01.11.2016, 06:02
(16.05.2016, 14:51)Pollux schrieb: 1 Wenn ich einen Bauherrn mit der Fertigstellung eines Hausbaus beauftrage, kann ich hinreichende Sicherheit erwarten.1 Du meinst sicherlich eine Baufirma oder einen Generalübernehmer des Baus = Auftrag-Nehmer.
2 Wenn ich das Gleiche in Bezug auf die Bestätigung einer pers. Bestzeit (bei WM, OS etc. ) von einem Athleten erwarte, bin ich ein sportlicher Ignorant. Man tut es aber trotzdem - und feiert die Sieger als Helden der Handlungs-Souveränität
3 Ich überzeichne diesen Aspekt natürlich – aber nur deshalb, weil man die Ignoranz dadurch befördern kann, dass man Arbeitsleistung und sportliche Leistung in einen Topf wirft.
4 „Leistung“ aber ist ein absoluter Handlungsbegriff. D.h. man verkennt dabei den Geschehnis-Charakter, dem sich ein Sportler im Wettbewerb überlässt. Wäre es nicht so, könnten Sieger - oder Leute deren Erwartungen sich erfüllen, - nicht überwältigt, sondern allenfalls zufrieden sein.
5 Aber es gibt natürlich auch hier schlechte Utopien. Als Utopien der Machbarkeit. Und deshalb werden Sieger als Helden der Handlungs-Souveränität gefeiert.
6 Lenk war klar, dass die moderne Gesellschaft in erster Linie zur Erfolgsgesellschaft tendiert. (Damit das Leistungsprinzip eher „hintergeht“) Wusste er aber auch, dass sich das Faszinosum der sportlichen Eigenleistung arbeitspsychologisch und optimierungsfunktional instrumentalisieren lässt?
7 Ästhetik ist zwar der richtige Begriff. Aber bereits im Glückszugriff des Akteurs offenbart sich ein weit größerer Horizont. Dazu braucht man den Leistungsbegriff aber nur, sofern man’s nötig hat, sich von ‚Leistungsverweigerern’ abzugrenzen. Aber diese Gesellschafts-Pädagogik sollte man nicht am falschen Platz kultivieren...
Ein Bauherr ist ein Auftrag-Geber und Finanzier des Baus.
2 Handlungs-Souveränität bedeutet nicht Output-/Erfolgs-Garantie.
Ich kann Herr meiner Handlungsoptionen und -Inhalte sein, alles richtig machen und dennoch scheitern.
In beiden Fällen kann ich Handlungs-souverän bleiben.
3 Arbeitsleistung und sportliche Leistung haben sehr viel gemein. Der Sport entstand, entwickelte sich aus der archaischen Welt
des Leistens für den Lebensunterhalt und derivierte, kultivierte und sublimierte nicht erst als Luxus-Veranstaltung,
als die Menschen aus dem Gröbsten raus waren.
Der freiwillige Geschehnis-Charakter des kultivierten Sports ist evident, aber kein Alleinstellungsmerkmal.
Der Sport ist sowohl eine Gegen-Welt, aber auch eine In-der-Welt.
Es ist seit vielen Jahren ein verstärktes Anbiedern von Unternehmen an Sportler und umgekehrt zu beobachten.
Man will sich schmücken, identifizieren und verdienen.
4 Leistung ist kein absoluter Handlungsbegriff.
Im engen physikalischen Sinn vielleicht, aber das hatte ich schon in den Anfangskapiteln durchdekliniert.
5 Das ist ein Phänomen, das ich schon beim Historiker-Irrtum beschrieben habe.
Man beurteilt die Geschichte falscherweise vom Ergebnis her
und nicht richtigerweise von den Konstellationen vor und während der Aktion.
6 Lenk: 'Menschliche Rücksichten treten allzu leicht in den Hintergrund, wenn der Trainer um jeden Preis Ergebnisse vorzeigen muss.
Der Sportler sieht sich als Material der Wünsche Anderer missbraucht.
Der soziale Erwartungsdruck an den Hochleistungssportler wird im Ergebnis eine Instrumentalisierung.' - Ähnlich Grupe und Andere.
Übrigens ist Instrumentalisierung nicht immer was Schlechtes. Oft oder meistens geht es nicht ohne sie:
Liebende instrumentalisieren sich gegenseitig - und sich selbst. Es gibt viele Beispiele.
7 Leistungsverweigerer? Ich kenne keine Verweigerer von Leistung-Nahme.
Und dass es Verweigerer von Leistung-Gabe geben soll, ist nur ein Gerücht, oder?
Und noch ein wenig zur Pädagogik: Alle, vor allem auch die Unterlasser von Lesitung, verlangen Ebendiese
von ihrem Fussballverein und von anderen Leistung-Gebern.
Man könnte die Stellvertreter-Leister nennen, deren Leistung man sich - virtuell - zurechnet.
Das Thema Leistung-Nehmer und Leistung-Geber hat also im Sport sehr viel zu suchen,
man denke auch an die Bereiche Sportfinanzierung, die Millionen Ehrenamtlichen, die Kommerzialisierung, usw.