HOCHSPRUNGGESCHICHTE AUS TECHNISCHER SICHT
Zwischen 1953 und 1963 wurde der WR um 16cm verbessert (von 2m12 auf 2m28), obwohl es eine
Disziplin für ganz wenige "Verrückte" war, die von Aschenbahnen absprangen und auf flachen Sandhügeln
landeten (1963 - 73 = 2cm, 1973 - 83 = 8cm, 1983 - 93 = 7cm). 15 Jahre nach dem Olympiasieg von
Dick Fosbury (Mexico City, 1968) stand der Weltrekord bei 2m38, er wurde also grade mal um 10cm
verbessert, obwohl es erst nach 1968 überall Tartanbahnen und Schaumstoff-Landekissen gab - beides
Faktoren für drastisch verbesserte Leistungsbedingungen und dafür, dass Hochsprung zum Volkssport
wurde, also kaum noch Talente unentdeckt blieben.
Es gab hier eine Durststrecke von 8 Jahren (zwischen 1963 und 1971: Pat Matzdorf 2m29, auch noch
im Straddle), bis 1973 Dwighte Stones der erste WR im Flop gelang (2m30). Seine 2m32 (1976) wurden
dann aber gleich wieder von einem Straddler übertroffen (1977: Yashenko 2m33 und in der Halle 1978:
2m35), obwohl dieser auf der ganzen Welt fast der Einzige war, der noch den Straddle ernsthaft
praktizierte (Ausnahmen: Rosi Ackermann, Rolf Beilschmidt). Erst dann setzte der Siegeszug des Flop
ein und bescherte der Fachwelt weitere Steigerungen (1980: Gerd Wessig mit 2m36 bis 1993: J. Soto-
mayor 2m45, also 9cm in 13 Jahren).
Man muss also feststellen, dass der Flop die Entwicklung des Hochsprung-WRs keineswegs signifikant
beschleunigt hat. Ganz im Gegenteil! Und das trotz der entscheidenden Verbesserungen bei den Wett-
kampfbedingungen, die sich ja doch ganz an den Erfordernissen der Floptechnik orientierten (Kurven-
Anlauf-Absprung und Landung auf dem Rücken). Ja es ist so weit gekommen, dass die Anlaufsektoren
heute seitlich dermaßen begrenzt sind, dass sie für Straddlespringer gar keinen Platz mehr bieten,
was zur Folge hat, dass aber auch niemand auf der Welt mehr darauf käme, es mit einem gradlinigen,
schräg angelegten Anlauf zu versuchen, geschweige denn mit einem lattennahen Absprungfuß und
einer Bäuchlings-Überquerung.
Die Geschichte des Weltrekordes gibt es also nicht her zu beweisen, dass der Fosbury-Flop dem
Straddle technisch oder biomechanisch oder sonstwie überlegen wäre. Wieder: im Gegenteil! Wenn
die Geschichte etwas beweisen könnte, dann die Überlegenheit des Straddle. Wobei keinerlei Beweis
wirklich naheliegt. Nahe liegt nur die Erklärung nach dem Prinzip der self-fulfilling prophecy: Alle sich
dafür haltenden Experten haben den Untergang des Straddle prophezeit - und betrieben, so dass es
gar nicht anders kommen konnte.
Betrachten wir nun einmal die WR bei den Senioren, so fällt auf, dass die alten Herren offenbar mehr
Spaß am Straddle haben, als ihre floppenden Altersgenossen am Flop. Denn obwohl seit 1968 tausende
von Springern dem Flop frönen, und sich dabei bis heute 5 (fünf) Generationen redlich bemühen,
schnell anzulaufen, sich in die Kurve zu legen, über der Latte den Kopf in den Nacken zu werfen und
das Becken zu heben, steht der WR für +50jährige seit 1997 (seit bald 25 Jahren) unangefochten bei
glatten 2m - mit langsamem, geradem Anlauf und gehockter Schrägrolle vorwärts (2. Rang: 1m95).
Nun sind aber die letzten Straddle-Jünger bald ausgestorben oder endverletzt, und das Feld wäre frei
für die neunen Revolutions-Garden, so dass die neuen WR nun sicher bald alle von Floppern aufgestellt
werden. Wenn da nicht das Gesetz der Resignation, Stagnation und Dakadenz wäre, oder eben der
klimabedingte Untergang des Abendlandes. Und das gehört ja offenbar auch beides noch zusammen.
Am Tage meines bald nahenden Todes werde ich sicher nochmal im Internet schauen, ob mein Rekord
mich überlebt hat. Und wie zu unendlich vielen Themen, in denen sich die menschliche Dummheit und
Unbelehrbarkeit hervortut, werde ich mein zynischstes Schmunzeln aufsetzen. Und allen "Hals- und
Lattenbruch!" zuraunen.
