(30.08.2015, 20:17)Ericmo schrieb: Auch fast 26 Jahre nach der Wende, liegen die Medallienschmieden in der deutschen Leichtathletik in den ostdeutschen Bundesländern. Dieser Fakt sollte weiterhin ausreichend Aufmerksamkeit in den Diskussionen über die Zukunft der deutschen Leichtathletik bekommen.
Richtig! Einige unken hier schon, dass die DLV-Geschäftsstelle demnächst nach Leipzig oder ... verlegt wird.
Nur ist alles auch eine Frage der vernünftigen Analyse und vor allem auch der Kanalisation von Athleten. Sehen Sie bitte nicht nur die Erfolge! Listen Sie bitte auch mal die Anzahl der Operationen bei den Erfolgsathleten aus der ostdeutschen Region auf! Da habe ich in einigen Trainerfällen erhebliche Zweifel an der richtigen Unterbringung von Athleten. Da mag eine medizinische Abteilung in manchen Dingen erfolgreich sein, in vielen Fällen aber nicht!!! Da beeindrucken mich Erfolge bei den Verletzungen - übrigens aus meiner Sicht vielfach Ursache mangelnden Spezial-Fachwissens - überhaupt nicht! Es geht vielfach auch ohne "Reißverschlüsse"!!! Man muss es nur wissen. Ich habe sehr viele Beispiele dokumentiert.
Hansjörg Holzamer hat in einem 400m-Hürdenfall - seiner Ansicht nach das größte 400m-Hürdentalent, das wir je hatten - sofort nach einem Wechsel gesagt: "Das übersteht er nicht!" Wo waren die 400m-Hürdenläufer in diesem Jahr???
Nehmen Sie mal einen Markus Münch, der von Danneberg zu "Schulle" gewechselt ist! Rolf Danneberg sagte mir sehr enttäuscht mal in Wattenscheid: "Man hat mir (Rolf) zum Vorwurf gemacht, dass Münch bei großen Wettkämpfen versage. Ich mag Schulle sehr; nur sollte man die westdeutschen Trainer, die gute Arbeit leisten, in der Form nicht übergehen und der Athleten "berauben". So verlieren diese Trainer die Lust auf Leichtathletik, und die Konsequenz ist eine regionale Eingrenzung. Münch ist meines Wissens nicht besser geworden. Mir liegt es wirklich fern, hier eine Trainerwertigkeit Danneberg - Schult vorzunehmen.
Ilse Bechthold hat die Familie Storp in Braunschweig bei der Team-EM getroffen. Sie hat mir berichtet, dass die Familie mich als Steffis beste Trainerin genannt hat, wobei ich Dieter Kollark sehr schätze und ich mich mit ihm sehr gut verstehe. Nur scheinen solche Argumente beim DLV und der ostdeutschen Ausrichtung nicht anzukommen, dass auch hier sehr gute Trainer/innen leben. Ich stelle in den Raum, dass absichtlich diese Trainer/innen übergangen werden. Das ist der Grund, warum ich mein sehr ausgeprägtes Spezial-Wissen bestimmten Leuten nicht zur Verfügung stelle.
Als mein Vortrag in Oslo wohl sehr ankam, hat mich der Leiter gefragt, warum der DLV mich bei dem Wissen nicht bei Athleten einsetze. Ich habe gelächelt und gesagt, dass Wissen und Können nicht unbedingt Garanten dafür seien. Mehr als mit Sabine Braun und 6985 Punkten ohne eine OP kann man nicht einbringen. Meinen Sie, dass der DLV auch nur eine Athletin im Mehrkampfbereich in meine Richtung schickt??? Fehlanzeige!!! Ich bin teamfähig, aber beileibe alles andere als unterwürfig. Ich habe nie in der DDR (damaliger Prägung) gelebt. Bei der WM fielen mir bestimmte Fehler im Frauen-Mehrkampfbereich sofort auf. Ich habe mich gefragt, warum man nicht in der Lage war, diese Fehler abzustellen? Es gibt also auch "westdeutsche" Augen, die zur angemessenen Korrektur fähig sind.
Jennifer Oeser hat ihre Medaille im Westen erzielt. Ihr Umzug hatte wohl andere Gründe.
Peter Ogiolda hat auch mit Wessing einen EM trainiert. Hat man je einen Speerwerfer zu ihm lanciert?
Gibt es ein vergleichbares Zentrum wie Kienbaum im Westen? Man könnte ein zweites Zentrum im westdeutschen Raum vielleicht etwas auch mit kulturellem Ambiente errichten.
Robb schrieb:Das kann man aber auch anders sehen, wenn du über die Zukunft der deutschen Leichtathletik diskutieren willst. Bei der U20 EM hat der deutsche Nachwuchs elf Einzelmedaillen in den Laufdisziplinen gewonnen, kein einziger der Medaillengewinner startet für einen Ostclub.
Die Zukunft kann nicht nur in den Wurfdisziplinen liegen, auch wenn wir da (noch) die meisten Medaillen holen.
Der DLV ließ neun Frauen- und neun Männerdisziplinen unbesetzt, die meisten aus dem Laufbereich.
Warum hat der DLV nicht einen Athleten zu Hansjörg Holzamer kanalisiert? Es gibt nichts Vergleichbares im Hürdensprint in Deutschland. Er beherrscht wie kein anderer die technischen Details.
Der DLV täte gut daran, auch das westdeutsche Trainer- und Athletenpotential vor allem aus dem Jugendbereich zu nutzen.
Z.B. würde ich hundertprozentig einen Jürgen Krempin im 400m-Bereich einsetzen, damit da mal eine sehr gute Methodik für frischen Wind sorgt. Sein Vortrag damals in Mainz war der mit Abstand beste Vortrag auf dem Gebiet, den ich je gehört habe. Auf einen derartigen Gedanken kommt man im DLV vor lauter "Ostverblendung" gar nicht, auch mal einen westdeutschen erfolgreichen Fachmann einzusetzen.
Hansjörg sagt immer: "Es gibt für alles Medikamente, nur nicht für Technik!!!" Er kritisiert die mangelnde Präsenz von Technikelementen in den Fortbildungen vor allem im Sprint- und Hürdenbereich bestimmter Trainer sehr.
Gertrud