(20.03.2015, 15:31)MZPTLK schrieb: Bei allen Sprüngen gibt es während des Absprungs ein exzentrisches und konzentrisches 'Wandern' des KSP über dem fixierten Absprungfuss.Hab grad Zeit und Lust, nochmal kurz auf dieses Thema einzugehen. Muss verstehen, wer ein rechter Experte sein will. Das "Wandern" ist eine Rotation mit Angelpunkt Fußgelenk. Nach dem Abheben bleibt diese Drehung als Flugrotation um eine annähernd waagerechte Achse, die natürlich durch den KSP verläuft, erhalten. Dies kostet keine Kraft, die abgezweigt werden müsste. Im Gegenteil: Diese Rotation zu verhindern (Basketballer, Hangsprung) kostet Kraft. Das ist ein Ansatz zum Auerbacher (Salto rücklings-rückwärts). Und nochmals im Gegenteil: Ein Forcieren der Gratis-Vorwärtsrotation ist bis zu einem gewissen Maße auch noch gratis. Und zwar weil der Bodenkontakt noch um eine hundertstel Sekunden verlängert wird, die Kraft also unter günstigen Umständen noch etwas länger wirken kann.
Der Hochspringer muss immer abzweigen zwecks Rotation,
die anderen Springer sollten Abzweigungen und Rotationen vermeiden.
Es ist zwar richtig, dass die Kraft beim Absprung mit der Stützzeit abnimmt, aber in welchem Maße, lässt sich nur schwer feststellen. Die Messung des Drucks am Boden kann diesen Vorgang nicht spiegeln. Es kann sein, dass die Kraft sogar zunimmt, denn der Druck fällt ja deshalb ab, weil der Körper nach oben beschleunigt wurde. Die Form der Kurve kann da allerdings einigen Aufschluss geben - wenn man sie zu lesen weiß.
Fest steht dagegen, dass der Abflugimpuls der Fläche unter der Druckkurve entspricht. Und diese ist bei gleichbleibender Kraft umso größer, je länger die Stützzeit. Das Anlauftempo hat also einen Pferdefuß, denn die Stützzeit wird mit höherem Tempo ja immer kürzer, so dass man mehr Kraft braucht, um bei gleichbleibenden Winkeln einen größeren Impuls umzulenken. Und deshalb liegen die Alternativen zu einem noch schnelleren Anlauf (den man irgendwo nicht mehr umsetzen kann, ohne flacher abzuspringen) darin, steiler abzuspringen und dazu die Schwungelemente zu intensivieren, zu erweitern sowie im Timing und in ihrer Richtung zu optimieren. Diese Techniken muss man allerdings erlernen und kultivieren, wodurch Hochsprung zur Kunst wird. Aber davon ahnt heute ja kaum einer mehr was. Selbst wenn Spitzenspringer also ausgefeilte Armbewegungen und Schwungbeineinsatz zeigen, ist nur schwer zu ersehen, wie effektiv diese sind.
Dem nach höherem Strebenden ist nichts zu hoch sondern alles zu nieder. (vonmia)