Zwischen 1953 und 1963 wurde der WR um 16cm verbessert (von 2m12 auf 2m28), obwohl es eine
Disziplin für ganz wenige "Verrückte" war, die von Aschenbahnen absprangen und auf flachen Sandhügeln
landeten (1963 - 73 = 2cm, 1973 - 83 = 8cm, 1983 - 93 = 7cm). 15 Jahre nach dem Olympiasieg von
Dick Fosbury (Mexico City, 1968) stand der Weltrekord bei 2m38, er wurde also grade mal um 10cm
verbessert, obwohl es erst nach 1968 überall Tartanbahnen und Schaumstoff-Landekissen gab - beides
Faktoren für drastisch verbesserte Leistungsbedingungen und dafür, dass Hochsprung zum Volkssport
wurde, also kaum noch Talente unentdeckt blieben.
Es gab hier eine Durststrecke von 8 Jahren (zwischen 1963 und 1971: Pat Matzdorf 2m29, auch noch
im Straddle), bis 1973 Dwighte Stones der erste WR im Flop gelang (2m30). Seine 2m32 (1976) wurden
dann aber gleich wieder von einem Straddler übertroffen (1977: Yashenko 2m33 und in der Halle 1978:
2m35), obwohl dieser auf der ganzen Welt fast der Einzige war, der noch den Straddle ernsthaft
praktizierte (Ausnahmen: Rosi Ackermann, Rolf Beilschmidt). Erst dann setzte der Siegeszug des Flop
ein und bescherte der Fachwelt weitere Steigerungen (1980: Gerd Wessig mit 2m36 bis 1993: J. Soto-
mayor 2m45, also 9cm in 13 Jahren).
Man muss also feststellen, dass der Flop die Entwicklung des Hochsprung-WRs keineswegs signifikant
beschleunigt hat. Ganz im Gegenteil! Und das trotz der entscheidenden Verbesserungen bei den Wett-
kampfbedingungen, die sich ja doch ganz an den Erfordernissen der Floptechnik orientierten (Kurven-
Anlauf-Absprung und Landung auf dem Rücken). Ja es ist so weit gekommen, dass die Anlaufsektoren
heute seitlich dermaßen begrenzt sind, dass sie für Straddlespringer gar keinen Platz mehr bieten,
was zur Folge hat, dass aber auch niemand auf der Welt mehr darauf käme, es mit einem gradlinigen,
schräg angelegten Anlauf zu versuchen, geschweige denn mit einem lattennahen Absprungfuß und
einer Bäuchlings-Überquerung.
Die Geschichte des Weltrekordes gibt es also nicht her zu beweisen, dass der Fosbury-Flop dem
Straddle technisch oder biomechanisch oder sonstwie überlegen wäre. Wieder: im Gegenteil! Wenn
die Geschichte etwas beweisen könnte, dann die Überlegenheit des Straddle. Wobei keinerlei Beweis
wirklich naheliegt. Nahe liegt nur die Erklärung nach dem Prinzip der self-fulfilling prophecy: Alle sich
dafür haltenden Experten haben den Untergang des Straddle prophezeit - und betrieben, so dass es
gar nicht anders kommen konnte.
Betrachten wir nun einmal die WR bei den Senioren, so fällt auf, dass die alten Herren offenbar mehr
Spaß am Straddle haben, als ihre floppenden Altersgenossen am Flop. Denn obwohl seit 1968 tausende
von Springern dem Flop frönen, und sich dabei bis heute 5 (fünf) Generationen redlich bemühen,
schnell anzulaufen, sich in die Kurve zu legen, über der Latte den Kopf in den Nacken zu werfen und
das Becken zu heben, steht der WR für +50jährige seit 1997 (seit bald 25 Jahren) unangefochten bei
glatten 2m - mit langsamem, geradem Anlauf und gehockter Schrägrolle vorwärts (2. Rang: 1m95).
Nun sind aber die letzten Straddle-Jünger bald ausgestorben oder endverletzt, und das Feld wäre frei
für die neunen Revolutions-Garden, so dass die neuen WR nun sicher bald alle von Floppern aufgestellt
werden. Wenn da nicht das Gesetz der Resignation, Stagnation und Dakadenz wäre, oder eben der
klimabedingte Untergang des Abendlandes. Und das gehört ja offenbar auch beides noch zusammen.
Am Tage meines bald nahenden Todes werde ich sicher nochmal im Internet schauen, ob mein Rekord
mich überlebt hat. Und wie zu unendlich vielen Themen, in denen sich die menschliche Dummheit und
Unbelehrbarkeit hervortut, werde ich mein zynischstes Schmunzeln aufsetzen. Und allen "Hals- und
Lattenbruch!" zuraunen.
Dem nach höherem Strebenden ist nichts zu hoch sondern alles zu nieder. (vonmia)