03.11.2023, 18:13
(03.11.2023, 17:28)kcebne schrieb:Lieber kcebne,(03.11.2023, 16:16)Gatsby schrieb:Lieber Gatsby, ich wollte auf diesem Niveau eigentlich gar nicht antworten, als gelernter Sozialwissenschaftler kann ich es mir allerdings wirklich nicht verkneifen, auch wenn wir hier "offtopic" werden. In Zeiten, in denen allerdings "gefühlte" Fakten für einige Menschen scheinbar den gleichen Stellenwert wie Fakten bekommen und insbesondere Parteien wie die AFD immer sehr leichte Antworten auf leider sehr komplizierte Zusammenhänge versprechen, nur so viel:(03.11.2023, 16:04)kcebne schrieb:Das ist keineswegs Blödsinn, sondern kann ganz einfach durch einen Blick in die Aufteilung der Ausgaben des Bundeshaushaltes verifiziert werden. Ich stelle nur fest, in welche Bereiche der Staat investiert und in welche nicht.(03.11.2023, 15:59)Gatsby schrieb: Aktuell ist der Schwerpunkt der deutschen Politiker ja eher die Verteilung von Steuergeldern in Form von Sozialtransfers an einen immer größer werdenden Personenkreis.Selten in irgendeinem Forum solch einen blödsinnigen Beitrag gelesen...Mehr muss und sollte man dazu wohl nicht sagen! Dann jedoch noch vorzuschlagen, asugerechnet für "Katar, die Türkei oder Aserbaidschan" zu starten, schlägt echt dem Faß den Boden aus.....
Zugegeben, Katar etc. sind sicher unter demokratietheoretischen Aspekten durchaus herausfordernd, aber diese Länder fielen mir spontan beim Thema Sportförderung ein. Saudi-Arabien wäre auch ein potentieller Kandidat. Ob man als Athlet dahin geht, ist ein andere Frage. Viele Fußballer, nicht nur die älteren, wechseln aktuell nach Saudi Arabien, was auch eine kommende Fußball-WM ausrichten wird. Das ist die Realität im Profisport, die ich - vielleicht zu pointiert - anspreche ...
Aus der "Aufteilung der Ausgaben des Bundeshaushalts" geht das von Ihnen gesagte mitnichten hervor. Zwar sind die Sozialausgaben (übrigens etwas ganz anderes als die "Sozialtransfers") 2023 im Zuge der allgemeinen Kostensteigerungen ebenfalls gestiegen, eine "Investition" ist das aber ganz sicher nicht. 2024 sieht es gar etwas anders aus, lesen sie es sich doch hier: Infografik: Wo wird im Bundeshaushalt 2024 gespart? | Statista zusammen. Und: selbst an den "Brutto-Ausgaben pro Einwohner für Sozialhilfe", wenn sie das meinen, kann nicht eine Ausweitung des Personenkreises, der bezugsberechtigt ist abgelesen werden. Ich persönlich glaube ja, sie wollen etwas ganz anderes unterstellen, aber wollen es dann doch nicht klar sagen...
So oder so, hier liegt wohl nicht die Ursache für ein - wie auch immer - im Argen liegendes Fördersystem in Deutschland.
Problematischer ist da etwas anderes meiner Meinung nach. Wenn ein junger Stabhochspringer nur deshalb nicht mehr im PK sondern wieder im NK1 ist, weil er im laufenden Jahr 5cm niedriger gesprungen ist, als es die Norm vorgibt und er deshalb aus Sportförderung etc. rausfliegt, dann hat das massiv Auswirkungen auf das professionelle Level, unter dem er weiterhin trainieren kann. Dann spielt plötzlich keine Rolle, ob er bei der Junioren WM in Cali war oder einer der deutschen Topnachwuchspringer ist. Das geht in Deutschland halt nicht, dass man ein Jahr lang 5cm unter dem Richtwert bleibt, den man halt haben muss.... das halten wir nicht ein, zwei Jahre aus. Ich lehne mich mal aus dem Fenster, und behaupte (ohne es zu wissen), das wäre in Holland nicht passiert. Gerade in dem Alter, in dem die Drop-Out Quote maximal hoch ist, jemanden "fallen" zu lassen.
ich glaube die Frage ist berechtigt, welchen Stellenwert die Förderung des Leistungssports aktuell für die Politik hat. Dass der DLV zu wenig finanziellen Spielraum hat, resultiert nunmal aus einer Entscheidung des Parlaments, welches über die Verteilung der vorhandenen finanziellen Mittel entscheiden muss.
Ich mache den Verantwortlichen des DLV keine Vorwürfe, da sie mit den knappen Ressourcen arbeiten müssen und angesichts der Anzahl der Disziplinen sind gewisse Ungerechtigkeiten unvermeidbar. Wenn sich hieran etwas ändern soll, bedarf es mehr Geld seitens des Staates. In den USA übernehmen die Universitäten die Finanzierung des Leistungssportes ; in Deutschland haben wir keine NCAA und müssen insofern auf staatliche Mittel setzen.
Nun gibt es Staaten, die sportliche Erfolge anstreben, natürlich auch um ihre (vermeintliche) Reputation zu stärken. So einige politisch autoritäre Staaten zahlen ihren erfolgreichen Athleten signifikante Prämien für Medaillen bei OS oder WM. Deutschland hat sich gegen einen solchen Ansatz entschieden, gleichsam wünscht die mediale Öffentlichkeit Medaillen.
Ohne die finanziellen Rahmenbedingungen ist dies aber illusorisch.
Über 50 % des Bundeshaushaltes gehen in den Bereich "Soziales". Einen großen Teil bildet der Zuschuss an die Rentenkassen und die Grundsicherungsleistungen, Elterngeld, Kindergeld, Zuschüsse an die Krankenkassen etc. Es handelt sich mithin um "Sozialtransfers", sprich einseitige Zuschüsse des Staates, da die Sozialversicherungsbeiträge die in den letzten Jahren stark angestiegenen Kosten nicht abbilden. Die gesetzlichen Krankenkassen und/oder Kommunen müssen bekanntlich mehrere Millionen neue Leistungsempfänger versorgen, die bislang keine Beiträge eingezahlt haben. Das sind schlichtweg Fakten und ich verwehre mich dagegen, dass man bei Benennung von Fakten sofort in die AFD-Ecke geschoben wird.
Es ist im Ergebnis eine Verteilungsfrage, die politisch entschieden werden muss.
Abschließend: Mein Eindruck ist allerdings, dass die Förderung des Leistungssportes bei den derzeitigen Politikern keine Priorität geniesst. Das war in den 70er und 80er Jahren im Systemwettbewerb mit dem Kommunismus noch anders.
Wir müssen uns fragen, wohin wir künftig wollen. Ich plädiere dafür, Leistung (in allen Bereichen, ob Sport, Bildung etc.) zu fördern und zu belohnen.