von TUE im Leistungssport
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Es ist dem normalen Zuschauer und nicht vermittelbar, 
warum manche Athleten Dopingmittel nehmen dürfen und andere nicht. 

Daher bin ich dafür, diese Schluplöcher zu verbieten. 
Entwede ganz oder gar nicht. 

Es scheint mir mehr Athleten mit Ausnahmegenehigung zu geben, als Athleten ohne....
Ganz verbieten wird nicht gehen, denn was macht man, wenn der Athlet in einem Notfall (unter Umständen auch lebensbedrohlich) tatsächlich genau ein auf der Liste stehendes Mittel braucht?

Ein wesentlich strengere Vorgehensweise bei der Genehmigung von TUE scheint mir aber auch angebracht.

Wer eine so starke Bronchitis hat, dass er mit krampfartigen Hustenanfällen das Training abbrechen muss (das ist die Begründung für die Prednisolon-TUE von S. Williams in 2015), bekommt keine TUE, sondern eine Krankschreibung!
Insbesondere, wenn nach Einschätzung einer Expertin (https://twitter.com/KathyJanette/status/...8434806784) die Dosierung des Medikaments unerklärlich hoch ist und damit doch wieder der Verdacht eines eher leistungssteigernden als krankheitsbekämpfenden Einsatzes aufkommt.
Die alte Medizinerweisheit "Keine Wirkung ohne Nebenwirkung" gilt eigentlich für das gesamte Spektrum (außer vielleicht für das von Atanvarno empfohlene Arnika D6, hier halte ich die Wirkung eher für psychologisch Wink ). In Deutschland kommt noch hinzu, dass die Medikamente mit gleichem Wirkstoff in den unterschiedlichsten Dosierungen unter vielfältigen Markennamen (z.B. Schmerzmittel), mal verschreibungspflichtig mal rezeptfrei (auch Schmerzmitel, oder Omeprazol, oder Nasensprays) erhältlich sind - ein Athlet dürfte eigentlich ohne Anwalt keine Apotheke betreten Wink. Erschwerend kommt naoch hinzu, dass Medikamente häufig in Kombinationen vorliegen, die in einem vergleichbaren Medikament so nicht vorkommen.

Beispiel: Harting hat Triacinolon angegeben, ein Corticoidsteroid welches wegen einer langanhaltenden Wirkung einigen Medikamenten zugesetzt wird, anderen der gleichen Gruppe aber nicht. Hier kommt es auf die Dauer und Höhe der Verabreichung an - der Nachweis ist empfindlich, die Substanz hat aber eine leistungssteigernde Wirkung nicht bei jeder Dosierung - ungeklärt… (im Prinzip also meiden, aber was, wenn der Apotheker das verschriebene Medikament nicht aber den Wirkstoff ersetzt / ersetzen muss… - gestatten / fordern die Krankenkasse sogar zur Kostenreduzierung) Wer von den Usern hier liest den ganzen Beipackzettel und erkennt sofort nicht zugelassene Substanzen? Schon gar nicht in der Apotheke. Keine Ausrede - aber eine exemplarische Darstellung dieses Problems.

Einzelentscheidungen sind unpraktisch, aufwändig, mit hohem Verwaltungsaufwand, nicht selten juristisch  anfechtbar, und doch letztlich unumgänglich! Ich enthalte mich einer dedizierten Meinung solange ich nicht alle Umtände kenne - das geht gar nicht anders. ABER ich kann den "Enthüllungen" der fancy bears (ob politisch motiviert oder nicht) aber auch einen positiven Aspekt abgewinnen: Er holt die teilweise sehr fragwürdige Praxis im Spitzensport in den Fokus, ein Aspekt der nur zu gern von allen Beteiligten (Sportler, Trainer, Mediziner, Offizielle, Veranstalter, Sponsoren, Marketingesxperten, Verbänden…) gern ausgeblendet oder verschwiegen wird! Schadet ja auch der Vermarktung eines Sportes, unter Umständen kommt das Zahlvieh (der Zuschauer) noch auf die Idee, dass es eine solche Schieflage nicht finanzieren möchte…

Einige Spitzensportler nehmen so viele Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel (Grauzone…) zu sich, dass sie den Überblick verloren haben und nicht einmal alles frei aufzählen könnten! Dazu kommen noch akute Behandlungen durch Ärzte mit Verabreichungen, Verordnungen, die ein Nichtmediziner nicht immer nachvollziehen oder kontrollieren kann. Eine Medikation kann in einem Fall notwendig, teilweise lebenswichtig sein, in einem anderen Fall kann man sie nur als völlig überzogen oder vorsätzlich einem anderen Zweck kaschierend bezeichnen. (Fuentes hatte auch schöne Ausreden…) Never ending story - aber nicht erbaulich!
@atanvarno:
Sehr bezeichnend auch der Zynismus in dem verlinkten tweet…
@lor-olli
Arnika hatte TranceNation 2k14 empfohlen (aber mein alter Trainer hatte das auch immer in der Sportapotheke - Spolera flüssig, so lang man dran glaubte, half das gegen alles Wink )

