17.07.2018, 10:57
(16.07.2018, 23:44)icheinfachma schrieb: a) Es ist allgemein bekannt, dass man bei supramaximalen exzentrischen Kontraktionen, also bei Gewichten, die so hoch sind, dass man sie nicht statisch halten kann, sondern in eine exzentrische Kontraktion gezwungen wird (120-150% 1RM) mehr Kraft entwickelt, als bei normalen Kontraktionen. Bisher hat man das auf eine erhöhte Rekrutierung motorischer Einheiten durch Dehnungsreflexe zurückgeführt. Man ist davon ausgegangen, dass man bei solchen exz. Kontraktionen alle motorischen Einheiten des Muskelns rekrutieren, also seine Absolutkraft entfalten kann, während man bei normalen Kontraktionen nur die willkürliche (konzentrische oder statische) Maximalkraft hat. Die Differenz aus konzentrischer / statischer Fmax und exzentrischer Fmax wurde dann als Maß für die autonome Reserve, also die nicht willkürlich rekrutierbaren motorischen Einheiten gewonnen - also als Maß, wie gut der Athlet hinsichtlich intramuskulärer Koordination austrainiert ist.
b) Neuere Forschungen zeigen allerdings noch etwas anderes: Man hat Myofilamente aus Muskelfasern isoliert und dann gedehnt, also exzentrisch belastet. Man hat sie soweit gedehnt, dass sich Aktin und Myosin nicht mehr überlappen. Somit kann keine aktive Kontraktion im Sinne von Querbrückenzyklen mehr stattfinden. Trotzdem ist in dieser Dehnung eine von den Filamenten ausgehende Kraft gemessen wurden, die dem Vierfachen der Titin-Ruhespannung entspricht. Das heißt, dass das Titin unter starker Dehnung anfängt, große Kräfte zu entwicklen, die es sonst nicht entwickelt. Zwei Ursachen kämen dafür infrage: Entweder eine Calciumanlagerung an das Titin, die zu Konformationsänderungen führt oder eine Konformationsänderung durch die mechanische Einwirkung selbst.
Mir macht es Spaß alleine durch einfaches Wissen und strenge Logik Wissenslücken und Denkfehler zu entdecken.
Ist auch für Anfänger lustiger zu verstehen.
Zu a)
Bei gezwungenem Nachgeben beim statischen Halten der Überkräfte, geht es an ersten Stelle um Kräftigung der Nervenimpulse an die Muskeln. Also ein Neuron-Training. Je stärker die elektrischen Nervenimpulse vom Hirn zum Muskel, desto mehr Kraft entwickeln die Sarkomere. Sarkomere sind wie Hydraulikkolben beim Traktor. Nur H-Kolben sind besser in den Funktionen, die können sich aktiv verlängern und aktiv verkürzen, ja nach dem in welche Seite der Trennscheibe mit Stift öl gepumpt wird. Also ein technisches Sarkomer. Bio-Sarkomere können nur sich aktiv verkürzen, Verlängerung ist durch fremden Zug möglich. Also können Muskelfaser nur ziehen (durch Nervenstrom), aber nicht wegdrücken, wie ein H-System das kann. Beide Systeme haben Begrenzungen durch Z-Scheiben.
Das Zusammenspiel Hirn - Sarkomer wird laufend angepasst und korrigiert. Die Kraft der Sarkomere passt sich in der Stärke den Hirnimpulsen an.
Also, was ist dabei führend? Richtig! Das Hirn.
Zu b)
Hier ist leider Fehldenken und Wissensmangel drin.
Wenn Aktin und Myosin durch starke Dehnung sich nicht mehr überlappen, dann ist die Wirkung des Hirns auf das Zusammenziehen des Sarkomers gleich Null. Und wenn weiter gedehnt wird, dann geht es an die Struktursubstanz, und die M-Faser wird zum einfachen Bio-Band (Sehne). Dann entsteht Plastikbandeffekt. Diesen Effekt hat jeder erlebt: Ein Karton wird bei der Lieferung oft mit Klebeband befestigt. Wenn man das Band dann entfernen will, schneidet man es durch. Manche versuchen es zu zerreissen. Und dann wundern sie sich echt dem Ereignis. Zuerst dehnt sich das Band und wird immer stärker bevor es reisst. Bei mehreren übereinander Fehlt schon manchen die Kraft die zu zerreissen.
Uuupps! Nichts anderes passiert mit überdehnten Muskelfasern. Überdehnte Muskelfaser werden zu einfachen kleinen Sehnen, nichts mehr. Bevor die gesunde Sehne reisst, entwickelt die eben starke Kräfte.
Also nichts besonderes! Dies einfaches Wissen erspart viel Zeit und Mühe für weitere Forschungen in die falsche Richtung.
Grüße vom primitiven Wlad.