25.02.2023, 14:38
'Vermeiden ist unsexy.
''Eine clevere Person löst ein Problem, eine weise Person vermeidet es''(Einstein)
Man stelle sich 2 Filmplots A und B vor:
Im Film A läuft ein Schiff auf einen Eisberg, das Schiff sinkt.
Auf vorbildliche, selbstlose, ja herzzerreissende Weise rettet der Kapitän sämtliche Passagiere.
Er ist der Letzte, der das Schiff verlässt - kurz bevor das Schiff sinkt.
Im Film B steuert der Kapitän das Schiff in einem beträchtlichen Abstand am Eisberg vorbei.
In welchen Film würde man gehen?
A, logisch
Aber welche Situation würde man als realer Passagier vorziehen?
Ebenso klar, B.
Nehmen wir an, das Beispiel sei real. Was geschieht als nächstes?
Kapitän A wird in eine Talkshow eingeladen, bekommt einen goldenen Buchvertrag,
hängt seinen Kapitänsjob an den Nagel und tritt fortan für teures Geld als Motivational Speaker
bei Kadertreffen und Kundenveranstaltungen bei grossen Firmen auf.
Seine Heimatstadt benennt eine Strasse nach ihm, seine Kinder sind stolz wie Bolle auf ihn, usw...
Kapitän B hingegen fährt noch viele Jahre bis zur Rente in weiten Abständen an Gefahren vorbei
und folgt dabei Charlie Mungers Maxime: wenn sich vor mir ein gefährlicher Strudel auftut,
umrunde ich ihn nicht mit einem Abstand von 6 Metern, sondern von 200 Metern.
Obwohl B der nachweislich bessere Kapitän ist, wird A bejubelt.
Grund:
Durch Prävention erzielte Erfolge - das heisst: vermiedene Misserfolge - sind für die Aussenwelt unsichtbar!
Die Wirtschaftsmedien feiern nichts lieber als Turnaround-Manager.
Das ist gut und recht so.
Doch noch intensiver sollten sie Manager feiern, die verhindern, dass ein Unternehmen überhaupt zum Turnaround-Fall wird.
Doch weil präventive Erfolge von aussen nicht sichtbar sind,
entziehen sich diese Leistungen dem medialen Radar.
Im Grunde wissen es nur der einzelne Manager und sein Managementteam, wie weise er gehandelt hat.
Und das auch nur bis zu einem gewissen Grad.
So überschätzen wir systematisch die Rolle von erfolgreichen Generälen, PolitikerInnen,
Notfallchirurgen, TherapeutInnen.
Und wir unterschätzen die Rolle von Menschen, die mithelfen, dass die Gesellschaft,
bzw. der Einzelnevon Schäden verschont bleibt.
Das sind die wahren Weisen, die echten Helden: Kompetente Hausärzte, gute LehrerInnen,
vernünftige Gesetzgeber, gewiefte Diplomaten.'
(Rolf Dobelli)
''Eine clevere Person löst ein Problem, eine weise Person vermeidet es''(Einstein)
Man stelle sich 2 Filmplots A und B vor:
Im Film A läuft ein Schiff auf einen Eisberg, das Schiff sinkt.
Auf vorbildliche, selbstlose, ja herzzerreissende Weise rettet der Kapitän sämtliche Passagiere.
Er ist der Letzte, der das Schiff verlässt - kurz bevor das Schiff sinkt.
Im Film B steuert der Kapitän das Schiff in einem beträchtlichen Abstand am Eisberg vorbei.
In welchen Film würde man gehen?
A, logisch
Aber welche Situation würde man als realer Passagier vorziehen?
Ebenso klar, B.
Nehmen wir an, das Beispiel sei real. Was geschieht als nächstes?
Kapitän A wird in eine Talkshow eingeladen, bekommt einen goldenen Buchvertrag,
hängt seinen Kapitänsjob an den Nagel und tritt fortan für teures Geld als Motivational Speaker
bei Kadertreffen und Kundenveranstaltungen bei grossen Firmen auf.
Seine Heimatstadt benennt eine Strasse nach ihm, seine Kinder sind stolz wie Bolle auf ihn, usw...
Kapitän B hingegen fährt noch viele Jahre bis zur Rente in weiten Abständen an Gefahren vorbei
und folgt dabei Charlie Mungers Maxime: wenn sich vor mir ein gefährlicher Strudel auftut,
umrunde ich ihn nicht mit einem Abstand von 6 Metern, sondern von 200 Metern.
Obwohl B der nachweislich bessere Kapitän ist, wird A bejubelt.
Grund:
Durch Prävention erzielte Erfolge - das heisst: vermiedene Misserfolge - sind für die Aussenwelt unsichtbar!
Die Wirtschaftsmedien feiern nichts lieber als Turnaround-Manager.
Das ist gut und recht so.
Doch noch intensiver sollten sie Manager feiern, die verhindern, dass ein Unternehmen überhaupt zum Turnaround-Fall wird.
Doch weil präventive Erfolge von aussen nicht sichtbar sind,
entziehen sich diese Leistungen dem medialen Radar.
Im Grunde wissen es nur der einzelne Manager und sein Managementteam, wie weise er gehandelt hat.
Und das auch nur bis zu einem gewissen Grad.
So überschätzen wir systematisch die Rolle von erfolgreichen Generälen, PolitikerInnen,
Notfallchirurgen, TherapeutInnen.
Und wir unterschätzen die Rolle von Menschen, die mithelfen, dass die Gesellschaft,
bzw. der Einzelnevon Schäden verschont bleibt.
Das sind die wahren Weisen, die echten Helden: Kompetente Hausärzte, gute LehrerInnen,
vernünftige Gesetzgeber, gewiefte Diplomaten.'
(Rolf Dobelli)