@Tweet
Dr. Hetherington hat in ihrer Timeline noch einige andere zynische Kommentare u.a. zu Bradley Wiggins Medikamentierung mit Triamcinolon
(16.09.2016, 12:34)Atanvarno schrieb: [ -> ]@lor-olli
Arnika hatte TranceNation 2k14 empfohlen (aber mein alter Trainer hatte das auch immer in der Sportapotheke - Spolera flüssig Wink , so lang man dran glaubte, half das gegen alles Wink

Sagen wir mal "ins Spiel gebracht" statt "empfohlen" Wink

(16.09.2016, 07:59)gera schrieb: [ -> ]Außerdem, vielleicht dienen manch eingenommene Medikamente auch der Vertuschung von anderen Dop.medikamenten !

Nur ist "vielleicht" leider keine gute Diskussionsgrundlage. Vertuschung ist meiner Einschätzung auf zweierlei Art mäglich:

- Medikament A ist schwächer in der Lesitungssteigernden Wirkung, gibt aber im Test ein so starkes Signal (vereinfacht dargestellt), dass das leistungsförderlichere, möglicherweise gar verbotene Medikament B nicht mehr nachgewiesen werden kann. Alternativ kaschiert es Abbauprodukte von B oder es gibt Synergismen etc. Dies scheinst du zu meinen, aber dafür eignet sich DXM meines Wissens und meiner Einschätzung nach nicht
- Medikament A beschleunigt die Elimination von B, sodass Metaboliten (Abbauprodukte) nicht mehr nachgewiesen werden können, die Wirkung von B aber davon unbeeinträchtigt bleibt. Dies gilt für bspw. Diuretika wie Furosemid/Lasix, die entsprechend selbst als Doping zählen und eine medizinische Anwendung im Leistungssprot als besonders kritisch zu beurteilen gilt.

So komplex ist die Geschichte, um durch TUE Doping zu kaschieren, also gar nicht.
Ich teile weitestgehend die Meinung, dass die Verwendung von TUE's stärker eingeschränkt werden sollte.
Ein Aspekt der mir aber bisher in der Diskussion hier zu kurz kam - Ich halte Hochleistungssportler für wesentlich krankheitsanfälliger als den "durchschnittlichen deutschen Büroarbeiter". Nicht nur, dass Verletzungen sehr viel wahrscheinlicher sind, die Infektionsanfälligkeit ist auch bedeutend höher, wenn der Körper Tag für Tag ans Limit gebracht wird.
(16.09.2016, 15:08)runny schrieb: [ -> ]Ein Aspekt der mir aber bisher in der Diskussion hier zu kurz kam - Ich halte Hochleistungssportler für wesentlich krankheitsanfälliger als den "durchschnittlichen deutschen Büroarbeiter". Nicht nur, dass Verletzungen sehr viel wahrscheinlicher sind, die Infektionsanfälligkeit ist auch bedeutend höher, wenn der Körper Tag für Tag ans Limit gebracht wird.

Ich würde dies allerdings als Berufsrisiko bezeichnen.
(16.09.2016, 09:49)Atanvarno schrieb: [ -> ]Ganz verbieten wird nicht gehen, denn was macht man, wenn der Athlet in einem Notfall (unter Umständen auch lebensbedrohlich) tatsächlich genau ein auf der Liste stehendes Mittel braucht?
Ist das nicht eher ein leicht zu lösender Fall?
Wenn er das auf der Liste stehende Medikament wirklich braucht, muss er es bekommen.
Kann dann aber eine weile nicht im Wettkampf starten.
Je weniger Ausnahmen, desto gerechter.
(16.09.2016, 15:36)gera schrieb: [ -> ]
(16.09.2016, 09:49)Atanvarno schrieb: [ -> ]Ganz verbieten wird nicht gehen, denn was macht man, wenn der Athlet in einem Notfall (unter Umständen auch lebensbedrohlich) tatsächlich genau ein auf der Liste stehendes Mittel braucht?

Ist das nicht eher ein leicht zu lösender Fall?
Wenn er das auf der Liste stehende Medikament wirklich braucht, muss er es bekommen.
Kann dann aber eine weile nicht im Wettkampf starten.
Je weniger Ausnahmen, desto gerechter.

Ich kann mich gut an den Fall erinnern, als Sabine einen Mirgräneanfall mitten im Götzis-Mehrkampf bekam und sie total neben sich stand. Das ist wirklich fürchterlich. Eine andere Bekannte hat dann ein Medikament dagegen aus der Apotheke geholt. Ich habe ihr noch eingeschärft, ja die Dopingbestimmungen zu beachten. Mir war ganz mulmig zumute. Man kannte sich aber wohl aus.

Gibt es eigentlich eine Alternativliste für spezielle Fälle? 

Gertrud
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